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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Gesetzes angeht, haben Sie das grundlegende Hindernis bei der Umsetzung der Methodologie von Prä-Verbrechen vermutlich erkannt. Wir erfassen Individuen, die gegen keinerlei Gesetz verstoßen haben.«
    »Was sie aber mit Sicherheit tun werden«, bekräftigte Witwer voller Überzeugung.
    »Glücklicherweise nicht – wir schnappen sie uns nämlich, noch bevor sie ein Gewaltverbrechen begehen können. Also ist die Tat an sich rein metaphysisch. Wir behaupten, sie sind schuldig. Sie wiederum behaupten ununterbrochen, sie seien unschuldig. Und in gewissem Sinne sind sie unschuldig.«
    Der Fahrstuhl spuckte sie aus, und wieder gingen sie einen gelben Korridor entlang. »In unserer Gesellschaft gibt es keine Schwerverbrechen«, fuhr Anderton fort, »dafür haben wir ein Straflager voller Pseudoverbrecher.«
    Türen gingen auf und zu, und schon waren sie im Analyseflügel. Vor ihnen erhob sich ein beeindruckender Berg von Apparaturen – die Datenrezeptoren und Rechenmechanismen, die das eintreffende Material prüften und neu strukturierten. Und hinter den Maschinen saßen die drei Präkogs, die in dem Labyrinth von Netzleitungen beinahe untergingen.
    »Da sind sie«, sagte Anderton trocken. »Was halten Sie von ihnen?«
    Im düsteren Halbdunkel saßen die drei lallenden Idioten. Jedes zusammenhanglose Wort, jede unkontrollierte Silbe wurde analysiert, verglichen, in Form visueller Symbole wieder zusammengefügt und auf konventionelle Lochkarten übertragen, die dann in verschiedene kodierte Schlitze ausgeworfen wurden. Den ganzen Tag lallten die Idioten vor sich hin, gefangen in einer starren Haltung, mit Metallbändern, Kabelbündeln und Klammern an Spezialstühle mit hohen Lehnen gefesselt. Ihre körperlichen Bedürfnisse wurden automatisch befriedigt. Geistige Bedürfnisse hatten sie nicht. Dumpf grummelten, dösten und vegetierten sie dahin. Ihre Sinne waren stumpf, verwirrt, in Schatten versunken.
    Aber nicht in den Schatten der Gegenwart. Die drei seibernden, brabbelnden Kreaturen mit ihren überdimensionalen Köpfen und nutzlosen Körpern betrachteten die Zukunft. Die Analysemaschinen zeichneten Prophezeiungen auf, und wenn die drei Präkog-Idioten redeten, hörten die Maschinen aufmerksam zu.
    Zum ersten Mal wich das forsche Selbstvertrauen aus Witwers Gesicht. Ein angewiderter, entsetzter Blick schlich sich in seine Augen, eine Mischung aus Scham und moralischer Erschütterung. »Ist nicht gerade – angenehm«, murmelte er. »Ich war mir nicht darüber im klaren, daß sie so – « Gestikulierend suchte er nach dem richtigen Wort. »So deformiert sind.«
    »Deformiert und zurückgeblieben«, pflichtete Anderton augenblicklich bei. »Vor allem das Mädchen da. >Donna< ist fünfundvierzig Jahre alt. Aber sie sieht aus wie zehn. Die Begabung verschlingt alles; der Psi-Lappen läßt den Rest des Stirnbereichs zusammenschrumpfen. Aber was interessiert uns das? Wir kriegen ihre Prophezeiungen. Sie liefern uns das, was wir brauchen. Sie haben von all dem keine Ahnung, wir schon.«
    Zögernd ging Witwer quer durch den Raum zu den Maschinen. Aus einem Schlitz klaubte er einen Stapel Karten. »Sind das Namen, die dabei rausgekommen sind?« fragte er.
    »Sieht ganz danach aus.« Stirnrunzelnd nahm Anderton ihm den Stapel weg. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, sie zu überprüfen«, erklärte er; ungeduldig verbarg er seinen Ärger.
    Fasziniert schaute Witwer zu, wie die Maschine eine neue Karte in den jetzt leeren Schlitz spuckte. Es folgte eine zweite - und eine dritte. Aus den schwirrenden Scheiben kam eine Karte nach der anderen. »Die Präkogs sehen wohl ziemlich weit in die Zukunft«, stieß Witwer hervor.
    »Sie sehen nur eine ziemlich begrenzte Zeitspanne«, erklärte ihm Anderton. »Allerhöchstens ein oder zwei Wochen. Ein Großteil ihrer Daten ist wertlos für uns – für unsere Tätigkeit schlicht und einfach irrelevant. Die geben wir an die zuständigen Behörden weiter. Dafür beliefern die uns dann wiederum mit ihren Daten. In jeder wichtigen Dienststelle gibt es einen ganzen Keller voll strenggehüteter Affen.«
    »Affen?« Witwer starrte ihn verlegen an. »Ach so, schon kapiert. Nichts sehen, nichts hören und so weiter. Sehr amüsant.«
    »Sehr passend.« Automatisch griff Anderton nach den neuen Karten, die die rotierende Maschine inzwischen ausgeworfen hatte. »Manche Namen werden sofort aussortiert. Und auf den restlichen Karten sind größtenteils Bagatelldelikte registriert: Diebstahl,

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