Ausziehen!
er sich umdrehen wollte. Mein schlechtes Gewissen meldete sich. Ich erinnerte mich an meinen Bruder, der kopfüber in den Pfingstrosen gelegen hatte, und an meinen brennenden Hintern danach. »Wo steht Ihr Auto?«, fragte ich daher.
Er nickte in Richtung Straße, und eine Minute später standen wir vor einem dunklen Jeep mit abnehmbarem Dach. »Steigen Sie ein«, befahl er. »Ich nehme Sie mit.«
Ich blickte zu ihm hinüber. Er sah aus, als könnte er nicht einmal atmen, geschweige denn Auto fahren.
»Wie wäre das: Ich lenke, Sie sitzen?«
Er legte den Kopf auf die Seite und sah mich an. »Versuchen Sie gerade, mich zu verführen?«
Am liebsten hätte ich ihn überfahren, aber ich teilte ihm lediglich mit, was ich Unschönes von ihm dachte, und nahm seine Schlüssel entgegen. Er überließ sie mir ohne große Gegenwehr, ging um das Heck herum und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Selbst im Dunkeln sah er schwach und erschöpft aus. Verdammt.
»Welches Krankenhaus?«, wollte ich wissen.
»Fahren Sie mich einfach nur nach Hause.«
»Super Idee. Dann kann ich ja gleich schon mal einen Termin mit den Leichenbestattern für morgen früh machen.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich so um mich sorgen, McMullen!«
»Da können Sie mal sehen! Also: welches Krankenhaus?«
Er atmete vorsichtig aus und fasste sich mit einer Hand an den Kopf. »Ich brauche einfach nur ein wenig Schlaf.«
»Glendale oder Huntington Memorial?«
»Rosehaven. Wollen Sie mich in mein Schlafzimmer tragen? Ich habe gehört, Sie machen auch Hausbesuche.«
»Sie können mich mal.«
»Nicht hier«, entgegnete er. »Das verstößt gegen das Gesetz. Aber in meinem Schlafzimmer sind wir ungestört, da ist alles möglich.«
Ich verkniff es mir, die Beifahrertür aufzustoßen und ihn mit einem Fußtritt auf die Straße hinauszubefördern, denn dazu hätte ich über seinen Schoß greifen müssen, und das war genauso, als würde ich an Keksteig schnuppern, während ich auf Diät war. »Haben Sie Angst vor Ärzten, Reeves?«, fragte ich stattdessen.
»Ich ziehe mich nicht gerne vor Fremden aus. Ich will schließlich nicht angeben.«
Er lehnte den Kopf an das graue Polster seines Jeeps.
Ich sah ihn scharf von der Seite an, aber es war sinnlos. Seine Augen waren zugefallen.
»In welchem Viertel von Rosehaven?«, fragte ich.
»Simi.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. Simi war ein piekfeiner Stadtteil.
»Großverdiener?«
»Nicht wirklich!«, sagte er, und ich dachte insgeheim an seinen wohlhabenden Senatorenvater.
»Was zum Teufel wollten Sie in Bomstads Garten?«, fragte er plötzlich.
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass -«
»Das Tagebuch befindet sich in Polizeibesitz.«
Mir klopfte das Herz bis zum Hals. Mit einem Ruck drehte ich mich zu ihm um. »Sie haben es gefunden?«
Er öffnete die Augen einen Spalt, machte sich aber nicht die Mühe, den Kopf zu heben. »Der Bomber hatte ein spannendes Leben.«
Mir schwirrte der Kopf. »Dann wissen Sie ja, dass ich nichts mit seinem Tod zu tun hatte!«
»Weiß ich das?«
»Ja.«
»Weil Sie ausschließlich beruflich an ihm interessiert waren.«
Na, das war der heikle Teil. Aber meine privaten Fantasien entbehrten von jeher jeder realen Grundlage.
»Scheint so, als wäre er mehr an Ihrer nicht-beruflichen Seite interessiert gewesen«, sagte Rivera.
Ich starrte ihn an. Er wollte mich doch nur wieder aus der Reserve locken! Oder etwa nicht? Ich meine, der Bomber wurde mit einem Ständer in der Größe des Getty-Centers in meiner Praxis aufgefunden. Jeder Schwachkopf konnte sich ausmalen, dass er nicht gerade an meinem Diplom interessiert gewesen war.
»Schon mal was von Stephanie Meyers gehört, McMullen?«
Mir schnürte es die Kehle zu, aber mein Verstand flippte aus. Wollte er mir eine Falle stellen? Wollte er etwa eine Verbindung herstellen zwischen dem Tod des Filmsternchens und dem Tod des Bombers? Und zwischen Bomstads Tod und mir?
»Ist das nicht die Schauspielerin?«, fragte ich und versuchte, dabei so unbeteiligt wie möglich zu klingen.
Ich spürte, wie mich seine Blicke durch die Dunkelheit hinweg trafen. »War. Sie starb vor ein paar Monaten.«
Ich zwang mich, mit ernster Miene auf die Straße zu schauen. »In der Unterhaltungsbranche ist man kaum gegen emotionale Tiefs gefeit.«
Einen Moment lang herrschte Stille im Auto, dann lachte er.
»Gegen emotionale Tiefs gefeit? Reden Sie immer so geschwollen mit Ihren Patienten?«
»Verzeihen Sie bitte, wenn ich es
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