Autobiografie eines Lügners
in die Gay News gesteckt, eine vierzehntägig erscheinende Zeitung, um ihr Starthilfe zu geben, und weil ich fand, daß es nützlich wäre, wenn jemand in, sagen wir, Huddersfield so eine Zeitung kaufen kann und feststellt, daß er nicht der einzige Homosexuelle auf der Welt ist, denn in Huddersfield gab es damals nicht viele Leute, mit denen er über solche Sachen reden konnte. Es wäre für ihn schwierig gewesen, mit einem Arzt, einem Priester oder einem Lehrer zu reden, und deshalb hätte er zu etwas anderem Zuflucht nehmen müssen, entweder zu pornografischer Literatur, zu öffentlichen Bedürfnisanstalten oder zum Kniechenreiben im Kino, was ihn alles in große Schwierigkeiten bringen konnte. Wenn jemand wie er – oder tatsächlich auch sie – herausfinden konnte, wo man hinging, wie Beratungszentren, Klubs oder Diskos, wo viele Leute waren, die genauso fühlten wie man selbst, wäre er oder sie nicht mehr so einsam, und es gäbe weniger Selbstmorde. Zu jener Zeit war Selbstmord bei einsamen Gays in England, Schottland und Wales sehr verbreitet, und es gab auch etwas namens polizeiliche Verleitung. 51 Es gab einen Vorfall, bei dem ein Jugendlicher (mit Jugendlichen meine ich Menschen unter einundzwanzig) mit mehreren Herren im Verwaltungsbezirk mitgegangen war. Die Polizei versprach ihm ein milderes Strafmaß und überredete ihn, die Namen seiner Liebhaber preiszugeben. Von Reue über das, was er getan, erfüllt, beging er Selbstmord: zwei der anderen fünf Beteiligten setzten ihrem Leben ebenfalls ein Ende –, sie ertrugen die Schande nicht. Das könnte heute nicht passieren.
Sie spotteten reichlich
Plötzlich habe ich Lust, noch kurz über Moral abzuschweifen. Ich habe die Absicht, hier zum ersten Mal etwas zu veröffentlichen, was ich für einen fehlenden Teil des Neuen Testaments halte. Das Papyrusmanuskript, hier zum ersten Mal aus dem griechischen Original übersetzt, wurde im Jahre 1979 vom Autor am Flughafen von Auckland gefunden. Er befand sich dort am 5 . November auf der Durchreise nach Sydney, Australien, vertrieb sich kurz die Zeit, sah müßig unter Steinen nach, als ihm das Manuskript 52 von einem Maorihäuptling und Toilettenmann überreicht wurde.
Der erste Brief des Apostels Paulus an die Neuseeländer
A. D. 59 KAPITEL EINS
1 , allwo er die Antipoden geißelt; 2 , 3 , leeres Zurschautragen von Heiligkeit; 4 , von denen Hurenböcken und Schändern der Menschheit; 5 , von Armut und Toleranz; 8 , allwo er sie mahnt, sich vor falschen Propheten in acht zu nehmen.
1 . Liebe Neuseeländer,
es ist mir von unserem Bruder Hillary, dem Imker von Auckland, zu Ohren gekommen, daß es in Eurer Gemeinde nicht zum Besten steht.
2 . Was soll all dieser Unsinn, daß einige von Euch vor Kreuzen niederknien? Das ist überaus ungezogen; Ihr habt die Herrlichkeit eines unverderbbaren Gottes in ein Abbild verwandelt.
3 . Ich höre, daß dieselben Menschen sich in Kirchen versammeln, um zu beten. Wer braucht denn sowas? Gott nicht. Ich habe Ihn gefragt; Er hat es satt, besonders Psalmen, davon kriegt Er Kopfschmerzen, und es klappert das Gehege Seiner Zähne. Werden sie denn nicht inne, daß ihr Loben und Preisen ohne Bedeutung ist? Warum können sie sich nicht darauf konzentrieren, einander besser zu behandeln, und diese leere Zurschaustellung von Heiligkeit einfach vergessen? Außerdem sagt Er, aber damit möchte ich nicht zitiert werden: »Das sollen sie sich doch in den Arsch stecken.« Das hat Er gesagt, nicht ich. Ich, ein fehlbarer Sterblicher, hätte es nicht ganz so ausgedrückt. Ich fürchte, ich denke zu sehr an meinen irdischen Ruf; aber ich kann nicht anders, als Ihm beipflichten.
4 . Über Hurenböcke, Ehebrecher, weibisches Mannsvolk und Schänder der Menschheit: Zu diesem Punkt werde ich ständig falsch zitiert. Ich möchte hiermit klarstellen, daß Sex nichts anderes ist als eine Art, auf welche zwei oder mehr Menschen jede Menge harmlosen, billigen Spaß haben können, vorausgesetzt, sie sind sauber, und er dient nicht der Fortpflanzung. Die Besserung des Loses der Menschheit ist ohne strikte Fortpflanzungsbegrenzung unmöglich, also macht nicht den Fehler, den die übrige Welt gemacht hat: Überbevölkert Euch nicht. Nicht jeder muß Kinder haben, um Christi willen. Er hatte auch keine, und wenn das jemand weiß, dann ich. Wenn Ihr wirklich glaubt, Ihr müßt Kinder haben, dann sorgt als Eltern dafür, daß Ihr nicht mehr habt, als Ihr anständig versorgen könnt. Ich weiß nicht,
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