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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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die Maschine, die für die Analyse von »Donna« zuständig war, öffnete den Schutzschild und breitete den Inhalt aus. Wie beim ersten Mal zeigte ihm der Kode, welche Spulen relevant waren, und einen Augenblick später hatte er den Transportmechanismus in Gang gesetzt.
    Es war ungefähr das, was er vermutet hatte. Dies war das Material, das »Jerry« verwendet hatte – der außer Kraft gesetzte Zeitpfad. Darin wurde er von Agenten von Kaplans militärischem Abwehrdienst entführt, als er von der Arbeit nach Hause fuhr. In Kaplans Villa verschleppt, das organisatorische Hauptquartier des Internationalen Veteranenbundes. Anderton wurde ein Ultimatum gestellt: Entweder er löste das Prä-Verbrechenssystem freiwillig auf, oder er blickte einem offenen Konflikt mit der Armee ins Auge.
    In diesem ausgesonderten Zeitpfad hatte Anderton in seiner Eigenschaft als Polizeichef den Senat um Unterstützung gebeten. Doch es kam keinerlei Unterstützung. Um einen Bürgerkrieg zu vermeiden, hatte der Senat die Auflösung des Polizeisystems ratifiziert und eine Wiederherstellung des Kriegsrechts verfügt, »um des Notstands Herr zu werden«. Mit Hilfe eines Korps fanatischer Polizisten hatte Anderton Kaplan ausfindig gemacht und niedergeschossen, zusammen mit anderen Funktionären des Veteranenbundes. Nur Kaplan war gestorben. Die anderen hatte man wieder zusammengeflickt. Und der Coup war ein Erfolg gewesen.
    Soweit also »Donna«. Er spulte das Band zurück und wandte sich dann dem Material zu, das »Mike« vorhergesehen
    hatte. Es mußte identisch sein; beide Präkogs hatten sich zusammengeschlossen, um ein einheitliches Bild zu präsentieren. »Mike« begann, wie »Donna« begonnen hatte: Anderton hatte von Kaplans Komplott gegen die Polizei erfahren. Aber irgend etwas stimmte nicht. Verwirrt spulte er das Band zurück. Unverständlicherweise deckte es sich nicht mit dem ersten. Er spielte das Band noch einmal ab und hörte aufmerksam zu.
    »Mikes« Bericht war ganz anders als »Donnas« Bericht.
    Eine Stunde später hatte er seine Untersuchung beendet, die Bänder verstaut, und verließ den Affenblock. Als er auftauchte, fragte Witwer: »Was ist los? Irgendwas stimmt nicht, das sehe ich doch.«
    »Nein«, antwortete Anderton langsam, noch immer tief in Gedanken versunken. »Das stimmt so nicht ganz.« Ein Laut drang an sein Ohr. Geistesabwesend ging er zum Fenster und spähte nach draußen.
    Auf der Straße drängten sich die Menschen. In Viererkolonnen zog eine Reihe uniformierter Truppen über die Mittelspur. Gewehre, Helme… marschierende Soldaten in schmuddeligen Kriegsuniformen mit ihren heißgeliebten AFWA-Wimpeln, die im kalten Nachmittagswind flatterten.
    »Eine Armeekundgebung«, erklärte Witwer düster. »Ich hab mich getäuscht. Die lassen sich mit uns auf keinen Handel ein. Wieso sollten sie auch? Kaplan geht an die Öffentlichkeit.«
    Das wunderte Anderton nicht. »Er verliest den Minderheiten-Bericht?«
    »Sieht ganz so aus. Sie werden den Senat auffordern, uns aufzulösen und uns die Machtbefugnis zu entziehen. Sie werden behaupten, wir hätten unschuldige Männer verhaftet – nächtliche Polizeirazzien, so was in der Art. Ein Terrorregime.«
    »Meinen Sie, der Senat wird dem zustimmen?« Witwer zögerte. »Da möchte ich lieber gar nicht drüber nachdenken.«
    »Ich schon«, sagte Anderton. »Er wird zustimmen. Die Sache da draußen paßt zu dem, was ich unten erfahren habe. Wir haben uns in die Ecke drängen lassen, und jetzt gibt’s nur noch einen Ausweg. Ob’s uns gefällt oder nicht, aber den müssen wir nehmen.« Seine Augen hatten einen stählernen Glanz.
    »Und der wäre?« fragte Witwer ängstlich.
    »Wenn ich’s Ihnen gesagt habe, fragen Sie sich bestimmt, weshalb Sie nicht von selbst drauf gekommen sind. Ganz offensichtlich muß ich den veröffentlichten Mehrheitsbericht erfüllen. Ich muß Kaplan umbringen. Nur so können wir sie davon abhalten, uns in Mißkredit zu bringen.«
    »Aber«, sagte Witwer erstaunt, »der Mehrheitsbericht ist doch außer Kraft gesetzt.«
    »Ich werd’s schon schaffen«, meinte Anderton zu ihm, »aber das kommt mich teuer zu stehen. Sie kennen doch die Rechtsvorschriften in Sachen Mord?«
    »Lebenslänglich.«
    »Mindestens. Vielleicht können Sie ein paar Beziehungen spielen lassen und erreichen, daß die Strafe in Exil umgewandelt wird. Man könnte mich ja auf einen der Kolonialplaneten schicken, ins gute alte Grenzgebiet.«
    »Wäre Ihnen – das

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