Autobiografie eines Lügners
schien der rechte Ort zu sein, geblümte Hemden und rosa Hosen wie ein Abzeichen zu tragen. Und ein Abzeichen.
Später an jenem Abend zog uns der Flipper immer noch stärker an als das Drehbuch. Als ich gerade dabei war, die höchste Punktezahl des Tages zu erreichen, hörte ich zufällig eine Bemerkung von ein paar Leuten am Tresen. Das Wort »Pupe« war verwendet worden. Ich sah zwei Glasgowgeprägte Fußballfans, die mit einem Einheimischen sprachen. Ich ging an den Tresen, entschuldigte mich für die Störung und sagte ihnen, ich sei homosexuell und fände gekicherte abfällige Kommentare von ignoranten Menschen nicht so doll. Vielleicht könnte ich ihnen ein bißchen was über ihre falschen Vorstellungen sagen. Meine Freunde am Flipper erstarrten, spürten unmittelbar bevorstehende Gewalt. Glasgow Nr 1 starrte mir direkt in die Augen, und ich starrte zurück. Nach einer langen Pause, in der ein Kampf bis zur letzten Zelle zwischen seinen Erregungs- und seinen Hemmungsneuronen mit »unentschieden« ausgetragen worden war, sagte er: »Das war echt scheißtapfer, das.«
»Nicht wirklich.«
»Doch. Das«, wiederholte er seinem Freund gegenüber, »war scheißtapfer, weißt du, das einfach so zu sagen, es so zu sagen und das zu sagen. Scheißtoll. Ich meine, er kannte uns nicht, wir hätten ihn scheißenochmal umbringen können –, ich meine, was trinkst du, Kumpel?«
»Ich wollte gerade weg …«
»Nein, komm schon, Jimmy …«
Jeder in der Kneipe pflichtete meinen neuen Freunden bei, daß ich »scheißtoll« gewesen war, weil jeder in der Kneipe lieber beipflichtete als einen Mundvoll kaledonischer Stirn abkriegte. 61
Am nächsten Tag waren Bernard und ich so weit gekommen:
»KRANKENH.-FLUR, TAG/INNEN
AUFTRITT PROF. LOFTUS.
PROFESSOR LOFTUS (barsch): Morgen, Oberschwester …«,
als wir von dem Gedanken abgelenkt wurden, daß die Verwendung des Wortes »Bettpfanne« bei den älteren Damen im Studiopublikum immer Stürme von Gelächter hervorrief. Uns hatte dieser leichte Lacher bei den Fernsehserien anderer Leute geärgert, wir beschlossen, ihn auf die Probe zu stellen, und so wurde ein alter Röntgenschrank zum alten Bettpfannenschrank, so daß das Wort dann regelmäßig ohne jede Spur von Subtilität oder Humor vorkommen konnte. (Das Experiment war enttäuschend erfolgreich; die kunstlose Bettpfanne bekam jedesmal die Lacher.) Wir schrieben gerade unsere sechste oder siebte ungeliebte »Bettpfanne« hin, als das Telefon »Bring bring bring« andeutete. 62 Es war der Mann von den Radikalen Alternativen zum Gefängnis, der anrief, um zu sagen, daß es mit dem Job für den anderen Burschen nichts geworden sei, ob ich wohl alle beide für kurze Zeit für denselben Job anstellen könne?
»Ja, vorausgesetzt, es ist nur für kurze Zeit, und sie kriegen nur fünfzehn Pfund die Woche, okay?«
Der Mann sagte: »Ja, das klingt gut«, und ging zurück in den Gerichtssaal. Etwa eine Stunde später rief er wieder an: »Aus der Bleibe für den einen der beiden ist nichts geworden.« Also sagte ich: »Okay, wir haben ein leeres Zimmer, da können wir ihn ein paar Wochen lang unterbringen.«
»Oh, das ist schön, in der Zeit finden wir leicht etwas anderes.«
Ich hätte es vorhersagen sollen, aber eine halbe Stunde später sagte mir das Telefon: »Aus der Bleibe für den anderen ist auch nichts geworden.«
»Gut, dann können sie sich das Zimmer teilen, aber länger als zwei Wochen können sie nicht bei uns bleiben.« Das wurde mir garantiert, und ich widmete mich wieder der Einfügung ungeliebter Bettpfannen.
Die beiden Burschen hatten dank meiner großzügigen Hilfe ein Jahr Bewährung gekriegt, sagte der nächste Telefonanruf, und Mr »Dingsbums« würde sie am Mittwoch vorbeibringen. Am Mittwoch erschienen sie nicht. Ich war gewiß besorgt über das, was ich mir da aufgehalst hatte, aber mehr als zwei Wochen und einen Teilzeitjob hatte ich wirklich nicht versprochen. Ich suhlte mich im Vollgefühl meiner Herzensgüte.
Mr Dingsbums erschien am Freitag mit Brendan und Jimmy. Ich fand später heraus, daß der Grund für ihr verspätetes Eintreffen der war, daß sie in ein Hotel geschafft worden waren und er versucht hatte, sie zu vögeln. Da ich dies noch nicht wußte, hielt ich Mr Dingsbums lediglich für einen zu redseligen milden Mann mit einem etwas schäbigen Regenmantel. Brendan war ein schüchterner, angenehmer und ziemlich intelligenter Dubliner. Jimmy war ein großmäuliger Schwätzer mit
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