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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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Tod schuld?
    Zugegeben, ein winzig kleiner, bemitleidenswerter Teil in mir fühlte sich geschmeichelt, dass Rivera annahm, ein Mann wie Bomstad fühlte sich zu mir hingezogen. Hauptsächlich war ich jedoch beschämt, dass sich trotz tausender Dollars Studiengebühren und einer Myriade Jahre Abendschule meine Fähigkeit, die Männer richtig einschätzen zu können, offenbar in keinster Weise gebessert hatte. Diese Tatsache war ebenso erschreckend wie die Verdächtigungen des Lieutenants, weil ich eines mit hundertprozentiger Sicherheit wusste: Männer wie Rivera waren nur an einer Sache interessiert, nämlich daran, ihre Jagdtrophäen an die Wand zu nageln. Die Sorte Mann kannte ich nur allzu gut. Jede Kellnerin in einer Cocktailbar, die auch nur halbwegs ihr Trinkgeld wert war, hatte dieses Szenario schon eine Million Mal miterlebt: Ein Mann schlendert in die Bar. Er fühlt sich gut, ist sich seiner Sache ziemlich sicher und befindet sich auf der Jagd nach der perfekten Frau. Aber nachdem schon einige Stunden wie im Fluge vergangen sind und Heidi Klum wieder mal nicht aufgetaucht ist, wird er weniger wählerisch. Er ist bereit, sich mit allem zufriedenzugeben, was im Besitz von Brüsten und Wimperntusche ist.
    Bei Rivera schien es ganz ähnlich zu sein. Und wenn ich eines ganz genau wusste, dann, dass ich nicht die Absicht hatte, als weitere vollbusige Trophäe in die Akten des L.A. Police Departments einzugehen.
    Um genau 3 Uhr 42 gab ich schließlich den Versuch auf, einzuschlafen, und wankte aus dem Bett. Meine Augen fühlten sich verklebt an, und als ich das Licht anmachte, hatte ich das Gefühl, als wäre jemand in meinem Kopf mit dem Vorschlaghammer zugange. Aus der Ecke meines gerade mal daumengroßen Büros heraus starrte mich mein Computer in anklagender Feindschaft an. Es war schon eine ganze Weile her, dass wir miteinander kommuniziert hatten. Ich war beileibe kein Technikexperte, aber ich hatte während meiner Dissertation einige nützliche Dinge gelernt.
    Ich tippte »Rivera LAPD« ein und wartete. Mein Computer brummte und spuckte schließlich wahllos einige Optionen aus. Für mich ist das Surfen im Internet wie angeln: Man weiß vorher nie, ob man einen Barsch oder einen Tigerhai aus dem Wasser zieht. Ich fischte eine der Möglichkeiten heraus und traf auf einen gut eingeölten, jungen Mann mit einem verführerischen Lächeln und spärlicher Bekleidung. Nachdem ich das Bild etwa eine Minute lang mit großen Augen angestarrt hatte, erinnerte ich mich vage, dass Stripper sich gerne als Polizisten verkleideten.
    Ich suchte weiter. Meine nächsten schwachen Versuche förderten einen Krimiautor, einen Snowboarder sowie einen Kerl zutage, der mir anbot, meinen Kamin für die Hälfte des regulären Preises zu reinigen. Falls ich mir jemals einen Kamin zulegen sollte, würde ich garantiert auf ihn zurückkommen. Aber für den Moment ließ ich mich auf den Stuhl zurückfallen und starrte auf den Bildschirm. Ich brauchte dringend mehr Informationen, wenn ich dem dunklen Lieutenant einen Schritt voraus sein wollte. Deshalb brachte ich mein umnebeltes Hirn auf Touren und versuchte, mich an jedes Detail der traumatischen Ereignisse des vierundzwanzigsten August zu erinnern. Irgendjemand musste doch mit Rivera gesprochen haben, als er in meiner Praxis gewesen war. Wie hatten sie ihn genannt? Sir? Herr und Meister? Kommandant?
    Jack.
    Der Name ploppte mir wie Popkorn ins Gedächtnis. Wie besessen gab ich den Namen ein, vertippte mich dreimal bei diesen vier Buchstaben und versuchte es aufs Neue.
    Und voilà! Riveras Gesicht materialisierte sich vor meinen Augen. Jedenfalls ein undeutliches Abbild davon. Die Bartstoppeln und die »Wage es nicht, mich herauszufordern«-Miene waren verschwunden. Stattdessen sah ich einen gepflegten Geschäftsmann mit Anzug und Krawatte. Und war das da etwa ein Lächeln auf seinem Gesicht? Einen kurzen Augenblick lang starrte ich auf den Bildschirm, dann scrollte ich nach unten. Jack Franklin Rivera. Ich scrollte weiter. Eine Auszeichnung folgte der anderen, aber ansonsten konnte ich nichts entdecken. Keine versuchten Morde, keine Anklagen wegen Belästigung. Einfach nichts. Vielleicht hat er sich seine Drohungen aber auch nur für Psychologinnen aufgespart, die Tight Ends in ihren zweitklassigen Praxisräumen umbrachten.
    In der Hoffnung, wenigstens ein paar Jugendsünden zu finden, probierte ich noch die ein oder andere Möglichkeit aus, wurde aber wieder enttäuscht. Frustriert ging

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