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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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vorziehe, mein professionelles Image aufrechtzuerhalten«, erwiderte ich.
    Das Geräusch, das er machte, spottete jeder Beschreibung. »Na ja, beim Bomber hat’s ja funktioniert.«
    Ich versuchte krampfhaft, mir eine passende Antwort einfallen zu lassen, aber er sprach schon weiter. »Stephanie und er hatten eine Zeit lang was miteinander.«
    »Stephanie Meyers?«
    Ich versuchte nicht einmal, meine Überraschung zu verbergen. Rivera und ich hatten eine gewisse Vorgeschichte, und es fehlte nur noch, dass er mich bei meinem Vornamen nannte. Aber seine Beziehung zu dem Sternchen war doch eher persönlicher Natur.
    Er sah aus dem Fenster. »Sie war noch fast ein Kind.«
    »Sie haben sie gekannt?«
    »Von Zeit zu Zeit haben sich unsere Wege gekreuzt.«
    Führten diese Wege auch durch sein Schlafzimmer? Ich konnte mir die beiden zusammen gut vorstellen - er dunkel und beschützend; sie strahlend und dynamisch.
    »Sie war in psychiatrischer Behandlung«, sagte er.
    Fast wäre ich zusammengezuckt. »Ich trage keine Schuld an ihrem Tod«, sagte ich schnell. »Ihr Therapeut auch nicht.«
    »Er hat sie aber auch nicht davon abgehalten«, erwiderte Rivera, und in seiner Stimme schwang etwas mit, eine Art tiefe Enttäuschung, die sich anhörte, als würde er glauben, er selbst hätte ihren Tod verhindern müssen.
    »Das tut mir leid.« Ein schlechter Ersatz für irgendetwas Aufbauendes, aber es schien, als würde es seinen tiefen Groll dämpfen.
    »Was haben Sie in ihm gesehen?«, fragte er. »In Bomstad.«
    »Wie ich Ihnen bereits gesagt habe -«
    »Ach, zum Teufel damit«, unterbrach er mich, aber es lag jetzt kein aggressiver Ton in seiner Stimme, nur matte Resignation. »Was mag sie in ihm gesehen haben?«
    »Meyers?«
    »Ja!«
    War Rivera in sie verliebt gewesen? Liebte er sie immer noch? »Ich denke, Sie kennen die Antwort auf Ihre Frage«, sagte ich.
    »Sagen Sie es mir.«
    Ich überholte das einzige Auto, das auf dem Highway unterwegs war. L.A. war merkwürdig menschenleer um drei Uhr morgens.
    »Ich fasse die Möglichkeit ins Auge, dass er schizophren war«, sagte ich.
    »Eine gespaltene Persönlichkeit?«
    »Das ist vielleicht ein wenig simpel. Aber ja. Er wirkte so sanft und … Er war wirklich überzeugend«, sagte ich.
    »Wie überzeugend?«
    »Er machte einen unglaublich liebenswürdigen Eindruck und schien ernstes Interesse für andere zu haben. Er wirkte fast schon sensibel.«
    »Und Sie haben sich seine Vergangenheit nicht angesehen?«
    »Ich hatte keinerlei Anlass zu glauben, dass er anders war als das Bild, das er nach außen hin präsentierte.«
    Rivera starrte in die Nacht, ein dunkler Mann mit dunklen Gedanken. »Welches Bild präsentiere ich?«
    Das Bild eines Mannes, den das Leben verwundet hat, dachte ich, verdrängte den Gedanken jedoch. Es war nicht meine Aufgabe, ihn zu therapieren. Vielleicht war es auch gar nicht möglich. »Wann haben Sie das letzte Mal richtig geschlafen?«, fragte ich ihn.
    Müde wandte er sich mir zu. »Denken Sie, ich bin im Delirium, McMullen?«
    »Es ist bekannt, dass Müdigkeit die Persönlichkeit verändert.«
    »Und wie ist meine Persönlichkeit gerade?«
    Müde. Und erschreckend verletzbar, wie ein kriegsmüder Soldat, dachte ich, schaute aber auf die Straße und weigerte mich, in seinen persönlichen Krieg hineingezogen zu werden. Ich hatte meine Schwäche für verletzbare Männer lange überwunden. Jetzt wollte ich einfach nur jemanden finden, der morgens eine einzige Zahnbürste benutzte und nicht von denselben Kerlen träumte wie ich. »Ich glaube nicht, dass dies der geeignete Zeitpunkt ist, um Sie zu analysieren, Rivera.«
    Er schnaubte. »Ich bin der, den Sie sehen.«
    »Das habe ich von Bomstad auch gedacht.«
    Er nickte bedächtig. »Wäre er zu einem Mord fähig?«
    »Bitte?«
    »Würden Sie ihm zutrauen«, fragte er, »einen anderen Menschen zu töten?«
    »Das ist schwer zu -«, fing ich an, aber dann begriff ich plötzlich, was er meinte. »Sie glauben, er hat die Meyers umgebracht?«
    Er sah mich an und fuhr sich dann mit der Hand durch das Gesicht.
    »Ich würde sonst was geben, wenn ich das wüsste. Ich muss immer wieder daran denken. Daran, dass -« Er hielt inne.
    »Vielleicht sollten Sie eine Weile mal nicht so viel nachdenken«, empfahl ich. »Schlafen Sie mal richtig!«
    Er nickte. »Schlaf. Schöne Vorstellung.«
    »Leiden Sie unter Insomnie?«
    »Haben Sie Seelenklempner eigentlich für alles so große Bezeichnungen?«
    »Gibt uns ein überlegenes

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