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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Moment stockte vor uns der Verkehr.
    »Nun los, los, macht schon! Fahrt doch endlich! Herr im Himmel!« Emily hämmerte auf das Steuerrad, dann gab sie mir ihr Mobiltelefon. »Ruf Floh an und sag ihr, wir kommen fünf Minuten später.«
    »Floh? Heißt sie wirklich so?«
    »Ja, Floh.« Emily klang ungeduldig.
    »Wie der Floh?« Ich konnte nicht lockerlassen.
    »Nein. F-L-O. Es ist eine Abkürzung. Florence, oder so was.«
Und schon fuhren wir durch das Tor, überprüfte der Wachmann unsere Namen, parkten wir in der Parklücke, die uns zugeteilt war. Es war eine unwirkliche Erfahrung, und trotz meiner Angst spürte ich ein Kribbeln der Aufregung. Seit Monaten – obwohl es sich anfühlte, als wäre es schon immer so gewesen – waren meine positiven Gefühle wie betäubt. Nicht ein einziges Mal hatte ich uneingeschränkte Freude oder Erregung empfunden.
    Jetzt durfte ich mich jedoch nicht zu sehr hineinsteigern, denn ich wusste, wie wichtig dieser Termin für Emily war. Sie hatte ihr Geld und ihre Möglichkeiten aufgebraucht, und wenn sie diesmal nicht den nötigen Erfolg hatte, müsste sie ins verregnete Irland zurück und in einem Supermarkt an der Kasse arbeiten.
    Und schon schritten wir durch die Glastüren – einen Augenblick dachte ich, Emily würde gleich in Ohnmacht fallen –, sahen wir um uns herum die Poster von den erfolgreichen Filmen, die das Studio produziert hatte – und einen Moment lang hatte ich das Gefühl, jetzt würde ich gleich in Ohnmacht fallen  –, meldeten wir uns bei dem unglaublich dünnen, schönen, unfreundlichen Mädchen am Empfang, das von dem Blumenarrangement auf dem geschwungenen Schreibtisch fast ganz verdeckt war. Kaum hatte sie Emilys Namen vernommen, hellte sich ihre abweisende Miene auf.
    »Hiiiiii. Ich bin Tiffany. Ich finde Ihr Drehbuch ganz toll«, sagte sie überschwänglich.
    »Haben Sie es gelesen?« Ich war beeindruckt. Sogar das Mädchen am Empfang hatte es gelesen!
    Ein wirrer Blick, als stünde sie im Bann von zwei Autoscheinwerfern, huschte über Tiffanys schönes Gesicht, und als sie sprach, klang es, als hätte sie Helium inhaliert. »Klar«, quiekte sie nervös. »Klar. Ich sage Mr. Russell, dass Sie da sind.«
    Als sie mit Geklapper den Marmorflur entlangging, zischte Emily wütend: »Sie hat es nicht gelesen.«
    »Aber sie –«
    »Niemand hat es gelesen. Niemand außer demjenigen, der die Aufgabe hat, ein Drehbuch von einhundertneunzig Seiten in drei Zeilen zusammenzufassen.«
    »Psst. Sie kommt.«
    »Mr. Russell erwartet Sie«, sagte Tiffany, und Emily und ich erhoben uns langsam und folgten ihr den Flur entlang, wo wir an weiteren Postern von berühmten Filmen vorbeikamen. Meine Kniegelenke waren ganz wacklig, und in meinen Ohren dröhnte es. Ich hatte keine Ahnung, wie Emily sich fühlte. So viel hing hiervon ab.
    Tiffany öffnete die Tür zu einem geschmackvoll, aber karg eingerichteten Raum, wo drei Männer und ein honigblondes Mädchen – Flo? – an einem Tisch saßen. Sie erhoben sich, und einer mit strahlend weißen Zähnen und sonnengebräuntem Gesicht stellte sich als Mort Russell vor. Er war wesentlich jünger, als ich mir vorgestellt hatte, verströmte aber ein angsteinflößendes Charisma, wie man es oft bei mächtigen Männern erleben kann.
    »Emily O’Keeffe«, sagte er so, dass es wie eine Bekanntmachung klang.
    »Schuldig laut Anklage.« Mit einem selbstbewussten Lächeln machte Emily einen Schritt auf ihn zu, und ich wurde etwas ruhiger. Sie schien der Sache gewachsen zu sein.
    Nachdem Mort Emily ein paar Schmeicheleien gesagt hatte, stellte er sie den anderen vor. Die junge Frau war tatsächlich Flo, und die beiden Männer waren irgendwelche Vize-Direktoren. Das war längst nicht so beeindruckend, wie es klang. In den Staaten konnte man Barkeeper sein und Vize-Direktor des Getränke-Nachschubs genannt werden. (Ich selbst war auch schon einmal Vize-Präsidentin gewesen.)
    Dann bugsierte Emily mich mit meiner leeren Mappe nach vorn, und die Anwesenden erklärten, sie seien »hoch erfreut«, mich zu sehen. Man könnte denken, dies sei das Netteste, was ihnen in letzter Zeit passiert war.
    »Erfreut, Sie kennen zu lernen«, sagte ich. Ich hatte strikte Anweisungen, ansonsten meinen Mund zu halten.
    Es wurde Kaffee angeboten, leider weder Kekse noch Kuchen, doch abgesehen davon war die Stimmung freundlich und entspannt und hätte nicht besser sein können. Mit lauter Begeisterung erklärten alle, wie sehr ihnen Kein Bargeld gefallen

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