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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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war der Fürst des schlechten Geschmacks. Er liebte das Schockieren. Tatsächlich verkörperte und symbolisierte Gray wie kein anderer alles das, was an Monty Python abstoßend und unreif war. Und seine Freude am Schockieren von Menschen führte ihn zu immer größeren Meisterleistungen. Ich denke gern an ihn als an den Pionier, die Leuchtbake, die den Pfad freigeräumt hat, auf dem ihm verzagtere Geister folgen konnten.
    Einige Erinnerungen. Ich erinnere mich, wie ich mit ihm die Rede des Leichenbestatters schrieb und er die Pointe vorschlug: »Also gut, wir werden Sie fressen, aber wenn Sie sich später deshalb schlecht fühlen, graben wir ein Grab, in das Sie sich übergeben können.« Ich erinnere mich, wie er 1969 , als wir jeden Tag in Connie Booths und meiner Wohnung schrieben, das Spiel entdeckte, in Druckschrift schweinische Wörter auf ordentliche kleine quadratische Zettel zu schreiben und diese still und strategisch in der Wohnung zu verteilen, so daß Connie und ich panische Schnitzeljagden veranstalten mußten, wenn wir wichtigen Besuch erwarteten.
    Ich erinnere mich, wie er auf BBC-Partys auf allen vieren herumkroch, sich liebevoll an den grauen Anzughosenbeinen leitender Angestellter rieb und an den appetitlicheren weiblichen Waden knabberte. Mrs Eric Morecambe erinnert sich ebenfalls.
    Ich erinnere mich, wie er in Oxford eine Rede halten sollte und den Saal als Mohrrübe verkleidet betrat –, in einem bodenlangen orangen Kostüm, nach unten spitz zulaufend, mit einem großen grünen Zweig als Hut, und sich dann, als er an der Reihe war, geweigert hat. Er stand nur so da, ohne Rede, sprachlos, zwanzig Minuten lang, und lächelte verzückt. Das einzige Mal in der Geschichte der Welt, daß ein schweigender Mann einen Aufstand angezettelt hat.
    Ich erinnere mich, wie Graham einen Fernsehpreis der Zeitung Sun entgegengenommen hat, von Reggie Maudling überreicht. Wenn schon, denn schon. Und wie er, sobald er die Trophäe hatte, zu Boden fiel und den ganzen Weg zurück zu seinem Tisch kroch und dabei ganz laut schrie, schrie, so laut er konnte. Und wer Gray kannte, weiß, daß das sehr, sehr laut war.
    Das ist großartig, stimmt’s? Sehen Sie, mit Schock ist das so eine Sache … Nicht, daß er manche Menschen aufbringt, glaube ich … Ich glaube, anderen schenkt er eine kurze Freude der Befreiung, weil uns in diesem Augenblick klar wurde, daß die gesellschaftlichen Regeln, die unser Leben so schrecklich einengen, eigentlich gar nicht mal so wichtig sind.
    Nun, Gray kann das nicht mehr für uns tun. Er ist dahin. Er ist ein Ex-Chapman. Alles, was wir noch von ihm haben, sind unsere Erinnerungen. Aber es wird ganz schön dauern, bis die verblassen.

Ein bißchen was am Schluß
    Nachwort nach zehn Jahren von Eric Idle

    Das Leben ist ein Scheiß,
    Wie ein jeder weiß,
    Das Leben lachhaft und der Tod ein Witz.
    Hauptsache, es gefällt,
    Was sie am Lachen hält.
    Paß auf, daß du das bist, mein lieber Spitz.
    Sieh doch einfach den Tod mal po-ho-sitiv … 91
    Graham Chapmans Trauerfeier; er ist noch keine drei Monate tot, und ich singe dies in der gerammelt vollen Großen Halle des St Bartholomew’s Hospital einer Versammlung vor, an die man Choralblätter mit dem Text dieses Liedes verteilt hat. Ich spüre, wie ein großes Gekicher anschwillt. Wieder einmal ist Python nett in eine Parodie auf die Kirche von England geschlüpft.
    Graham starb mit perfektem Timing am 4 . Oktober 1989 an Krebs, am Vorabend des 20 . Jahrestages der ersten Aufzeichnung von Monty Python’s Flying Circus , und eine Riesenfeier mußte abgesagt werden –, weshalb Terry Jones Graham als den größten aktiven Partymuffel der Geschichte bezeichnete. Jetzt waren wir bei »Bart’s« versammelt, um dieses wunderbaren irren Mediziners zu gedenken, und die Veranstaltung wurde in der Tat immer alberner. Ich erwartete die ganze Zeit, daß Grahams Colonel reinkommt und einschreitet.
    Bald wurde das Gedenken zur Verarsche, aus einem traurigen Anlaß erst ein amüsanter und dann ein ausgelassener Nachmittag, während ein Komiker nach dem anderen mit Graham-Geschichten ankam. Ich vermute, es war unvermeidlich, daß eine Veranstaltung mit so vielen komischen Menschen nicht lange ernst bleiben konnte, und gnädigerweise setzte sich immer wieder das Komödiantische durch, so daß gegen Ende das Gelächter alle von der Traurigkeit befreit hatte.
    John Cleese fing damit an, schreckte alle auf, indem er eine Parodie auf den Papageien-Sketch

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