Autofab
heran. »Das ist nicht wahr. Du glaubst es wirklich. Vielleicht solltest du mal ein paar Wochen wegfahren. Du brauchst dringend Ruhe. Dieser ganze Druck, der Schock, daß jemand Jüngeres ans Ruder kommen könnte. Du benimmst dich wie ein Paranoiker. Merkst du das denn nicht? Eine Intrige gegen dich. Sag mal, hast du dafür irgendeinen stichhaltigen Beweis?«
Anderton zog seine Brieftasche hervor, holte die gefaltete Karte heraus und gab sie ihr. »Schau dir das genau an«, sagte er.
Die Farbe verschwand aus ihrem Gesicht, und leise gab sie einen spitzen, heiseren Schreckenslaut von sich.
»Die Masche ist einigermaßen durchschaubar«, sagte Anderton zu ihr, so ruhig, wie er konnte. »Das verschafft Witwer einen rechtlichen Vorwand, mich sofort aus dem Verkehr zu ziehen. Dann muß er nicht warten, bis ich abdanke.« Grimmig setzte er hinzu: »Die wissen genau, daß ich noch für ein paar Jahre gut bin.«
»Aber – «
»Damit ist es mit der gegenseitigen Überwachung vorbei. Prä-Verbrechen ist dann keine unabhängige Behörde mehr. Der Senat hat dann die Polizei unter Kontrolle, und danach-« Seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich.
»Dann schlucken sie auch noch die Armee. Nun ja, oberflächlich betrachtet ist das doch ziemlich logisch. Natürlich stehe ich Witwer ablehnend und feindselig gegenüber – natürlich hab ich ein Motiv.
Keiner wird gern durch einen Jüngeren ersetzt und vorzeitig in den Ruhestand befördert. Ist doch eigentlich alles ganz einleuchtend – abgesehen davon, daß ich nicht die geringste Absicht habe, Witwer umzubringen. Aber das kann ich nicht beweisen. Also, was soll ich machen?«
Stumm, mit kreidebleichem Gesicht schüttelte Lisa den Kopf. »Ich – weiß nicht. Schatz, wenn doch nur – «
»Und jetzt«, sagte Anderton plötzlich, »geh ich nach Haus und packe. Sehr viel weiter kann ich nicht planen.«
»Du willst also wirklich versuchen, dich – dich abzusetzen?«
»Genau. Und wenn ich mich auf den Kolonialplaneten im Centaur verstecken muß. Das haben auch schon andere geschafft, und ich hab vierundzwanzig Stunden Vorsprung.« Entschlossen drehte er sich um. »Geh wieder rein. Es hat keinen Sinn, daß du mitkommst.«
»Hast du dir etwa eingebildet, das würde ich tun?« fragte Lisa mit rauher Stimme.
Erschrocken starrte Anderton sie an. »Wirklich nicht?« Dann murmelte er verblüfft: »Nein, ich seh schon, du glaubst mir nicht. Du denkst immer noch, ich bilde mir das alles bloß ein.« Wütend deutete er mit dem Finger auf die Karte. »Sogar der Beweis hier hat dich nicht überzeugt.«
»Nein«, räumte Lisa rasch ein, »hat er nicht. Du hast dir die Karte nicht richtig angeschaut, Schatz. Ed Witwers Name steht gar nicht drauf.«
Ungläubig nahm Anderton ihr die Karte weg.
»Kein Mensch behauptet, daß du Ed Witwer umbringen wirst«, fuhr Lisa schnell fort, mit dünner, zerbrechlicher Stimme. »Die Karte muß echt sein, verstehst du? Und mit Ed hat das nichts zu tun. Weder er noch sonst jemand spinnt Intrigen gegen dich.«
Zu verwirrt für eine Antwort stand Anderton da und sah
sich die Karte genau an. Sie hatte recht. Nicht Ed Witwer war als sein Opfer aufgeführt. In Zeile fünf hatte die Maschine säuberlich einen anderen Namen eingeprägt.
LEOPOLD KAPLAN
Wie gelähmt steckte er die Karte ein. Von dem Mann hatte er noch nie im Leben gehört.
III
Das Haus war kühl und verlassen, und Anderton begann sofort mit den Vorbereitungen für seine Reise. Beim Packen gingen ihm wilde Gedanken durch den Kopf.
Möglicherweise irrte er sich, was Witwer betraf – aber wie sollte er das wissen? Auf jeden Fall war die Intrige gegen ihn weitaus komplexer, als er es sich vorgestellt hatte. Witwer war im großen und ganzen womöglich bloß eine unbedeutende Marionette, deren Fäden jemand anders zog – irgendeine ferne, dunkle Gestalt, die nur undeutlich im Hintergrund zu sehen war.
Es war ein Fehler gewesen, Lisa die Karte zu zeigen. Sie würde sie Witwer zweifellos in allen Einzelheiten beschreiben. Er würde nie von der Erde wegkommen, nie die Gelegenheit haben zu erfahren, wie es sich auf einem Grenzplaneten lebte.
Derart in Gedanken vertieft, hörte er, wie hinter ihm eine Diele knarrte. Er umklammerte eine stockfleckige Wintersportjacke, drehte sich vom Bett weg und blickte in die Mündung einer graublauen A-Pistole.
»Das ging aber schnell«, sagte er und starrte den schmallippigen, untersetzten Mann im braunen Mantel mit Handschuhen verbittert an, der mit
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