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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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unerwünschte Gefühle ins Spiel. »Hier ist Miguel Rodriguez.«
    Ich brauchte einen Moment, um den Namen einzuordnen, aber schon tauchten Bilder vor meinem inneren Auge auf - Latino, attraktiv, höflich. Er hatte wohl die falsche Nummer gewählt.
    »Ms. McMullen?«
    »Ja, hallo«, krächzte ich und fragte mich, ob ich wohl so atemlos klang, wie ich mich fühlte. Seit der Nacht mit Rivera war ich angespannt wie eine Spiralfeder. »Mr. Rodriguez, wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich hatte gehofft, vielleicht etwas für Sie tun zu können.« Mir war in der Vergangenheit schon des Öfteren aufgefallen, dass ein spanischer Akzent einen im Grunde langweiligen Satz verdammt sexy klingen lassen konnte, und ich sah keinerlei Veranlassung, meine ursprüngliche Einschätzung zu korrigieren. Wenn er mich gefragt hätte, eine Woche mit ihm Unzucht auf Barbados zu treiben, hätte er nicht verführerischer klingen können. Meine Drüsen arbeiteten auf Hochtouren und überschwemmten die Nerven mit Hormonen. Mein Verstand war ein wenig schwerfälliger, da mir nicht ein einziger Grund einfiel, warum er mich anrufen sollte. Von der Woche auf Barbados einmal abgesehen, natürlich. »Ich glaube, ich habe einige Informationen, die Sie interessieren könnten.«
    »Informationen?« Erst in diesem Moment fiel mir wieder ein, dass ich ihn gebeten hatte, mich anzurufen. Er tat also nichts weiter, als seine Pflicht zu erfüllen und hatte wohl kaum Flugtickets für irgendeine abgelegene Insel gekauft. Das Leben kann einem schon manchmal übel mitspielen.
    »Oh, die Liste mit den Namen, die mit C beginnen«, erinnerte ich mich. »Ist Ihnen jemand eingefallen?«
    »Sí. Aber das ist ein Thema, über das wir wohl besser persönlich sprechen sollten. Ich hatte gehofft, wir könnten uns vielleicht treffen?«
    Die Drüsen verringerten ihren Hormonausstoß, und irgendetwas verkrampfte sich in meinem Magen. Schlimme Dinge waren beim letzten Mal passiert, als ich mein schützendes Heim verlassen hatte, und ich kannte diesen Typ kaum. Mit Ausnahme der Tatsache, dass er einen Akzent wie Julio Iglesias und eben solche Augen besaß. Vielleicht reichte das ja aus. Vielleicht war es gemein von mir zu denken, dass er die Absicht haben könnte, mich bei einem Cappuccino zu ermorden. Ich wollte nicht gemein sein zu Julio Iglesias. »Was hatten Sie sich denn vorgestellt, Mr. Rodriguez?«
    »Bitte, nennen Sie mich doch Miguel!«
    Miguel. Natürlich. Der Name klang ebenso köstlich wie verbotene Früchte für eine Tubaspielerin aus Schaumburg, Illinois.
    »Ich hatte gedacht, wir könnten uns vielleicht zum Abendessen treffen. Im Bella Vista, wenn Sie mögen.«
    Abendessen im Bella Vista? Kein Hamburger bei Micky D oder einen Kaffee bei Denny’s? Das machte mich stutzig. Er verhielt sich wie ein richtiger, erwachsener Mann. Ich trampelte die Drüsen nieder, die begannen, wie verhungerte Pitbulls zu knurren, und gab mich professionell. »Ich weiß Ihre Einladung wirklich sehr zu schätzen, Mr. Rodriguez, aber ich bin leider sehr beschäftigt und -«
    »Trotzdem müssen Sie essen.«
    Die Art und Weise, wie er die Silben betonte, ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Oder etwa nicht?«, hakte er nach.
    »Doch. Ich esse.«
    »Dann ist es ja gut«, sagte er. »Dann treffe ich Sie dort morgen Abend um sechs Uhr.«
    Fast hätte ich schon zugestimmt, als mir wieder einfiel, dass ich mehr als ein Jahrzehnt gebraucht hatte, um von arroganten Männern loszukommen.
    Verdammt, dachte ich und knallte der Östrogenmaschine die Tür vor der Nase zu. Seit dem Tag, an dem ich in die Pubertät gekommen war, hatte sie mir nichts als Ärger gebracht.
    »Tut mir leid, aber morgen Abend kann ich nicht, Mr. Rodriguez«, antwortete ich daher.
    »Aber sind Sie denn nicht an den Informationen interessiert?«
    »Doch«, sagte ich und weigerte mich, die Erleichterung zuzugeben, die ich bei diesem Eingeständnis fühlte; ich musste ihn treffen. »Wie wäre es mit einem Mittagessen morgen? Im Wellington’s?«
    »Aber Mittagessen ist so …« In seiner Stimme schwang ein Lächeln mit. »Schlicht.«
    »Ich bin ein schlichtes Mädchen«, erwiderte ich, »darum -«
    »Nein«, unterbrach er mich sanft, »das sind Sie nicht. Aber das Mittagessen geht in Ordnung.«
    Wir vereinbarten Zeit und Ort und legten einige Sekunden später auf. Ich starrte auf den Hörer und befahl mir, Mr. Rodriguez nicht in die Damentoilette zu zerren und über ihn herzufallen, ganz egal, wie er seine Silben betonen

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