Ausziehen!
die Kurzversion, fügte jedoch hinzu, dass mir die Ärztekammer zumindest zurzeit nicht mehr im Nacken saß.
Er schüttelte den Kopf, als ich meine Zusammenfassung beendete. Wieder. »Aber dieser Lieutenant Rivera verdächtigt dich immer noch?«
»Ich weiß es nicht.« Ich fühlte mich so entspannt wie schon lange nicht mehr. Vielleicht lag das an Davids Anwesenheit, vielleicht aber auch am Alkohol. Ich hatte mir einen Cosmopolitan bestellt, weil das um einiges eleganter war als ein Becher Pfefferminz- und Schokoladeneis mit Cashew-Kernen und einer Extraportion Schlagsahne. »Ich bin einfach nur …« Ich trank einen Schluck von meinem Drink. Das war zwar keine Eiskrem, aber wenn es hart auf hart kommen sollte, würde es das hier auch tun. »Manchmal glaube ich, ich stehe kurz davor, durchzudrehen.«
Er lächelte mich an und lehnte sich über den Tisch zu mir herüber. »Das tust du nicht.«
»Bist du sicher?«
»Ganz sicher.«
Ich seufzte. »Dann aber der Rest der Welt.«
»Das«, sagte er mit einem Nicken, »ist durchaus möglich.«
Ich nahm einen weiteren Schluck. Er hob die Hand und bestellte bei der Kellnerin zwei weitere Drinks für uns. »Bringen die überhaupt was?«, fragte ich. Alkohol machte mich immer so introspektiv … und so unreif betrunken. Vielleicht wegen meines geringen Gewichts. »Also die Therapien.«
Er erwiderte meinen Blick. »Ich weiß es nicht.«
Ich richtete mich auf und war geschockt, da ich zum ersten Mal feststellen musste, dass David menschliche Züge hatte wie der Rest von uns.
»Manchmal kommt einem das Ganze vor wie ein riesiger Betrug, nicht wahr?«, fragte er. »Als würden wir unseren Patienten völlig umsonst das Geld abknöpfen.«
Ich versuchte, eine Antwort zu formulieren. Mir fiel keine ein.
Er lachte leise vor sich hin, aber seine Augen sahen müde aus. »Tut mir leid, aber ich habe eine Patientin …« Er hielt inne und räusperte sich. »Eine junge Frau hat heute versucht, Selbstmord zu begehen.«
»O nein, David, das tut mir leid!«, rief ich und hätte ihn am liebsten in den Arm genommen. »Das habe ich nicht gewusst, sonst hätte ich dich nicht angerufen. Du wärst jetzt wahrscheinlich am liebsten zu Hause.«
Er schüttelte den Kopf und fuhr mit dem Finger an der Glaskante entlang. »Kathryn weiß, dass ich Zeit für meine Kollegen brauche.«
Also war sie nicht nur wahnsinnig hübsch, sondern auch noch verständnisvoll! Je länger ich sie kannte, desto mehr hasste ich sie. »Sie scheint wirklich nett zu sein«, erwiderte ich.
»Sie ist eine tolle Frau. Schön, intelligent, warmherzig.« Er trank einen Schluck und lachte dann. »Tut mir leid. Eigentlich waren wir hergekommen, damit du dir deine Probleme von der Seele reden kannst.«
»Nein, bitte.« Streu ruhig weiter Salz in meine Wunde. »Fahr ruhig fort.«
»Alles in allem bin ich ein sehr glücklicher Mann«, sagte er, lehnte sich über den Tisch und nahm meine Hand. »Kathryn braucht keine Angst zu haben. Es ist also kein Problem, eine attraktive Kollegin zum Abendessen zu treffen. Worüber wolltest du mit mir reden, Chrissy?«
Attraktiv? Ich war wie benommen. »Ich wollte nur …« Warum war ich noch mal hier? Meine Welt schien mir unter den Füßen wegzubröckeln. David fand mich attraktiv! Wow! »Ich habe irgendwo gelesen, dass Stephanie Meyers einige Zeit im Hope Everlasting war.«
Unser Essen kam. Er nahm seinen Teller entgegen, dankte der Kellnerin und bedeutete mir, weiterzuerzählen.
»Ich weiß, dass du einige Male genau diese Einrichtung empfohlen hast, und ich habe mich gefragt, ob du vielleicht etwas über ihren Fall gehört hast.«
Er lehnte sich zurück und nahm keinerlei Notiz von seinem Steak. Hätte ich mir ein Steak bestellt, wäre es schon verputzt gewesen, bevor es die Hand des Kellners verlassen hätte. Vielleicht wäre dabei auch seine Hand draufgegangen. Aber ich hatte einen Mandarinensalat bestellt, der Kellner hatte also nichts zu befürchten.
»Stephanie Meyers«, wiederholte er. »Die Schauspielerin?«
Ich erklärte ihm, dass Rivera in beiden Todesfällen ermittelte und womöglich eine Verbindung sah. Wofür er offenbar mir die Schuld gab …
»Deshalb dachte ich …« Ich nahm einen Schluck von meinem Drink und spülte eine Wasserkastanie hinunter. Lecker! Die Asiaten verstehen wirklich was von Essen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sie ungefähr so schmal sind wie meine Eckzähne. »Ich dachte, du wüsstest vielleicht, wer Ms. Meyers behandelt hat.«
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