Ausziehen!
»Und Peterson hatte nicht so einen super Hintern.«
6
Vielleicht ist Wissen ja Macht, aber es ist doch schon verdammt schwer, einen Einbrecher tot zu denken.
Glen McMullen, als er sich für die Beretta unter seinem Kopfkissen rechtfertigte
D ie darauf folgenden Stunden rauschten nur so an mir vorbei. Mittwoch, gegen fünf Uhr, tränten meine Augen, und mein Schädel fühlte sich irgendwie an, als sei er zu klein für mein Hirn.
Elaine öffnete die Tür einen Spaltbreit. »Wie steht es um Ihr Wohlbefinden?«, fragte sie. Ihre Worte klangen merkwürdig gestelzt. Sie trug die Haare zu einem Dutt hochgesteckt, der mit Stricknadeln befestigt war, und presste die Handflächen aneinander, während sie sprach.
Entweder hatte sie einen an der Klatsche, oder sie übte für die Rolle der bescheidenen japanischen Sekretärin.
»Mir geht’s gut«, antwortete ich, war jedoch zu müde, um ihr zu erklären, dass sie weder Japanerin noch bescheiden war.
Trippelnd trat Elaine ein. »Meine Freundin, die Zeit der Dürre lässt die Lotusblume nur noch leuchtender erblühen.«
Ich vermisste Silvia T. Gilmore, die knallharte Rechtsanwältin, jetzt schon. »Mmh. Aber da gibt es einen nervigen Polizisten, der fest davon überzeugt ist, dass die Lotusblume ihren … Patienten umgebracht hat.«
»Ich denke, Sie irren hier, Madam.«
Ich sah zu ihr auf und hoffte, ihr trotz ihrer bescheuerten Ausdrucksweise Glauben schenken zu können.
»In der Tat bin ich sogar davon überzeugt, dass er, wie sagt man … ein Auge auf Sie geworfen hat.«
Der außerordentliche Wahnwitz dieser Aussage brachte mich unwiderruflich auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich musste laut lachen. »Ich wäre schon froh, wenn er mich nicht ins Gefängnis werfen würde.«
»Jetzt mach mal halblang!«, rief sie, fiel aber sofort wieder in ihre Rolle zurück und verbesserte sich. »Das ist höchst unwahrscheinlich, Madam.«
Ich seufzte und schaffte es, mich einen Moment lang aus meinem emotionalen Morast herauszureißen. »Wann ist das Vorsprechen?«
»In drei Wochen.«
O Gott. Hilfe.
»Wenn ich auf den elektrischen Stuhl komme, kannst du vielleicht bei der Hinrichtung zugucken. Da bekommst du einen guten Einblick in das amerikanische Rechtssystem.«
Sie erlaubte sich ein geziertes Lächeln. »Alles wird sich zum Guten wenden. Dies verspreche ich Ihnen.«
»Warum? Wegen meines guten Karmas?«
»Aber natürlich. Darum, und weil du offensichtlich den attraktiven Lieutenant ziemlich scharf machst.«
Meine Kinnlade muss mir heruntergeklappt sein, denn Elaine fing an zu lachen, schnappte aber nach Luft, als ihr Blick auf die Uhr fiel. »O verdammt! Ich muss weg, Chrissy. Tut mir leid. Soll ich heute Abend mal kurz bei dir vorbeischauen?«
»Nein danke, aber das ist wirklich nicht nötig.« Ich versuchte, ihre Worte zu verarbeiten. »Mir geht’s gut.«
Sie sah mich fragend an und legte die Hand auf die Türklinke.
»Wirklich«, versicherte ich, aber als ich eine Stunde später mit Solbergs Porsche die 405 hoch nach Hause fuhr, schwirrten mir tausende Gedanken durch meinen erschöpften Kopf. Nicht einer davon war wirklich erfreulich; im Grunde genommen war ich wegen Mordes angeklagt, mein Auto befand sich immer noch in der Inspektion, und jeden Augenblick könnte ich wegen Autodiebstahls im großen Stil festgenommen werden.
Dennoch war ich noch nicht willens, den Porsche zurückzugeben. Er stellte das viel versprechendste Instrument bei meinen Ermittlungen dar, und gerade jetzt gab es mehr denn je für mich zu ermitteln. Ich musste eine gewisse »C« ausfindig machen, die Bomstad aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Gewissen hatte.
Vollkommen erschöpft bog ich in meine nadelöhrgroße Einfahrt ein. Nachdem ich ausgestiegen war und mich auf dem abschüssigen, rissigen Betonboden befand, kämpfte ich zunächst mit dem Garagentor, bis ich den blauen Flitzer hineinsetzen konnte. Die Garage war nicht sonderlich groß; als das Haus erbaut worden war, hatte man dort vielleicht zwei Ziegen und eine Schubkarre unterbringen wollen. Daher hatte ich nicht gerade viel Platz, um die Autotür abzuschließen, mich an den glänzenden Kotflügeln vorbeizuquetschen und zur Küchentür zu gelangen.
Als ich drinnen war, warf ich als Erstes einen Blick in den Kühlschrank. Drei Birnen und ein Paket fettarme Milch starrten mich an. Ich öffnete das Gefrierfach, in dem eine Packung Snickers eisgekühlt lagerten. Ich war kein besonderer Fan von gefrorenen Snickers -
Weitere Kostenlose Bücher