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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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warum einfrieren, wo sie doch so schon perfekt sind -, aber es hielt mich definitiv davon ab, die Dinger aus reiner Begierde heraus zu futtern. Ich warf nochmals einen Blick auf die Birnen, nahm mir ein Snickers aus dem Tiefkühlfach und streifte das Papier ab.
    Selbst gefroren waren sie noch tausendmal besser als das ganze gesunde Zeug. Ich goss mir ein Glas Milch ein und schmatzte zufrieden vor mich hin, während ich aus meinem Wohnzimmerfenster hinausschaute. In der Erde meines Gartens bildeten sich tiefe Risse. Ich dachte kurz darüber nach, leckte mir die Schokolade von den Fingern und trat auf die Veranda hinaus. Im gleichen Augenblick sprang mir etwas aus den Büschen entgegen. Ich schrie auf und schwang meinen Arm wie einen Rammbock. Das Etwas taumelte zurück und nahm - ziemlich irrational, so kam es mir jedenfalls vor - die Gestalt von J.D. Solberg an.
    »Mein Gott!«, wimmerte er. »Wofür war das denn?«
    Ich starrte ihn wortlos an, während sich meine Hirnzellen Stück für Stück wieder in eine scheinbar normale Anordnung fügten.
    »Was machst du hier?«
    »Was ich hier mache?« Er wischte sich mit der Hand unter der Nase herum, untersuchte die gespreizten Finger nach Blut und starrte mich an. »Du hast meine verdammte Karre geklaut!«
    »Ich habe dein Auto nicht geklaut!« Da lief doch ein wenig Blut von seiner Nase herunter, was mir auf der Stelle ein schlechtes Gewissen bereitete.
    »Und wo ist es dann?«
    »Es ist …« Ich versuchte krampfhaft, nicht zur Garage hinüberzusehen und stattdessen so zu tun, als sei der Porsche meilenweit entfernt, aber ich war wie gesagt noch nie eine gute Schauspielerin gewesen. Eher gäbe ich eine gute Krokodiljägerin ab oder eine Piratin. Piraten sind cool. »An einem sicheren Ort.«
    »In deiner Garage?« Seine Stimme quiekte mittlerweile. »Du hast meinen Porsche in dieses stinkige Dreckloch gequetscht?«
    »Nein.« Da bin ich dreiunddreißig Jahre alt und lüge immer noch wie eine Anfängerin. Echt furchtbar. Wahrscheinlich können selbst Piraten besser lügen.
    Solberg brach in schallendes Gelächter aus und latschte steifbeinig zum Tor hinüber, das sich leicht gen Süden neigte, als sei es seiner alten Form überdrüssig geworden. Er packte den rostigen Griff und zog kräftig daran. Nichts tat sich. Er schaute nach rechts hinüber und suchte den Stuck ab. »Wo ist deine Fernbedienung?«
    »Meine -«
    »Deine Fernbedienung!«, schrie er, spuckte auf den Boden und stemmte wütend die geballten Fäuste in die Seiten. »Du kannst sie mir genauso gut geben, denn ich kann sie alle knacken!«
    Oh. »Die hier nicht«, erwiderte ich. »Die hier ist mit einem, ähm … deluxe ultra … Lichtstrahl.«
    Er schnaubte. »Davon hab ich ja noch nie was gehört!«
    »Ist ja auch brandneu!« So, wie die Dinge lagen, befand sich ein automatisches Garagentor ganz weit unten auf meiner Liste der absoluten Notwendigkeiten. Zuerst würde ich wohl erst mal ein neues Garagentor mit einem zweiten Gestänge und einem Drehgelenk brauchen. »Modernste Technik eben.«
    »Modernste Technik, so ein Quatsch!«, beschwerte er sich und drehte sich zu dem ramponierten kleinen Käfer um, den er halb auf dem Gehweg abgestellt hatte. Die Bewohner des Vororts Sunland nutzen ihre Gehwege für vielerlei Zwecke: ein Glück für ihn, dass Gehen nicht dazu gehörte.
    »Hör zu, Solberg. Ich brauche ein wenig Hilfe«, sagte ich.
    »Ich habe dir schon mehr als genug geholfen. Und was hat es mir gebracht? Ich sollte die Bullen rufen.«
    Panik packte mich. Ich war schon oft bedroht worden, hauptsächlich von präpubertären Blutsverwandten, aber trotzdem … »Du wirst nicht die Bullen rufen!«, sagte ich und hoffte, dass ich so souverän rüberkam wie damals, als James mir gedroht hatte, Mom von mir und Micky Jay zu erzählen. Aber Gott sei Dank hatte ich aus erster Hand von einem Schuhkarton erfahren, der unter James’ Bett versteckt und bis obenhin mit Cannabis gefüllt gewesen war. Leider - oder glücklicherweise, das kommt ganz auf die Perspektive an - hatte ich noch nie einen Blick unter J.D.’s Bett geworfen. Solberg musste meine missliche Lage bemerkt haben, denn er gab ein schnaubendes Geräusch von sich und drehte sich wie ein beleidigter Zwergspitz im Kreis.
    Ich platzte mit dem Erstbesten heraus, das mir einfiel. »Schon mal was von sexueller Belästigung gehört?«
    Er hielt auf der Stelle inne, als wäre er angeschossen worden, und drehte sich zu mir um. »Ich habe keine Ahnung, wovon du

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