Ausziehen!
Department schon längst den Täter dingfest gemacht.«
Er erwiderte nichts. Ich lächelte und schaffte es, mich nicht auf meine Schuhe zu übergeben.
»Sein Tagebuch wird Ihnen bestätigen, dass unsere Beziehung rein beruflicher Natur war.«
Die Stille hielt einige Sekunden zu lang an. Ich hätte wirklich grinsen können, als mir langsam dämmerte, warum das so war. Bevor Rivera zu mir gekommen war, hatte er nichts von dem Tagebuch gewusst, das Bomstad schon jahrelang geführt hatte. Das Tagebuch, in dem er alle seine Gedanken und Taten festgehalten hatte. Das Tagebuch, davon war ich jetzt felsenfest überzeugt, das mich entlasten würde.
Klar, Bomstad hatte sich mittlerweile als verlogener, perverser Mistkerl herausgestellt, aber selbst verlogene, perverse Mistkerle schreiben Dinge für die Nachwelt auf. »Sie haben sein Tagebuch nicht gefunden, stimmt’s?«, fragte ich.
Ich wusste nicht, wie ich seinen Gesichtsausdruck deuten sollte. Ich sah ganz eindeutig Ärger, aber da war auch eine gewisse Vorsicht zu erkennen und ein Hauch von widerwilliger Überraschung, die sich in seinen doppelten Espresso-Augen verbarg.
»Es gibt verschiedene Spuren, denen wir noch nachgehen müssen«, gab er zurück.
Verschiedene Spuren. Ich wäre in lautes Gelächter ausgebrochen, wenn ich gekonnt hätte.
Er kniff seine Augen leicht zusammen. »Sie sind eine relativ attraktive Frau, Ms. McMullen. Haben Sie schon mal daran gedacht, dass Bomstad Ihre Dienste nur deshalb in Anspruch genommen hat, weil er Ihnen an die Wäsche wollte? Und dass vielleicht alles, was er Ihnen erzählt hat, eine Lüge war, die nur auf diesen einen Zweck abzielte?«
Angesichts der jüngsten Ereignisse hatte ich mir beunruhigenderweise bereits die gleiche Frage gestellt. Und obwohl die Beantwortung derselben sicherlich eine genauere Betrachtung der Angelegenheit verdiente, waren es die Worte »relativ attraktiv«, die mir nicht mehr aus dem Kopf gingen. Es war absolut kindisch, aber nach diesen zwei Worten verspürte ich das absolute Bedürfnis, jedes einzelne seiner kurzen Haare mit einer Pinzette auszurupfen.
»Egal, ob das der Fall war oder nicht«, sagte ich, schürzte meine Lippen und fuhr in meinem professionell-spießerhaften Tonfall fort, »Tatsache ist, dass er mir zuvor nie - wie Sie es so taktvoll ausgedrückt haben - an die Wäsche gegangen ist.«
»Ziemlich enttäuschend für Sie, oder etwa nicht?«
Fast hätte ich verneint. Ich hätte Nein sagen sollen, sofort und sehr nachdrücklich, mit einem guten Schuss rechtschaffener Empörung, aber ich war katholisch erzogen worden. Zu lügen ist genauso schlimm, wie einen Mord zu begehen, und es war genau jenes kurze Zögern, das wieder das wölfische Grinsen auf Riveras hageres Gesicht lockte.
»Hatten Sie gehofft, er würde der langen Durststrecke ein Ende setzen?«, fragte er.
Ich brauchte einen Augenblick, bis mir auffiel, dass er sich auf mein Sexleben bezog. Ich gehe mal davon aus, dass keine Frau es gerne hört, wenn ihr Sexleben mit Begriffen der Entbehrung und des Mangels beschrieben wird.
»Wenn Sie das Tagebuch finden«, entgegnete ich und knirschte mit den Zähnen, »bin ich mir sicher, Sie werden feststellen, dass mein Verhalten Mr. Bomstad gegenüber der Inbegriff der Professionalität war.«
Er schwieg und tat nichts anderes, als mich zu beobachten. Einen Augenblick lang dachte ich, er könnte hören, wie mir das Blut wie eine Horde panischer Nashörner durch die Adern donnerte.
»Falls Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, das Sie Ihrer Aussage hinzufügen möchten, würde es das L.A. Police Department sehr begrüßen, wenn Sie sich melden«, sagte er, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zur Tür hinaus.
Einen Augenblick später tauchte eine leicht verwirrte Elaine mit großen, fragenden Augen auf. Offenbar übte sie jetzt nicht mehr für die Rolle der Rechtsanwältin Silvia T. Gilmore. »Kannst du dich daran erinnern, wie Zach Peterson mal erzählt hat, er hätte deine Höschen in Matt Montgomerys Auto gefunden?«
Leider ja.
»Und dass er die ganze Sache nur erfunden hat, um dich dazu zu bringen, ihm zu erzählen, wie weit du bei Montgomery wirklich gegangen bist?«
»Mmmh.«
»Die Sache hier ist ganz ähnlich.«
Benommen dachte ich darüber nach. »Mal abgesehen von dem kleinen Unterschied, dass mich eine verlorene Unterhose wohl kaum für zehn Jahre bis lebenslänglich ins Gefängnis bringen kann.«
»Stimmt«, nickte sie und starrte vor sich hin.
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