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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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stürzen. Aber in dieser Gesellschaft dürfen Sie sich über alles beschweren; Sie können sich Sendezeit in Radio oder Fernsehen kaufen, Sie können Anzeigen schalten in der Presse – was Sie wollen.« Er zuckte die Achseln. »Also, wie kann es dann eine geheime Widerstandsbewegung geben? Ist doch albern.«
    »Trotzdem«, sagte Taverner, »die Menschen hier leben in einer Ein-Parteien-Gesellschaft mit einer Parteilinie, mit einer offiziellen Ideologie. Sie zeigen alle Symptome von Bürgern eines sorgfältig überwachten totalitären Staates. Sie sind Versuchskaninchen – ob sie’s nun merken oder nicht.«
    »Würden sie das denn nicht merken?«
    Verwirrt schüttelte Taverner den Kopf. »Das hab ich auch gedacht. Es muß irgendeinen Mechanismus geben, den wir nicht begreifen.«
    »Ist ja alles frei zugänglich. Wir können doch überall suchen.«
    »Dann suchen wir wohl nicht das Richtige.« Träge warf Taverner einen Blick auf den Fernsehschirm über dem Tresen. Das Striptease-Tralala war jetzt zu Ende; das Gesicht eines Mannes kam ins Bild. Das joviale, rundliche Gesicht eines Mannes in den Fünfzigern mit treuherzigen blauen Augen, einem beinahe kindlichen Zucken um die Lippen, einem braunen Haarkranz, der seine leicht abstehenden Ohren umspielte.
    »Freunde«, polterte das Fernsehbild, »schön, daß ich heute abend wieder bei euch bin. Ich hab mir gedacht, ich könnte ein bißchen mit euch plaudern.«
    »Reklame«, sagte Dorser und winkte dem automatischen Barmann nach einem Drink.
    »Wer ist das?« fragte Taverner neugierig.
    »Der nette, alte Knabe da?« Eckmund sah in seinen Notizen nach. »So was wie ein Kommentator, ziemlich beliebt. Heißt Yancy.«
    »Gehört der zur Regierung?«
    »Nicht daß ich wüßte. So ‘ne Art Flachphilosoph. Ich hab seine Biographie an einem Zeitungskiosk ergattert.« Eckmund reichte seinem Boss das bunte Heft. »Absoluter Durchschnittstyp, soweit ich das beurteilen kann. War mal Soldat; hat sich im Mars-Jupiter-Krieg hervorgetan – Truppenkoordination. Ist bis in den Majorsrang aufgestiegen.« Er zuckte gleichgültig die Achseln. »So was wie ein sprechender Almanach. Zu jedem Thema ein markiger Spruch. Neunmalkluge Uraltweisheiten: Wie man ‘ne Bronchitis los wird. Was auf Terra so im Gange ist.«
    Taverner blätterte in der Broschüre. »Ja, ich hab sein Bild schon mal gesehen.«
    »Äußerst beliebte Persönlichkeit. Die breite Masse vergöttert ihn. Ein Mann des Volkes – er spricht aus, was sie denken. Als ich mir Zigaretten gekauft hab, ist mir aufgefallen, daß er eine bestimmte Marke bevorzugt. Die Marke ist jetzt sehr beliebt; sie hat die anderen praktisch vom Markt gefegt. Beim Bier ist es dasselbe. Der Scotch in dem Glas hier ist wahrscheinlich die Marke, die Yancy bevorzugt. Dasselbe gilt für Tennisbälle. Nur spielt er gar kein Tennis – er spielt Krocket. Ununterbrochen, jedes Wochenende.« Eckmund nahm den neuen Drink entgegen und schloß: »Also spielt jetzt alles Krocket.«
    »Wie kann denn Krocket auf einem ganzen Planeten zum Volkssport werden?« wollte Taverner wissen.
    »Das ist kein Planet«, warf Dorser ein. »Bloß ein mickriger Mond.«
    »Nicht, wenn’s nach Yancy geht«, sagte Eckmund. »Wir sollen uns Callisto als Planeten vorstellen.« »Wie das?« fragte Taverner.
    »Geistig gesehen ist es ein Planet. Yancy möchte, daß die Menschen die Dinge vom geistigen Standpunkt aus betrachten. Er glaubt fest an Gott und eine ehrliche Regierung, Anstand, Fleiß und Sauberkeit. Aufgewärmte Platitüden.«
    Taverners Miene verhärtete sich. »Interessant«, murmelte er. »Ich muß mal bei ihm vorbeischauen und ihn kennenlernen.«
    »Wieso? Das ist der ödeste, mittelmäßigste Typ, den man sich nur vorstellen kann.«
    »Vielleicht«, antwortete Taverner, »bin ich gerade deshalb so an ihm interessiert.«
    Babson, groß und bedrohlich, empfing Taverner am Eingang des Yancy Building. »Selbstverständlich können Sie Mr. Yancy kennenlernen. Aber er ist ein vielbeschäftigter Mensch - es wird eine Weile dauern, bis wir einen Termin dazwischenschieben können. Jeder möchte Mr. Yancy kennenlernen.«
    Taverner blieb unbeeindruckt. »Wie lange muß ich warten?«
    Während sie quer durch die Haupthalle zu den Fahrstühlen gingen, überschlug Babson die Sache kurz. »Och, knapp vier Monate.«
    »Vier Monate!«
    »John Yancy ist so ziemlich der beliebteste Mensch, den es gibt.«
    »Hier vielleicht«, lautete Taverners wütender Kommentar, als sie den

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