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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Zuneigung schenkte. Aber als ich Donna das erzählte, sagte sie nur, ich solle keinen Unsinn reden. Wo gab es denn so was – dass jemand auf zwei Kaninchen eifersüchtig war?
    Kurz darauf wurde Hoppy krank, und Garv war sichtlich besorgt. Er nahm sich einen Morgen frei, um mit ihr zum Tierarzt zu gehen, der eine von schief stehenden Zähnen – kann man sich das vorstellen? – ausgelöste Infektion feststellte. Die Behandlung war einfach: Der Tierarzt kürzte ihr die Zähne und verschrieb Antibiotika. Aber als wir ein paar Tage später mit Donna und Robbie ausgingen, erzählte Garv in aller Ausführlichkeit von Hoppys Krankheit: Er habe gespürt, dass sie nicht auf dem Damm war, denn normalerweise sei sie sehr helle und reaktionsschnell, und mit einem Mal wollte sie nicht einmal mehr auf ihrem Beißring beißen. Donna und Robbie zeigten ihre Anteilnahme, und Garv erzählte von Hoppys Fieber und von Rider, der versucht hatte, ihr von seinen frittierten Zwiebeln abzugeben (wir hatten die ganze Woche keine Zeit gefunden, zum Supermarkt zu gehen, und festgestellt, dass die Kaninchen frittierte Zwiebeln ganz gern mochten).
    Während Garv immer weiter erzählte und Donnas und Robbies teilnahmsvolle Mienen allmählich versteinerten, spürte ich, wie sich in meinem Magen ein Knoten bildete, der sich auch mit großen Mengen Wein nicht auflösen ließ.
    »Und was macht die Arbeit?«, unterbrach Donna ihn endlich.
    »Die Arbeit?« Er klang verwirrt. »Meine Arbeit? Ihr erlaubt mir sonst nie, über meine Arbeit zu sprechen, weil sie so langweilig ist.« Als ihm dämmerte, wie sie es gemeint hatten, lachte er gutmütig. »Ach so, ich verstehe. Ist gut, ich bin schon still.«
    Am nächsten Morgen rief Donna mich an. »Maggie«, sagte sie, »vielleicht hast du doch Recht, er ist regelrecht besessen von den Tieren. Du kannst das mir überlassen, ich mache ihm das klar.«
    Die Sache erreichte einen entscheidenden Punkt, als Claire zu Besuch kam und eine Bemerkung über das Kaninchenzubehör machte, das überall herumlag. Garv wollte mit den Tieren zum Tierarzt gehen, weil sie geimpft werden sollten, und war dabei, sie in ihre Körbe zu verladen.
    »Geimpft?«, rief Claire. »Das ist ja, als hättet ihr Kinder!«

17
    S zene: Sonniger Tag. Weißes Holzhaus mit Vorgärtchen. Haustür öffnet sich. Zwei Frauen treten heraus. Eine, groß, trägt ein Jackett, das in der Brustgegend lose sitzt, in der Hand eine leere Mappe. Die andere, klein, dünn, elegant gekleidet, zieht gierig an einer Zigarette.
    Kleine Frau: Ich muss noch mal zur Toilette.
    Große Frau: Nein, Emily, musst du nicht.
    Sie überqueren den Rasen, in dem Moment springt der Rasensprenger an, besprüht die kleine Frau mit Wasser, löscht ihre Zigarette. Sie kreischt. Wie bei einer chemischen Reaktion beginnt sich ihr glänzendes, glattes Haar zu kräuseln und aufzubauschen.
    Lachen aus dem OFF.
    Bitte aufhören!
    Ich konnte nicht aufhören, in der Drehbuch-Sprache zu denken. Emily hatte lange, bis spät in die Nacht, mit mir geübt, und den ganzen Morgen, zwischen Terminen beim Friseur und bei ihrem Reiki-Lehrer.
    Wir waren beide mit den Nerven am Ende.
    Außerdem war dies der Tag, an dem meine Haare nicht so wollten wie ich. Wie gewöhnlich wachte ich auf und hatte ein Gefühl, als wäre das Ende der Welt gekommen. Und zwar, bevor ich ins Bad ging und mir meine Haare oder das, was davon übrig war, ansah. Als ich an die zwanzig Zentimeter dachte, die ich eingebüßt hatte und die so nachlässig
zum Abfall gefegt worden waren, fing ich an zu weinen. Allerdings weinte ich nicht – und das war das Interessante daran  –, weil ich in der neuen Frisur ein Symbol für das Ende meiner Ehe sah. Sondern weil ich mich in meiner Aufregung bei Dino zu einer pflegeintensiven Frisur hatte hinreißen lassen, und jetzt war daran nichts mehr zu ändern.
    Blöde Friseure. Wenn man aus dem Salon kommt, sieht die Frisur immer fantastisch aus. (Nein, das stimmt nicht, aber ich will gar nicht anfangen von den vielen Malen, da wir mit Mühe die Tränen zurückhalten müssen, während wir der Friseuse ein Trinkgeld zustecken. Ich spreche von den seltenen Gelegenheiten, wenn wir glücklich über das Ergebnis sind.)
    Alles ist bestens bis zur ersten Haarwäsche, doch dann ist es trotz aller Anstrengung nicht möglich, den Frisch-vom-Friseur-Look wieder herzustellen. Nur in dem Moment, da wir frisch aus dem Friseursalon treten, hat unsere Frisur den Frischvom-Friseur-Look. Auch jetzt hatte

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