Ausziehen!
Frau so weiß. Dass Alkohol Männer dazu bringt, sich wie verdammte Mistkerle zu verhalten.« Ich klimperte mit den Wimpern. »Trinken Sie, Mr. Rivven?«
Er blinzelte, als müsste er gleich lachen, tat es jedoch nicht. »Was ist denn Ihr Lieblingsgetränk, Ms. McMullen?«
»Ich mag Root Beer«, antwortete ich. »Aus großen Bierkrügen. Aber am liebsten mag ich es über Eiskrem.« Woher sollte er denn schon wissen, dass ich neben dieser vorzüglichen Kräuterlimo Asti Spumante über alles liebte? Und warum sollte er sich darum scheren, es sei denn, er nahm ernsthaft an, dass ich Bomstad umgebracht hatte!
»Ich habe mit einer gewissen -«, er sah in seine Notizen -, »Mrs. Lily Schultz gesprochen.«
»Sie haben mit Lily geredet?« Vielleicht habe ich mich dabei so geschockt angehört, wie ich es tatsächlich war, denn seine Augen glänzten so groß wie die eines irren Werwolfs.
»Sie hat mir erzählt, dass Sie nach Ihrer Schicht ganz gern mal ein Glas Wein getrunken haben.« Vielleicht wartete er nur darauf, dass ich alles zugeben würde und dann auf sein Erbarmen angewiesen wäre. Mein Mund war jedoch so staubtrocken, dass ich kein Wort herausbrachte, und ich vermutete stark, dass Rivera ohnehin kein Erbarmen mit mir haben würde. »Sie erwähnte dabei auch, dass Sie Spumante mögen«, ergänzte er.
Ich hatte das Gefühl, mich hier an Ort und Stelle, in meiner Praxis, übergeben zu müssen. Ich schluckte schwer und hob das Kinn. »Ich habe Andrew Bomstad den Wein nicht geschickt«, entgegnete ich. »Ich wusste nicht mal, dass er welchen bei sich hatte. Ich habe dem Wein nichts beigemischt, und ich habe Bomstad ganz bestimmt nicht umgebracht.«
Wie eine Schlange ließ mich Rivera nicht mehr aus den Augen. »Natürlich nicht!«, sagte er. »Aber ich dachte, vielleicht könnten Sie mir dabei helfen, herauszufinden, wer es war, damit ich Sie wieder in Ruhe arbeiten lassen kann.« Er sah sich um, als prägte er sich jedes Detail in meinem winzigen Behandlungszimmer genau ein. »Oder was auch immer Sie hier tun.«
»Wie soll ich denn das bitte verstehen? Mögen Sie mich nicht, oder verabscheuen Sie mentale Ausgeglichenheit grundsätzlich?«
»Ich bin mir sicher, dass Sie wundervolle Arbeit geleistet haben beim Bomber, ich denke nur, dass Ihr … Beruf … mehr Schaden anrichtet, als er Nutzen hat.«
»Was schlagen Sie vor? Dass sich alle meine Patienten besser gleich aufhängen sollen?«, fragte ich entrüstet.
»Oder sich ordentlich einen hinter die Binde kippen«, gab er zurück. »Vielleicht einen Asti Spumante.«
Ich versuchte, mir eine bissige Antwort einfallen zu lassen, aber irgendwie waren mir die flapsigen Bemerkungen ausgegangen. Rivera erhob sich und schaffte es einmal mehr, sich bedrohlich vor mir aufzubauen.
»Ich brauche eine Liste von Bomstads Bekanntschaften«, sagte er. »Jeden Einzelnen, dem er vertraute.«
»Wie ich Ihnen schon gesagt habe -«, fing ich an, doch in genau diesem Augenblick zog er eine Plastikhülle aus der Tasche. Darin befand sich eine kleine Grußkarte, etwa fünf mal zehn Zentimeter breit, mit einem Knick in der Mitte. Er hielt sie mir hin, aber das war eigentlich gar nicht nötig. Ich habe gute Augen und konnte auch so erkennen, was darauf in dunkler, fließender Schrift gekritzelt war. »Für heute Abend. C.«
»Jemand hat ihm den Wein geschickt«, erklärte Rivera. »Jemand mit der Initiale ›C‹.«
Vielleicht hätte ich besser etwas darauf geantwortet, aber mit einem Mal war mir, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen.
»Irgendwelche Kommentare … Christina?«
Verdammter Mist! Verdammt, verdammt, verdammt!
»Ms. McMullen?«
»Ich habe schon immer gewusst, dass ich besser meinen Vornamen gewechselt hätte«, sagte ich.
Er sah mich an.
»Vielleicht hätte ich mich Xenia nennen sollen. Um Verwechslungen auszuschließen.«
»Sie bleiben also dabei, dass Sie ihm den Wein nicht geschickt haben?«
»Absolut.« Meine Gedanken überschlugen sich, aber alles, was dabei herauskam, war einfach nur lächerlich. Welches Motiv sollte ich haben, meinen eigenen Patienten umzubringen? Das war eine Frage, die sich dieser lästige Rivera doch bestimmt auch schon gestellt hatte. Ich spürte, wie sich mein Puls mit der Zeit wieder etwas normalisierte. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, Sie wissen das«, sagte ich. »Andernfalls hätte ich es doch schon längst mit einem Exekutionskommando zu tun gehabt. Wahrscheinlich hat das hoch gelobte L.A. Police
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