Ausziehen!
»Verzeihen Sie mir bitte«, erwiderte ich, »wenn ich Schwierigkeiten habe, Ihnen das zu glauben.«
Er zuckte mit den Schultern. »Wir bezahlen unsere Spieler gut«, erklärte er. »Sie haben Familien, komfortable Häuser, ein gutes Leben. Sie wären verrückt, wenn sie das aufs Spiel setzen würden.«
»Ich glaube schon, dass sie so verrückt sein könnten.«
Er lächelte. »Beziehen Sie sich jetzt auf professionelle Sportler oder auf Männer im Allgemeinen, Christina?«
Ich hielt es für das Beste, eine ausweichende Antwort zu geben, was jedoch gar nicht mehr nötig war, da in diesem Moment die Kellnerin auftauchte. Wir gaben unsere Bestellung auf. Miguel nahm Manicotti mit extra viel Marinarasauce, ich entschied mich für einen Salat.
Er lächelte mich an, als die Kellnerin wieder gegangen war.
Ich hob eine Braue, hoffte, dass ich dadurch unnahbar wirken würde, und fragte mich, ob zu Hause wohl eine Mrs. Rodriguez saß und seine Socken stopfte.
»Jetzt sagen Sie nicht, dass Sie sich um Ihre Figur sorgen!«, sagte er.
»Ich, ähm …« Ich war eine erwachsene Frau, Herrgott noch mal, aber er hatte eine Art an sich, die mich jedes Mal zu einem Teenie machte, der zum ersten Mal verknallt war. »Ich mag eben Salat.«
Er musste laut lachen. »Es ist gut, dass Sie sich um Ihr Gewicht keine Sorgen machen«, sagte er. »Eine Frau kann nicht genug Kurven haben.«
Das war ein ganz schöner Blödsinn, das wusste ich, aber Blödsinn kann manchmal nicht vollkommen schlecht sein. »Sie sagten, Sie hätten Namen für mich.«
»So schnell also zum Geschäftlichen zurück«, seufzte er. »Aber es stimmt, ich habe Namen für Sie. Und ich werde sie Ihnen geben.« Seine Augen glänzten. »Wenn Sie mir eine Sache versprechen.«
Heißen, schnellen Sex. Jetzt und hier auf dem Tisch. »Was für ein Versprechen soll ich Ihnen geben?«
Er nahm meine Hand. »Auf der Karte steht, dass es hier einen Schokoladenvulkan gibt«, sagte er. »Teilen Sie sich einen mit mir?«
22
Nimm ein paar Kilo ab und besorg dir einen netten, betrunkenen Kerl, dann kannst du’ne verdammt gute Zeit haben, selbst wenn du intelligent bist.
Michael McMullens Rat für seine Schwester, als sie die Highschool abschloss
M iguel nannte mir zwei Namen, die mit einem C begannen. Der eine war der Vater des Bombers, Christian Bomstad. Der andere Name gehörte seiner Steuerberaterin. Beiden Möglichkeiten ging ich nach.
Bomstads Vater war offenbar ein pensionierter Stahlarbeiter und lebte in einem mittelständischen Stadtviertel in der Nähe von Detroit, wo man so gerade noch leben konnte. Er trauerte sehr um seinen Sohn. Zumindest schien es so, auch wenn ich aus eigener Erfahrung wusste, dass man sich niemals vollkommen sicher sein konnte. Dennoch kam es mir mehr als abwegig vor, dass er seinem Sohn eine mit einer kryptischen Botschaft versehene Flasche Wein schicken oder sich eine Ladung Arpège aufsprühen sollte, um wie Catwoman in dessen Haus einzubrechen.
Seine Steuerberaterin hieß Catherine Hansen. Sie war zweiundvierzig Jahre alt und lebte mit einem Kerl zusammen, der sich per Seitenscheitel die Haare über den kahlen Kopf kämmte. Sie hatte einen Sohn namens Rocko - was wahrscheinlich nicht sein echter Name war -, der über ihrer Garage wohnte.
Als ich mich mit ihr in ihrem Büro in Culver City traf, konnte ich weder Bvlgari noch Jivago an ihr erschnuppern. Sie roch eher nach Zigarettenqualm, der mit Mundwasser übertüncht wurde.
Mittwoch fühlte ich mich alt und welk. Seit mindestens einem Jahrzehnt hatte es nicht mehr geregnet, und meiner Klimaanlage schien auch langsam die Luft auszugehen. Mit ausgebreiteten Armen lag ich auf der Couch, ein Bein über das Rückenpolster gelehnt, und harrte der wenigen Momente, in denen der rotierende Ventilator Luft in meine Richtung pustete, während ich darauf hoffte, dass ein Funke sprang und mir ein Licht aufging. Was aber leider nicht geschah, obwohl mein Verstand zurzeit wesentlich besser arbeitete als mein Körper. Trotzdem würde mir das zum jetzigen Zeitpunkt keinen Friedensnobelpreis einbringen.
Vielleicht war es auch vollkommen schwachsinnig, die beiden Cs auszuschließen, die Miguel für mich ausfindig gemacht hatte. Mörder sind nun einmal Leute wie du und ich, und offensichtlich war Rivera trotz allem nicht bereit gewesen, mich von der kurzen Liste der Verdächtigen zu streichen. Aber er hatte schließlich etwas gegen Psychologen. Was mir ein wenig seltsam vorkam, da sich halb Los
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