Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
musste. »Hey, meine Damen«, sagte er schmeichelnd, »ich heiße Deyan und bediene heute Abend an Ihrem Tisch, und ich lasse nicht nach, bis es wehtut.«
»Wer ist das nur?« Lara sah ihn mit fragendem Ausdruck an. »Kevin Kline in In & Out ? Oder vielleicht der Typ aus Will & Grace ?«
Nicht Sie schon wieder, verriet der Ausdruck in Deyans Gesicht.
»Das ist meine Version von Jack aus Will & Grace «, gab er widerstrebend zu.
»Ich wusste es doch!« Lara strahlte. »Wissen Sie was, Deyan? Ich bin heute Abend nicht richtig in Stimmung für Jack. Können Sie jemand anders sein, zum Beispiel …« Sie ließ einen Blick aus blauen Augen über mich und Emily gleiten. »Wen wollen wir denn mal? Lasst uns einen Schauspieler aussuchen. Arnie? Ralph Fiennes?«
»Ich mag Nicholas Cage«, sagte ich.
»Wie wär’s damit?«, fragte Lara Deyan.
»Welcher Film?«, wollte er schmollend wissen.
»Wild at Heart ?«, schlug ich zaghaft vor. »Stadt der Engel ?«
Er wurde still und war wie entrückt, und ich dachte schon, mein Vorschlag missfiele ihm. Dann nahm sein Körper eine schlaksige, knochenlose Haltung ein. »Umwerfend gute Nachrichten«, sagte er gedehnt.
Er verkörperte Nicks Charme unter schweren Lidern in Perfektion.
Ich hörte mich lachen, und erst da wurde mir bewusst, wie lange es her war, dass ich etwas lustig gefunden hatte.
»Kann ich den schönen Damen einen Drink bringen?«, fragte Deyan mit heiserer Stimme.
»Vodkatini mit Gray Goose, kein Eis und vier Oliven«, sagte Lara
»Apple Martini mit Tanqueray und zerstoßenem Eis«, bestellte Emily.
»Für mich auch«, murmelte ich. »Das mit dem Apfel.«
»Geht klar, Baby!«
Ich musste zugeben, dass mich diese Lara wirklich erstaunte. Im ersten Moment, als ich ihre wippende Frisur mit den honigfarbenen Strähnchen und ihren straffen Goldblatt-Körper sah, war ich überzeugt, dass ich im Wörterbuch neben dem Begriff »Strohkopf« eine Abbildung von ihr finden würde. Aber sie war sowohl intelligent als auch schön, und ich hatte erhebliche Zweifel, ob das wirklich fair war.
Als Deyan kurz vor der Bar war, blieb er abrupt stehen, ging ansatzweise in die Knie, hielt aber, kurz bevor er den Fußboden berührte, inne und schwang herum. Er zeigte mit dem Finger auf uns und zwinkerte uns zu und sagte tonlos ein paar Worte, von denen eins auf jeden Fall »Baby« war. Man musste es ihm lassen, er legte alles rein.
Dann kam er mit den Getränken wieder; er war immer noch Nicholas Cage und fing an: »Und was die Küche heute noch zu bieten hat …« Im selben Moment schaltete mein Verstand auf Bildschirmschoner um. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich wollte wissen, was die Küche zu bieten hatte, aber wenn ich über einen längeren Zeitraum Blickkontakt halten musste, beeinträchtigte das anscheinend meine Hörfähigkeit. Es war immer das Gleiche.
»… blah blah blah in einer Blaubeer blah …«
»Aha«, murmelte ich interessiert und nickte und konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden.
»… blah blah blah, dazu blah blah und blah.«
»Hat einer von euch zugehört?«, fragte Lara, als er gegangen war. »Ich schalte den Empfang ab, wenn sie damit anfangen.«
Überglücklich, dass ich nicht die Einzige war, sagte ich: »Mir passiert das auch, wenn ich nach dem Weg frage. Meine ganze Energie geht dabei drauf, zu nicken und ein aufmerksames Gesicht zu machen.«
Lara sagte: »Du sagst es!« (Fettes amerikanisches Kompliment) »Mir geht es genau so. Den Anfang kriege ich noch mit. ›Biegen Sie rechts ab‹. Danach kommt es mir so vor, als würden sie die ganzen Wörter durcheinander werfen, und ich verstehe nur, was weiß ich, eins von zwanzig -«
» – ›an der zweiten Ampel‹«, fiel ich ihr ins Wort.
» – ›Links in die Doheny Street‹. Wo hast du sie aufgetrieben?« Sie sah Emily an und zeigte dabei auf mich. »Sie ist fantastisch!« Ihre überschäumende Freundlichkeit war überzogen, aber sie nahm mir ein wenig von meinem Gefühl der Unzulänglichkeit. Wer war diese Lara? Anscheinend arbeitete sie in einer Produktionsfirma.
»In einer Filmproduktionsfirma?«
Sie sah mich überrascht an, als wollte sie sagen: Gibt es auch andere?, dann nickte sie: »Klar, eine Filmproduktionsfirma. Eine unabhängige.«
»Das bedeutet«, erklärte Emily, »dass sie intelligente Filme machen.«
»Aber nicht viel Geld.« Lara lachte.
»Viel zu tun?«, fragte Emily.
»Nein. In den nächsten zwei Wochen muss ich eine Premierenparty für Die Tauben auf
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