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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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einer Bar gearbeitet.«
    Ich sah an ihm vorbei nach draußen, aber selbst mit einem Vorsprung von fünfzig Metern würde ich es höchstwahrscheinlich nicht schaffen, ihm zu entkommen. »Ich habe in einer Kneipe gearbeitet, um mein Studium zu finanzieren.«
    »In was für einer Kneipe?«
    Ich machte eine Pause, aber es spielte eigentlich keine Rolle, ob er es erfuhr oder nicht; er würde die Bar im Leben nicht kennen. »Im Warthog«, sagte ich. »In Chicago.«
    »Hört sich ja nobel an. Wie lange haben Sie da gearbeitet?«
    »Ich denke nicht, dass das für Ihre Ermittlungen eine Rolle spielt.«
    Er hob eine Braue. »Wie ich hier meine Erm -«
    »Zwölf Jahre! Okay? Zwölf Jahre.« Vielleicht habe ich eine Spur zu sehr den Eindruck vermittelt, mich verteidigen zu müssen, obwohl es absolut nichts daran auszusetzen gibt, in einer Bar zu arbeiten … wenn es einem nichts ausmacht, dass einem dort der Hintern wie ein Pfirsich begrapscht wird.
    Sein Gesichtsausdruck war im besten Falle haifischartig. »Und in zwölf Jahren haben Sie nie jemanden kennen gelernt, der Ihr Leben derart auf den Kopf gestellt hat wie Bomstad?«
    »Ich habe hunderte Kerle wie Bomstad kennen gelernt«, erwiderte ich und tat mein Bestes, um seinem Blick mehr als standzuhalten. »Und noch mehr Typen wie Sie.«
    »Ach ja?« Er rückte mir wieder näher auf die Pelle. »Wie kommt’s?«
    »Sie haben die Arroganz eben nicht für sich allein gepachtet, Rivers.«
    »Sie halten mich für arrogant?«
    Die Irin in mir kochte. »Und halsstarrig.« »Halsstarrig?« Seine Lippen zuckten, und es war diese Andeutung eines Rottweiler-Grinsens, das mich auf die Palme brachte.
    »Herrschsüchtig«, knurrte ich wütend, »und vollkommen nervig!«
    »Vollkommen nervig«, wiederholte er und kam mir noch ein Stück näher, obwohl ich eigentlich hätte schwören können, dass das vorher schon nicht mehr möglich gewesen war.
    Ärger? War er etwa verärgert? Es war absolut nicht meine Absicht gewesen, ihn zu verärgern. Eine leise Stimme riet mir, mich zu entschuldigen und meine Worte zurückzunehmen, bevor ich die brutale Polizeigewalt am eigenen Leibe zu spüren bekommen sollte, aber mein Mund wollte partout nicht die nötigen Worte ausspucken. Deshalb stand ich dort einfach nur starr wie eine Salzsäule und wünschte mir, ich hätte damals gelernt, meine Klappe zu halten, als mein Bruder Michael mich vor gut zwanzig Jahren mit dem Gesicht nach unten durch den Sandkasten des Nachbarn geschleift hatte.
    »Gut, manchmal bin ich nervig«, gab Rivera zu, »vollkommen aber nur manchmal.« Nervös erinnerte ich mich daran, dass Rivera zwar kein besonders großer Kerl, dafür aber von nahem betrachtet ziemlich gut gebaut war. Seine Augen waren zu dunklen Schlitzen zusammengekniffen. Ein Muskel an seinem hageren, stoppeligen Kiefer zuckte, und ich merkte, dass meine Lungen scheinbar das Atmen eingestellt hatten. »Aber …« Er beugte sich vor. »… mitunter gelingt mir sogar das.«
    Seine Lippen berührten fast die meinen. Meine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Pudding. Seine Lippen zuckten. Meine Lunge tat weh. Nervenenden tanzten wie wilde Glühwürmchen in meinem erstarrten Körper auf und ab.
    Heiliger Strohsack, er will mich küssen!
    »Verlassen Sie nicht die Stadt«, befahl er, drehte sich auf dem Absatz um und ließ mich auf der Treppe wie eine nach Luft schnappende Forelle stehen, die sich wünschte, sie hätte den verdammten Köder nicht geschluckt.

4
    Vielleicht ist Neugier der Katze Tod. Trotzdem kann es nicht schaden, ein Auge auf den Rottweiler des Nachbarn zu haben.
    Elaine Butterfield, die sich wunderte, warum ihr fester Freund plötzlich nach Shalimar roch
     
     
    W arum nur? Es war drei Uhr morgens. Fragen schossen mir durchs Hirn wie Tequila durch die Adern eines Texaners. Warum nur begab sich jemand wegen eines Problems zu einer Psychologin in Therapie, wenn dieses Problem gar nicht existierte? Warum sollte ein Mann behaupten, er wäre impotent, wenn er es gar nicht war? Warum sollte derselbe Mann eine Überdosis Viagra nehmen? Und warum, um Himmels willen, musste er sich ausgerechnet meine Praxis aussuchen, um tot umzufallen?
    Ich fand keine Antworten. Nur weitere Fragen, die meine wirren Gedanken in ein Dutzend Richtungen wirbeln ließen. Was hatte Bomstad mit seinem Täuschungsmanöver zu erreichen gehofft? Würde mich die Ärztekammer für dieses schreckliche Fiasko verantwortlich machen, und glaubte Rivera ernsthaft, ich sei an Bomstads

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