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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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 – war eine Schnecke auf die Windschutzscheibe seines Autos gekrochen und hatte sich dort niedergelassen. (Auch noch auf der Fahrerseite, und in Augenhöhe, um es für Garv besonders schlimm zu machen.) Nach einigem Zögern beugte ich mich über die Scheibe, entfernte die Schnecke und warf sie auf einen vorbeifahrenden Nissan Micra, in dem lauter Nonnen saßen. Ich mochte Schnecken auch nicht besonders, aber ich hatte es gemacht, weil ich ihn liebte, und von da an war ich für die Schneckenvernichtung zuständig.
    »Und würdest du jetzt eine Schnecke von seiner Frontscheibe entfernen?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Da siehst du es.« Das machte mich unaussprechlich traurig.
    Dann fragte ich, vom Alkohol kühn geworden, ob es stimme, dass Charmaine Auren deuten könne.
    »Ja«, sagte sie.
    »Und tust du es auch?«
    »Ja«, sagte sie wieder.
    »Kannst du meine deuten?«
    »Bist du dir sicher, dass du das wirklich wissen willst?«
    Also, spätestens da wollte ich es wirklich wissen.
    »Sie ist ein wenig giftig«, sagte Charmaine.
    Plötzlich war ich furchtbar unglücklich, obwohl ich eigentlich nicht glaubte, dass ich – oder sonst jemand – überhaupt eine Aura hatte.
    »Giftig, das ist schlecht, oder?«
    »Gut oder schlecht, das sind einfach Kategorisierungen.«
    Eine altbekannte Ausflucht.
    »Du solltest nicht so schnell urteilen«, erklärte sie und klang in dem Moment sehr verurteilend.
    Ich befreite mich aus dem Fliederbusch und ging wieder ins Haus, wo ich feststellte, dass auch die Ziegenbärtigen von der Party Wind bekommen hatten. Ein paar von ihnen hatten die Stereoanlage annektiert, Madonna mit schreiend lauter Death-Metal-Musik ersetzt und eine Ecke des Zimmers zu einer Tanzfläche umfunktioniert. Luis, der kleine, dunkle Hübsche, erwies sich als Rock-Tänzer auf Kollisionskurs. Während die anderen sich nur umeinander herum bewegten und gelegentlich mit den Bäuchen aufeinander prallten, tänzelte er zierlich durch den Raum und rammte die anderen mit heftigen Hüftschwüngen.
    Ich war überrascht, als ich den bärtigen Mike unter den Tanzenden entdeckte, allem Anschein nach amüsierte er sich prächtig. Wahrscheinlich hatte er den richtigen Bauch für die Kollisionen. Jedesmal wenn er mit jemandem zusammenstieß, flog der andere quer durch den Raum. Ein mit besonderer Wucht ausgeführter Stoß hob den kleinen Luis in hohem Bogen durch die Luft, bis er unsanft auf einem Sessel landete.
    Nachdem die anderen ihn aufgelesen und untersucht hatten
und es sich herausstellte, dass er nicht verletzt war, fingen sie mit Body-Surfing an, wobei sie einen aus der Gruppe über die Köpfe der anderen weiterreichten. Das kam jedoch zu einem abrupten Ende, als sie Mike hochstemmen wollten und es ihnen nicht gelang.
    Sie zerstreuten sich, und übrig blieb Ethan, der in der Ecke mit finsterer Miene über den Couchtisch gebeugt saß. Weil er den extremsten Ziegenbart hatte – spitz und satanisch, und dazu einen Schnurrbart im Zapata-Stil, dessen Zipfel bis zu seinem Kinn reichten –, hatte ich ihn immer für den Anführer der Jungen gehalten. Ich beobachtete ihn einen Moment und bemerkte, dass er mit einem Taschenmesser spielte. Seine Hand lag gespreizt und mit der Handfläche nach unten auf dem Tisch, und er zielte mit dem Messer zwischen seine Finger. Manchmal gelang ihm das Kunststück, und manchmal traf er auch, wie man an den Verletzungen erkennen konnte, seine Hand.
    »Hör auf damit«, rief ich.
    »Es ist meine Hand, Mann«, knurrte er.
    »Aber es ist Emilys Tisch!«
    »Ich bin völlig zu, Mann.« Bekümmert hob er den Blick. »Ich mache das immer, wenn ich zu bin.«
    »Aber«, sagte ich hilflos und voller Sorge um den Tisch. Dann fiel mir etwas Gutes ein: »Wenn du dir wehtun willst, warum verbrennst du dich dann nicht mit einer Zigarette?«
    »Rauchen, igitt! Einfach eklig!« Er klang zutiefst beleidigt.
    Es stellte sich heraus, dass er sich verletzte, weil er Nadia angebaggert hatte und sie ihn hatte abblitzen lassen. Als ich ihm sagte, dass sie Lesbe sei, hellte sich seine Miene auf. »Wirklich? Stimmt das? Mit Lara? Oh, Mann. Was machen sie denn?«
    Das fragte ich mich auch schon die ganze Zeit.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich streng. »Und lass den Tisch in Ruhe!«
    Ich ging wieder in den Garten, um zu sehen, was Troy und Kirsty trieben. Sie standen immer noch zusammen.
    Bevor ich mir über meine Gefühle klar werden konnte, kam Lara, Arm in Arm mit Nadia, auf mich zu.
    »Amüsierst du dich?«,

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