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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sollte-« Er zuckte mit seinen schmalen Schultern. »Sie hätten doch sicherlich nicht zugelassen, daß die Kartenkopie bei uns ankommt.«
    »Es sei denn«, gab einer seiner Männer zu bedenken, »sie ist absichtlich eingeschleust worden.«
    Kaplan erhob seine hellen, vogelartigen Augen und musterte Anderton eindringlich. »Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Genau so ist es«, sagte Anderton; er hatte schlagartig begriffen, daß es von Vorteil war, wenn er offen mit dem herausrückte, was er für die nackte Wahrheit hielt. »Die Vorhersage auf der Karte ist die vorsätzliche Fälschung einer Clique innerhalb der Polizeibehörde. Die Karte ist präpariert, und ich bin denen ins Netz gegangen. Ich werde automatisch abgesetzt. Mein Assistent tritt auf den Plan und behauptet, er hätte den Mord so effizient wie bei Prä-Verbrechen üblich verhindert. Natürlich gibt es weder einen Mord noch eine Mordabsicht.«
    »Ganz Ihrer Meinung, einen Mord wird es nicht geben«, bekräftigte Kaplan grimmig. »Die Polizei wird Sie in Gewahrsam nehmen. Dafür gedenke ich zu sorgen.«
    »Sie bringen mich dahin zurück?« widersprach Anderton angsterfüllt. »Wenn ich verhaftet werde, kann ich doch nie im Leben beweisen – «
    »Es ist mir gleich, was Sie beweisen oder nicht«, fuhr Kaplan dazwischen. »Ich bin einzig und allein daran interessiert, Sie aus dem Weg zu schaffen.« Eisig setzte er hinzu: »Zu meinem eigenen Schutz.«
    »Er wollte gerade verschwinden«, erklärte einer der Männer.
    »Stimmt«, sagte Anderton schwitzend. »Wenn die mich erwischen, werde ich doch sofort ins Straflager gesteckt. Dann übernimmt Witwer den Laden – mit allem, was dazugehört.« Seine Miene verfinsterte sich. »Und meine Frau. Die beiden stecken offenbar unter einer Decke.«
    Einen Augenblick schien es, als würde Kaplan ins Schwanken geraten. »Schon möglich«, räumte er ein und blickte Anderton fest an. Dann schüttelte er den Kopf. »Das ist mir zu riskant. Falls Sie jemand aufs Kreuz legen will, tut es mir leid. Aber das ist schlicht und einfach nicht mein Problem.« Er lächelte schwach. »Trotzdem, ich wünsche Ihnen Glück.« Er wandte sich an seine Männer. »Bringt ihn zur Polizei, und liefert ihn in der Chefetage ab.« Er nannte den Namen des amtierenden Commissioners und wartete auf Andertons Reaktion.
    »Witwer!« echote Anderton ungläubig.
    Noch immer ein schwaches Lächeln auf den Lippen, drehte Kaplan sich um und stellte das Radio an, das in die Musiktruhe im Arbeitszimmer eingebaut war. »Witwer hat die Amtsgewalt schon übernommen. Er will daraus anscheinend eine ziemlich große Sache machen.«
    Erst war ein atmosphärisches Summen zu hören, dann, urplötzlich, plärrte das Radio ins Zimmer – eine laute, ausgebildete Stimme, die eine vorgefertigte Erklärung verlas.
    »… werden alle Mitbürger ausdrücklich davor gewarnt, diesem Randindividuum Zuflucht bzw. Hilfe oder Unterstützung jeglicher Art zu gewähren. Die außerordentliche Tatsache, daß sich ein entflohener Straftäter in Freiheit befindet und imstande ist, ein Gewaltverbrechen zu begehen, ist in der Neuzeit einzigartig. Alle Mitbürger werden hiermit davon in Kenntnis gesetzt, daß nach geltendem Gesetz jede Person zur Rechenschaft gezogen wird, die der Polizei bei ihrer schwierigen Aufgabe, John Allison Anderton zu ergreifen, die uneingeschränkte Zusammenarbeit verweigert. Noch einmal: Die Prä-Verbrechensbehörde der Föderalistischen Westblock-Regierung ist damit befaßt, deren ehemaligen Commissioner John Allison Anderton aufzuspüren und zu neutralisieren, der gemäß der Methodologie des Prä-Verbrechenssystems hiermit
    zum potentiellen Mörder erklärt wird und als solcher den Anspruch auf seine Freiheit und seine Grundrechte verwirkt hat.«
    »Das ging aber schnell«, murmelte Anderton entsetzt. Kaplan schaltete das Radio ab, und die Stimme verstummte.
    »Lisa ist wohl sofort zu ihm gegangen«, mutmaßte Anderton verbittert.
    »Weshalb sollte er auch warten?« fragte Kaplan. »Es ist doch klar, was Sie vorhaben.«
    Er nickte seinen Männern zu. »Bringt ihn in die Stadt zurück. Ich werde ganz nervös, wenn er in meiner Nähe ist. In der Beziehung sind Commissioner Witwer und ich uns vollkommen einig. Ich will, daß er so schnell wie möglich neutralisiert wird.«

    IV

    Ein kalter, schwacher Regen pladderte aufs Pflaster, als sich der Wagen durch die dunklen Straßen von New York City dem Polizeigebäude näherte.
    »Sein Motiv ist Ihnen doch

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