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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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sollte - auf die Tatsache, dass seine Äußerung keinen Sinn ergab, oder dass er gerade meinem Hintern ein Kompliment gemacht hatte.
    »Er hat mich nicht überfallen!«
    Er atmete tief ein und schien sich etwas zu beruhigen. »Wer war es dann?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Er hielt einen Augenblick inne. »Wie sah er aus?«, fragte er dann.
    Verzwickte Sache. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Was soll das heißen, Sie haben keine Ahnung? Jemand hat Sie vor weniger als vierundzwanzig Stunden windelweich geprügelt. Da müssen Sie doch in der Lage sein, den Mistkerl zu beschreiben!«
    »Ich war beschäftigt. Mit Überleben.«
    Er fand mich gar nicht komisch. Kann passieren.
    »Wie groß war er?«
    Ich dachte kurz darüber nach, obwohl mich die Erinnerung wieder erzittern ließ. »Etwa so groß wie ich. Vielleicht ein paar Zentimeter größer.«
    »Wie alt ungefähr?«
    »Ich habe wirklich keine -«
    »Wie alt?«
    Gepeinigt atmete ich aus. »Zwanzig, dreißig?«
    »Weiß oder schwarz?«
    Jetzt fing die Sache an, richtig lustig zu werden. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Rivera sah mich an, als hätte ich das letzte bisschen Verstand verloren. »Wir haben jetzt keine Zeit, um politisch korrekt zu sein, Ms. McMullen. War er schwarz?«
    »Es war dunkel«, erwiderte ich. »Meinetwegen hätte er auch grün sein können. Und …« Der Gedanke kam mir plötzlich. »Er könnte eine Maske getragen haben.«
    »Eine Maske?«
    »Ja.« Meine Gedanken überschlugen sich bei dem Versuch, Licht ins Dunkel zu bringen. »So eine Mütze, die Skiläufer tragen.«
    »Welche Farbe?«
    Mir kam die Frage irgendwie komisch vor. »Schwarz.«
    »War die Haut um seine Augen herum weiß?«
    Daran konnte ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, was ich ihm auch mitteilte.
    »Wie hat er gesprochen? Ghetto? Mittelklasse? Latino?«
    Darüber musste ich kurz nachdenken. »Afroamerikanisch. Oder eher Möchtegern-Ghetto.«
    »Hat er auf Sie gewartet, als Sie zum Auto gegangen sind, oder haben Sie ihn auf dem Parkplatz schon von weitem gesehen?«
    »Er war …« Es fiel mir schwer zu atmen. »Plötzlich einfach da. Direkt hinter mir.«
    »Und Sie haben sein Gesicht nicht gesehen?«
    »Nein.«
    »Warum denken Sie, dass er eine Maske trug?«
    »Als ich ihn geschlagen habe, hatte ich nicht das Gefühl, auf Haut zu treffen.«
    Seine Augenbraue hob sich. Es wurde still. »Sie haben ihm ins Gesicht geschlagen?«
    Verstieß das etwa gegen das Gesetz? Immerhin hatte er versucht, mich zu vergewaltigen! Selbst in L.A. galt doch wohl das Recht auf Selbstverteidigung.
    »Sie fangen jetzt besser mal ganz von vorne an«, sagte Rivera. Obwohl ich protestierte, setzte er sich schließlich durch.
    Vierzig Minuten später fühlte ich mich wie ein ausgepeitschter Pudel. Rivera saß nur wenige Zentimeter von mir entfernt in meinem Schreibtischstuhl, von dem ich aufgestanden war. Er hatte ihn hinter dem Schreibtisch hervorgezogen und zur Couch geschoben, wo ich zusammengekauert hockte.
    »Ist Ihr Leben immer so aufregend?«, fragte er mich.
    Die Heldin eines Liebesromans hätte ihm darauf vermutlich geantwortet, es sei im Grunde eine ziemlich langweilige Woche gewesen, aber ich fühlte mich weder romantisch noch heldenhaft. »Glauben Sie denn immer noch, dass ich Bomstad umgebracht habe?«
    Er antwortete nicht. »Wo ist Ihre Assistentin?«, fragte er stattdessen.
    Ich fragte mich, ob er sich so schnell in Elaine verliebt haben konnte. Das wäre die Krönung des Abends gewesen. »Yoga«, antwortete ich.
    »Und Sie haben Ihre Tür nicht abgeschlossen? Selbst nach all dem, was letzten Donnerstag passiert ist?«
    »Kalkuliertes Risiko«, erwiderte ich. »Wie groß ist denn bitte schön die statistische Wahrscheinlichkeit, dass so etwas noch einmal passiert?«
    Er grinste mich an. Kaum zu glauben!
    »Kommen Sie, ich fahre Sie nach Hause.« Er erhob sich und präsentierte mir dabei direkt seinen Schritt.
    »Ms. McMullen?«
    Als ich merkte, worauf ich die ganze Zeit starrte, sprang ich auf. »Oh. Nicht nötig. Mir geht’s gut.«
    Das Grinsen war breiter geworden. Ich drehte mich um und suchte nach meiner Handtasche … oder irgendwas.
    »Sie sind sehr amüsant. Das muss ich schon sagen.«
    Ich unterbrach meine Suche und starrte ihn an. »Schön, dass Sie mich lachhaft finden.«
    Er lachte. Es klang tief und ruhig, fast … bewundernd. Aber nicht eine Minute, nicht mal eine verdammte Sekunde lang fand ich es irgendwie anziehend. Wirklich nicht.

11
    Träume zu deuten ist wie über

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