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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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Übliche?«
    Ich sah davon ab, mich an Vermutungen heranzuwagen, die das »Übliche« betrafen. Soweit ich wusste, war Solbergs Prahlerei bezüglich des Computer-Genies genauso überzogen wie die Prahlerei über seine eigenen Fähigkeiten als Liebhaber, aber ich war damals echt verzweifelt gewesen. Notiz für mich: Verzweiflung fördert in den seltensten Fällen die vorbildliche Entschlussfassung.
    »Ich brauche nur eine winzig kleine Information«, sagte ich vorsichtig. »Ich dachte, du könntest sie mir vielleicht beschaffen.«
    »Das weißt du doch, Baby.«
    Ich dachte darüber nach, ihn umzubringen, wenn er mich noch einmal Baby nennen würde, aber Tatsache war, dass ich leider immer noch ziemlich verzweifelt war. Darum räusperte ich mich und beschloss, darüber hinwegzugehen. »Die Informationen könnten, ähm … geheim sein.«
    Er gluckste. »Ich hole dich heute Abend ab. Punkt sieben.«
    »Bitte?«
    »Sei pünktlich. Der PC-Gott wartet nicht gerne.«
    Die Leitung war tot. Ich starrte den Hörer eine Weile an, dann schnaubte ich und warf ihn knurrig auf die Gabel zurück. Dies widerlegte eindeutig die Theorie, dass schließlich doch jeder irgendwann einmal erwachsen würde, dachte ich und kroch mit der beruhigenden Gewissheit zurück ins Bett, dass er mein Haus niemals finden würde.
     
    Ich wurde durch das haarsträubende Geräusch der Türklingel geweckt.
    Benommen wanderte ich ins Vestibül und lugte durch das Guckloch.
    Solberg stand auf der anderen Seite der Tür. Zumindest nahm ich an, dass er es war, denn er hatte jetzt volle, dunkle Locken und trug keine Hornbrille mehr, die für ihn damals genauso ein Markenzeichen gewesen war wie für Zorro die Maske. Allerdings war er immer noch einen halben Kopf kleiner als ich.
    Ich öffnete die Tür, ließ jedoch die Sicherheitskette vorgelegt. Nichts ist so sympathisch wie eine siebeneinhalb Zentimeter lange Metallkette zwischen dir und deinem Möchtegern-Gast. »Was zum Teufel machst du hier?« Obwohl meine Mutter mir bessere Manieren beigebracht hatte, und ich mich generell an die Höflich-aber-bestimmt-Philosophie halte, bin ich manchmal eben besser im Bestimmtsein.
    »Baby!«, rief J.D. und breitete seine Arme aus, als hätte ich auf diese Weise einen besseren Blick auf ihn. »Ich bin’s!«
    »Aha.« Ich musterte ihn von oben bis unten. »Was machst du hier?«
    »Es ist sieben Uhr.«
    Ich sah die Straße hinunter. Die Sonne schien gerade zu sinken. Ich schaute auf meine Uhr, ich hatte wirklich gute dreizehn Stunden geschlafen.
    Meine nächsten Worte ließen vermutlich etwas an Freundlichkeit vermissen. »Ich habe nicht gesagt, dass ich mit dir ausgehen will!«
    »Natürlich hast du das«, gab er zurück und lehnte sich mit der Schulter an die Backsteinwand. Sie hatte dringend eine Sandstrahlreinigung und einen Kammerjäger nötig. Obwohl die meisten Schädlinge nicht so gut gekleidet waren wie dieser hier. Er trug Armani.
    »Hör zu, Solberg«, sagte ich. Jetzt, wo ich einen Blick auf die Uhr geworfen hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass ich meine Batterien fürs Erste wieder aufgeladen hatte. Also unterdrückte ich ein Gähnen und versuchte, meine murrenden Gehirnzellen zum Gehorsam zu zwingen. »Ich hätte dich damit nicht behelligen dürfen. Mein Fehler. Ich hatte einen schlechten -«
    »Andrew Russell Bomstad, getauft am 3. April 1981.«
    Ich hatte das Gefühl, mir würde die Kehle zugeschnürt. Mühsam atmete ich aus und starrte ihn an. Er war immer noch knapp eins siebzig Meter groß, daher nahm ich an, dass die Welt noch nicht vollkommen verrückt geworden war.
    »Wie bitte?«, fragte ich, schob die Kette aus ihrer Halterung und öffnete die Tür einen Spaltbreit.
    Er grinste. Mit diesem Lächeln war er wieder ganz der alte J.D. Solberg, ohne die künstliche Gesichtsbräune und das zusätzliche Haar. Was ihn nicht unbedingt besser aussehen ließ. »Ich glaube, er war besser bekannt als ›der Bomber‹.«
    Vielleicht war ich einfach zu naiv, aber ich war platt. Ich hatte ihm nicht gesagt, über wen ich Nachforschungen anstellen oder dass ich überhaupt welche anstellen wollte. Ich war versucht, ihn so lange zu schütteln, bis die Wahrheit aus ihm herausfiel, aber ich blieb gelassen. »Was ist mit ihm?«, fragte ich. Er wieherte.
    »Was mit ihm ist?«, wiederholte er und schlängelte sich an mir vorbei durch mein Vestibül ins Wohnzimmer. »Das solltest du aber wissen. Er ist auf deiner Couch krepiert!«
    »Das ist nicht wahr!« Meine Stimme

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