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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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eine glückliche Zukunft noch vor sich, während meine glückliche Zukunft schon weit hinter mir lag.
    Kirsty mit den Ringellocken kam und verunsicherte mich, weil sie sich geradewegs auf Troy stürzte. Dann kamen Mike und Charmaine sowie jede Menge anderer Leute, die ich nicht kannte. Sogar David Crowe schaute kurz vorbei, versprühte seinen Charme unter den Gästen und war wieder weg.
    »Der ist ja nicht lange geblieben«, stellte ich fest.
    »Hast du eine Ahnung!« Emily zerrte Troy von Kirsty weg und befahl ihm: »Erzähl ihr den Witz. Den mit dem Agenten.«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, fing Troy an. »Die Polizei meldet sich bei einem Mann. ›Schlechte Nachrichten für Sie‹, sagt der Polizist. ›Ein Mann ist in Ihr Haus eingebrochen und hat Ihre Frau und Ihr Kind umgebracht.‹ Der Mann ist völlig niedergeschmettert und sagt: ›Wer kann denn ein solch schreckliches Verbrechen begehen?‹ Und der Polizist sagt: ›Es
tut mir sehr Leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass es Ihr Agent war.‹ Und der Mann sagt: ›Mein Agent? Mein Agent ist bei mir zu Hause gewesen? Ich fasse es nicht!‹«
    »Verstehst du?«, sagte Emily.
    »Ich verstehe.«
    Das Haus war voller Menschen, die Party hatte sich auf den Garten, in die warme, funkelnde, blaue Nacht, ausgedehnt, und irgendwie wurde ich in ein Gespräch mit Kirsty und Troy gezogen. Kirsty war gerade bei einer zweistündigen Power-Yoga-Stunde gewesen und pries nun die Vorzüge von sportlicher Betätigung, worauf ich vage sagte, ich müsste unbedingt mal in ein Fitnessstudio gehen, solange ich in L.A. sei. Zu meiner Verblüffung gab Kirsty zurück: »Das ist eine blendende Idee.« Sie musterte mich von oben bis unten und kam zu dem Schluss: »Du könntest, sagen wir mal, locker fünf bis sechs Pfund abnehmen. Und«, fuhr sie fort, während ihr kritischer Blick an meinen Oberarmen hängenblieb, »ein bisschen Muskeltraining könnte auch nicht schaden. Es lohnt sich auf jeden Fall.« Sie meinte das völlig ernst. »Sieh mich an, zum Beispiel. Ich mache Sport, und ich«, sagte sie mit einem kleinen Hüftschlenker, »bin ziemlich gut in Form.«
    Also gut, sie sagte das in erster Linie, um Troy zu beeindrucken, und das meiste davon stimmte auch. Trotzdem war ich sprachlos. Ich hatte noch nie eine Frau getroffen, die von sich selbst behauptete, dass sie gut in Form sei – ich hatte geglaubt, das sei einfach nicht erlaubt. Ich dachte, man würde so etwas über alle anderen Frauen sagen, ob es stimmte oder nicht, während man sich selbst als Elefantenbaby, dicke Kuh oder einen kräftigen Brummer bezeichnete, auch wenn man gerade eine Pampelmusen-Diät gemacht hatte. Das mag ja unaufrichtig sein, aber es ist weniger beleidigend.
    In dem Moment hatte ich einen solchen Hass auf Kirsty, dass ich sie schlagen wollte, und zum ersten Mal seit langem schoss mir ein scharfer Schmerz in den Backenzahn. Eigentlich hatte ich mich nur zu ihr gestellt, damit sie Troy nicht allein für sich in Beschlag nahm, aber jetzt musste ich schnell einen Rückzieher machen. Ich murmelte eine Entschuldigung, drehte mich um – und stand vor Charmaine.
    Sie war freundlich, wenn auch ein bisschen zu aufdringlich. Sie stand sehr dicht vor mir, und jedesmal, wenn ich ein wenig abrückte, rückte sie mir nach, bis mein Kopf tief in einem Fliederbusch steckte und nur noch meine Nase rausguckte. Aber niemand ist perfekt. Und wenn sie mich auch nicht unentwegt zum Lachen brachte, so hatte ich doch das Gefühl, dass sie mir wohlgesinnt war. So dass ich ihr meine Geschichte mit Garv und mir erzählte.
    »Liebst du ihn noch?«, fragte sie mich anteilnehmend.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich verzweiflungsvoll. »Wie soll ich das wissen?«
    »Wie wusstest du es denn, als du dir sicher warst?«
    »Keine Ahnung. Man weiß es eben, oder?«
    »Kein einschneidendes Ereignis?«
    »Nein.« Aber dann fiel mir etwas ein. »Das mit der Schnecke«, rief ich.
    »Wie bitte?«
    Ich erklärte es ihr. Als Mann war Garv für die Entfernung von Insekten jeder Art zuständig: Spinnen in der Badewanne, Nachtfalter unter dem Lampenschirm, Wespen auf der Fensterbank, sie alle fielen in seinen Bereich. Ich machte nie etwas, sondern brüllte einfach nur: »Gaaarv, eine Wespe«, und dann kam er mit einer zusammengerollten Zeitung und schritt zur Tat. Aber er hatte etwas gegen Schnecken, auf sie reagierte er sehr empfindlich; sein Widerwille gegen sie grenzte schon an Phobie. Einmal – wir waren ungefähr sechs Monate zusammen

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