Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
dem Finger über den Stoff. »Entschuldigung«, sagte er, als sein Finger an mein nacktes Schienbein stieß. »Bis du zu der Auffahrt auf den Freeway kommst. Da nimmst du die Zehn in Richtung Osten.« Sein Finger bog scharf links ab und kam jetzt auf mein Knie zu. Ich war etwas überrascht, aber er schien sich nichts dabei zu denken, deswegen sagte ich auch nichts.
Er blieb mit dem Finger auf meinem Knie stehen. »Wenn du nach Downtown kommst, wechselst du auf den Eins-null-eins Richtung Norden.« Jetzt brauste sein Finger auf meinem nackten Oberschenkel nach oben.
»Zum Cahuenga-Pass, der ist hier ungefähr.« Er blieb mit dem Finger erregend weit oben auf meinem Oberschenkel stehen.
»Oder eher noch hier.« Er fuhr mit dem Finger ein bisschen höher.
»Dann« – er atmete tief ein und machte ein bewusst unschuldiges Gesicht – »fährst du rechts ab.«
Sein Finger glitt auf der zarten Haut zur Innenseite meines Oberschenkels. Wir folgten seiner Hand mit Blicken, dann sahen wir uns an.
»Nur ein paar Blocks.« Sein sachlicher Ton verwirrte mich. Er zeigte mir den Weg, oder? Aber seine Hand war zwischen meinen Schenkeln.
»Und da wohne ich.« Mit einer leichten Kreisbewegung seiner Fingerspitze auf meiner weichen, weißen Haut deutete er den Ort an.
»Genau hier«, sagte er und streichelte die Stelle immer weiter.
»Danke.« Ich war mir sicher, dass er die Wärme meines Körpers da unten spüren konnte.
»Weißt du was?« Plötzlich lächelte er verschmitzt. »Ich wohne ganz in der Nähe vom Hollywood Bowl, aber wenn ich dir zeigen würde, wo das ist, würdest du mir sicher auf die Finger schlagen.«
Ich brauchte einen Moment, bis ich ihn verstand.
»Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte ich, und ein süßes Zucken ging durch meinen Hollywood Bowl.
Noch einmal strich er mit der Fingerspitze sanft über meine Haut, dann warf er einen bedauernden Blick auf den Schritt meiner Jeans-Shorts und stand auf. »Möchtest du ein Bier?«, rief er aus der Küche.
Die Gäste trafen in Scharen ein. Es kam gar nicht dazu, dass ein paar verfrüht Angekommene in dem leeren Haus herumstanden, auf die Flaschenansammlung vor sich starrten und verängstigt und freundlich um sich blickten, so wie es normalerweise auf einer Party geschieht.
Eine der ersten war Nadia, Laras neue Freundin. Sie war ein Lollipop-Mädchen mit einer großen, wippenden, brunetten Frisur und mageren stockartigen Armen und Beinen. Ich war von ihrem Sexappeal nicht überrascht – schließlich hatte schon Lara meine unterbewusste Vorstellung, dass alle Lesben wie Elton John aussehen, zunichte gemacht –, aber was mich überraschte, war mein spontanes Gefühl der Abneigung gegen sie. Zwei Sekunden, nachdem wir einander vorgestellt worden waren, ließ sie eine Kaugummiblase vor meinem Gesicht zerplatzen und vertraute mir mit lauter Stimme an: »Heute Nachmittag habe ich mir eine Playboy-Enthaarung gegönnt. Kein einziges Schamhaar hat das überstanden!«
»Wie schön«, erwiderte ich leicht verlegen. »Möchten Sie eine Erdnuss?«
Sie schüttelte ihren überdimensionalen Kopf und nahm sich kaum Zeit zum Luftholen, bevor sie mit einer Schilderung begann, wie sie sich hinknien und ihren Hintern in die Luft
recken musste, damit die Kosmetikerin an alle Haare herankam. Dann, so fuhr sie fort, musste sie sich auf den Rücken legen, mit den Füßen hinter dem Kopf. Sie erzählten einem wirklich alles, diese Angelenos. Sie litten alle unter einem zwanghaften Mitteilungsbedürfnis.
Dann kamen Justin und Desiree, und mit ihnen zwei kräftige Männer und drei weitere Hunde. Sie hatten sich im Park angefreundet, wo sie ihre Hunde ausführten und versuchten, Frauen kennen zu lernen. Als Nächstes kam Connie, eine zierliche, schrille, krummbeinige, koreanische Amerikanerin, mit einer sexy Ausstrahlung, wie sie selbstsicheren Menschen zu Eigen ist. Sie wurde begleitet von ihrer Schwester Debbie, ihren Freunden Philip und Tremain und ihrem Verlobten Lewis, der kaum ein Wort sagte – vermutlich war sie so eine Vielsprecherin, dass sich seine Sprechfähigkeit schlicht zurückgebildet hatte. Dies war meine erste Begegnung mit Connie, aber ich wollte sie gar nicht näher kennen lernen, was sicherlich mit ihrer bevorstehenden Hochzeit zu tun hatte. Emily war meine Brautjungfer gewesen, und jetzt würde sie bei Connies Hochzeit Brautjungfer sein, und ich hatte das Gefühl, auf der falschen Seite von Verheirateten und Unverheirateten zu stehen. Connie hatte
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