Ausziehen!
er bestellt hatte. »Weil ich mich selbst viel zu wichtig genommen habe.«
Ich war vollkommen perplex und fühlte mich einfach nur leer. Ein schlichtes »Es tut mir so leid« erschien mir irgendwie unangemessen, aber mangels besserer Ideen versuchte ich es erneut damit.
Er lächelte müde. »Dieses Treffen sollte eigentlich Erleichterung bringen. Ich hätte nur nicht gedacht, dass ich derjenige sein würde, der geläutert wird.« Sein Lächeln wurde zu einem breiten, aber traurigen Grinsen. »Du bist eine verdammt gute Therapeutin, Ms. McMullen!«
Es war fast schon zehn, als er mit seinem Mercedes an den Bordstein fuhr und mich zu Hause absetzte. Ich war dankbar für die Dunkelheit. Die Glühbirne meiner Außenlampe war vor drei Tagen kaputtgegangen, und ich hatte es bisher noch nicht geschafft, sie auszutauschen.
In tiefer Finsternis ging er mir den Weg voraus bis zur Tür oder vielmehr: Er ging und ich torkelte. Möglicherweise hatte ich zu tief ins Glas geschaut. Okay, die Wahrheit ist, ich war sturzbetrunken.
Von meiner Veranda aus lächelte ich ihn an. Ich kam mir total verführerisch, aber dennoch stilvoll vor. Meine Wahrnehmung mag jedoch ein wenig verzerrt gewesen sein, da ich am nächsten Morgen braune Blätter fand, die an meiner Bluse klebten. Was bedeutete, dass ich entweder meine Garderobe ausmisten sollte oder in meine vertrockneten Rosen gestolpert war.
»Das wäre wirklich nicht nötig gewesen, mich nach Hause zu fahren, David«, nuschelte ich und suchte mit graziöser Souveränität Halt.
Er packte mich am Ellbogen und hielt mich fest. »Ich glaube schon«, sagte er lächelnd und kam einen Schritt näher, um mich zu stützen. »Außerdem weiß ich es sehr zu schätzen, dass du meinem Gejammer zugehört hast.«
»Du hast nicht gejammert«, sagte ich und klang dabei vielleicht ein wenig atemlos. Er war mir ziemlich nahe gekommen, und obwohl ich mir ordentlich einen auf die Lampe gegossen hatte, glaubte ich nicht, dass ich seine Signale falsch verstand.
»Du bist eine liebenswürdige Frau, Chrissy, und dazu auch noch wunderschön.«
Wirklich? Ich fühlte mich wackelig und war den Tränen nahe, hielt aber den Mund. Wenn ich eine Sache von meinen drei schwachsinnigen Brüdern gelernt hatte, dann, dass ich besser die Klappe hielt, wenn ich einen im Tee hatte. Fast jeder kann einen intelligenten Eindruck machen, wenn er nur lang genug schweigt.
»Es tut mir leid, was du im Moment alles durchmachst«, sagte David. »Aber irgendwann geht auch das wieder vorbei.«
»Meinst du?«
»Ganz sicher. Du bist vollkommen unschuldig. Und das wird das LAPD früher oder später auch merken. Und dann wird dein Leben wieder in normalen Bahnen verlaufen.« Er strich mir eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr.
»Normal.« Ich hoffe, ich habe nicht gelacht. »Ist das was Gutes?«
Er nahm meine Hand. Seine Finger fühlten sich warm und sanft an. »Etwa nicht?«, fragte er mich.
»Ich weiß es nicht.« Meine Augen wurden wässrig. Plötzlich fühlte ich mich schrecklich einsam und verwundbar. »Die Sache mit Bomstad.« Ich schluckte. »Das war wirklich schwer. Ich meine, ich gehe im Moment echt durch die Hölle, aber trotzdem, wenn ich an ihn denke, dann erinnere ich mich an … Also, du weißt schon, er war so …«
»Kultiviert?«, ergänzte er. »Eloquent?«
»Heiß!«, sagte ich. Er lachte.
»Du musst dir keine Vorwürfe dafür machen, dass du dich zu ihm hingezogen gefühlt hast«, sagte er. »Du bist auch nur aus Fleisch und Blut.«
»Aber dann hat es sich rausgestellt, dass er doch nur ein Haufen … Scheiße war.« Ich wusste selbst, dass ich einen etwas feineren Ausdruck hätte wählen sollen, aber, zum Teufel, auf Bomstad traf diese Bezeichnung eben zu. »Ich bin eine erfahrene Expertin. Und trotzdem kann ich Männer nicht durchschauen.«
»Ich denke, du machst das schon ganz gut, Chrissy!«
Ich schüttelte den Kopf und schaffte es, dabei nicht hinzufallen.
»Du magst mich, nicht wahr?«
Ich schaute zu ihm hoch und widersetzte mich dem Drang, zu sabbern. Er lächelte und nahm mein Gesicht in beide Hände. Ich versuchte, meinen Kopf nicht wie eine Robbe zur Fütterungszeit zu neigen.
Eine Autotür schlug zu. Ich fuhr zusammen. David drehte sich um. Jemand kam die Auffahrt hinaufgestiefelt. Ich blinzelte in die Dunkelheit.
»Rivera?«, rief ich. Als er sprach, blieb kein Zweifel. Seine Stimme klang sanft wie Schmirgelpapier.
»Wir müssen reden«, sagte er.
Sein Tonfall löste ein
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