ich in die Küche und löffelte einen Becher Cappuccino-Eis, danach kehrte ich an den Computer zurück. Meine Suche nach Fakten über Bomstad brachte mir noch weniger ein, lediglich Informationen über seine glorreichen Tage auf dem Football-Feld.
Wie konnte das sein? Rivera hatte doch erzählt, dass der Kerl schon mal gesessen hatte. Hatte er mich angelogen? Mein Puls beschleunigte sich. Vielleicht hatte er sich die ganze Geschichte ja nur ausgedacht. Vielleicht war Bomstads Weste so rein und weiß wie das Gewand einer Nonne, und Rivera versuchte nur, mich bis aufs Blut zu reizen. Schließlich war Bomstad eine Person, die im Licht der Öffentlichkeit stand. Wären Probleme dieser Art nach außen gedrungen, hätten es die Medien ganz bestimmt groß auf die Titelseiten gebracht. Es sei denn, Bomstads Leute hatten die Spürhunde wirklich fest im Griff. Was in diesem Fall die Suche nach der Wahrheit sehr erschweren würde. Aber irgendwo müsste es doch Akten zu diesem Fall geben. Wenn ich nur einen Weg fände, in die Aktenarchive der Polizei einzudringen, dann könnte ich -
Solberg. Das Bild dieses kleinen Hackers müllte mein Hirn voll wie all die nervigen Spammails. J.D. Solberg. Zum ersten Mal war ich ihm in Chicago begegnet, mittlerweile war er jedoch auch nach L.A. umgezogen. Er war klein, kahlköpfig und echt lästig. Ich kannte ihn nicht allzu gut, aber im Warthog hatte er schon fast zum Inventar gehört. Tatsächlich hatte er ordentlich Zeit damit verbracht, mich dazu zu überreden, mal seine Festplatte auszutesten. Kaum jemand kann sich raffiniertere Anmachen ausdenken als diese Computerfreaks, und ich hatte wahrlich schon eine Million Anmachsprüche gehört. Das erinnerte mich wieder daran, dass die Seelenklempnerei doch nicht so schlecht war, selbst wenn ab und an tote Männer die Praxis auf den Kopf stellten. Schon möglich, dass selbst Riveras traurige Anmachversuche noch besser waren als … dieser Mist hier. Ich hatte Solbergs E-Mail-Adresse immer noch im Kopf,
[email protected] .
Grüblerisch starrte ich auf meinen Computer, schaltete schließlich den Bildschirm aus und begab mich wieder in die heiligen Hallen meiner Küche. Innerhalb weniger Minuten hatte ich die Eispackung komplett verputzt und meinen Kopf oft genug gegen die Wand gerammt, um mich davon zu überzeugen, mit Solberg Kontakt aufzunehmen.
Die Aufgabe brachte ich kurz und schmerzvoll hinter mich. Als ich mich wieder ins Bett plumpsen ließ, war es genau 5 Uhr 55. Um 5 Uhr 56 war mir kalt. Um 6 Uhr 17 klingelte das Telefon.
Vollkommen erschöpft blinzelte ich auf meinen Radiowecker. Ich konnte unmöglich noch wach sein, nicht zu solch einer unchristlichen Zeit an einem Sonntagmorgen. Das war alles nur ein Albtraum, redete ich mir ein, aber das Telefon klingelte erneut. Ich nahm den Hörer ab und krächzte einen unverständlichen Gruß.
»Süße«, sagte jemand, »ich wusste, du würdest dich irgendwann bei mir melden.«
Ich sah wieder auf die Uhr. Immer noch 6 Uhr 17. Der Albtraum ging weiter.
»Wer zum Teufel ist denn da?« Betrachten Sie dies bitte als eine frühmorgendliche Abwandlung meines sonst höflichen, aber bestimmten Verhaltens.
»Komm schon. Erkennst du mich denn nicht?«
Ich hatte fast schon wieder den Hörer auf die Gabel gelegt, als er noch etwas hinzufügte.
»Ich bin’s, J.D. Solberg!«
Mein Gehirn zockelte vor sich hin wie ein Minivan in der Rushhour. Ich hob den Hörer vorsichtig wieder ans Ohr. »Solberg?«
»Höchstpersönlich!«
Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht und rieb mir die Augen. »Woher hast du meine Telefonnummer?«
»Baby, du hast mir eine E-Mail geschickt!«
»Ich habe dir aber nicht meine Nummer geschrieben.« Und die war in keinem Telefonbuch registriert - wofür es einige gute Gründe gab, einer davon saß am anderen Ende der Leitung.
Er lachte. Ja, das war J.D. Er hörte sich immer noch wie ein betrunkener Esel an.
»Baby, du weißt doch, wie sie mich nennen.«
Arschloch? Das war nur eine Vermutung, aber ich hatte ein gutes Gefühl, damit mitten ins Schwarze getroffen zu haben.
»Den PC-Gott«, fügte er hinzu, wobei, für mich unverständlich, eine gehörige Portion Stolz in seiner Stimme schwang.
»Gib mir deine Initialen, und ich verschaffe dir eine Green Card!«
»Ich brauche keine Green Card.« Was ich jetzt brauchte, waren neun Stunden Schlaf und eine Lobotomie. Was zum Teufel hatte ich mir bei dieser Aktion bloß gedacht?
»Was willst du dann vom PC-Gott, Baby? Das