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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hätte das Polizeigebäude nie verlassen dürfen. Wo ist Wally Page?«
    »Den haben wir uns schon geschnappt«, erwiderte Witwer. »Der macht uns keinen Ärger mehr.«
    Anderton verzog grimmig das Gesicht.
    »Sie halten ihn aus dem falschen Grund fest«, sagte er. »Mich in den Affenblock zu lassen, war kein Verbrechen. Informationen an die Armee weiterzugeben, das ist allerdings eins. Unter Ihren Leuten war ein Armeespitzel.« Er verbesserte sich mit der etwas lahmen Bemerkung: »Das heißt natürlich, unter meinen Leuten.«
    »Ich hab den Haftbefehl gegen Sie zurückgezogen. Die Einheiten suchen jetzt nach Kaplan.«
    »Schon irgendwelche Resultate?«
    »Er ist mit einem Armeelaster hier weg. Wir haben ihn verfolgt, aber der Laster hat es bis in eine bewaffnete Kaserne geschafft. Jetzt haben sie mit einem großen R-3-Kampfpanzer die Straße blockiert. Man müßte schon einen Bürgerkrieg vom Zaun brechen, um den aus dem Weg zu räumen.«
    Langsam, zögernd kletterte Lisa aus dem Schiff. Sie war noch immer blaß und aufgewühlt, und an ihrem Hals bildete sich ein häßlicher blauer Fleck.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert?« wollte Witwer wissen. Dann erblickte er Flemings schlaffe Gestalt, die im Schiff ausgestreckt lag. Er sah Anderton ins Gesicht und sagte: »Dann ist die Sache mit dem Komplott, das ich angezettelt haben soll, wohl endgültig passe.«
    »Ja.«
    »Sie glauben also nicht, daß ich – « Er machte ein angewidertes Gesicht. »Intrigen spinne, um Ihren Posten zu bekommen.«
    »Doch, natürlich. So was tut doch jeder. Und ich spinne Intrigen, um ihn zu behalten. Aber hier geht es um was anderes - und dafür sind Sie nicht verantwortlich.«
    »Wieso bleiben Sie eigentlich felsenfest dabei«, erkundigte sich Witwer, »daß es zu spät ist, sich zu stellen? Mein Gott, wir stecken Sie ins Lager. Und wenn die Woche um ist, lebt Kaplan noch.«
    »Er bleibt am Leben, ja«, räumte Anderton ein. »Aber er kann beweisen, daß er genauso lebendig wäre, wenn ich frei herumlaufen würde. Er hat die Informationen, die beweisen,
    daß der Mehrheitsbericht obsolet ist. Er kann das Prä-Verbrechenssystem zerschlagen.« Er schloß: »So oder so, er gewinnt
    - und wir verlieren. Die Armee bringt uns in Mißkredit; ihre Strategie hat sich bezahlt gemacht.«
    »Aber weshalb riskieren die so viel? Was genau wollen die?«
    »Nach dem anglo-chinesischen Krieg war die Armee geschlagen. Sie ist nicht mehr das, was sie in den guten alten Zeiten der AFWA mal war. Damals haben die den ganzen Laden geschmissen, sowohl militärisch als auch innenpolitisch. Und sie haben ihre eigene Polizeiarbeit gemacht.«
    »Wie Fleming«, sagte Lisa schwächlich.
    »Nach dem Krieg wurde der Westblock entmilitarisiert. Offiziere wie Kaplan wurden in den Ruhestand versetzt und entlassen. Das läßt keiner gerne mit sich machen.« Anderton verzog das Gesicht. »Das kann ich ihm nachfühlen. Da ist er nicht der einzige. Aber so konnte es nicht weitergehen. Wir brauchten unbedingt Gewaltenteilung.«
    »Sie meinen also, Kaplan hat gewonnen«, sagte Witwer. »Können wir denn gar nichts unternehmen?«
    »Ich werde ihn nicht umbringen. Das weiß er genausogut wie wir. Wahrscheinlich wird er sich eines Besseren besinnen und uns irgendeinen Handel vorschlagen. Wir werden zwar weiterhin arbeiten, aber der Senat nimmt uns alle Fäden aus der Hand. Das würde Ihnen doch wohl kaum gefallen, oder?«
    »Darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte Witwer nachdrücklich. »Nicht mehr lange, dann bin ich Leiter dieser Behörde.« Er errötete. »Aber das dauert natürlich noch ein Weilchen.«
    Anderton machte ein finsteres Gesicht. »Zu dumm, daß Sie den Mehrheitsbericht bekanntgemacht haben. Wenn Sie ihn geheimgehalten hätten, könnten wir ihn vorsichtig zurückziehen. Aber jeder hat davon gehört. Jetzt können wir ihn nicht mehr widerrufen.«
    »Wohl kaum«, räumte Witwer beklommen ein. »Vielleicht
    - hab ich die Arbeit hier doch nicht so gut im Griff, wie ich dachte.«
    »Das kommt mit der Zeit. Sie werden bestimmt noch ein guter Polizist. Sie glauben an den Status quo. Aber Sie müssen lernen, Ruhe zu bewahren.« Anderton ließ die beiden stehen. »Ich gehe die Datenbänder des Mehrheitsberichts überprüfen. Ich will mal sehen, wie ich Kaplan eigentlich umbringen sollte.« Nachdenklich schloß er: »Vielleicht bringt mich das auf ein paar Ideen.«
    Die Datenbänder der Präkogs »Donna« und »Mike« wurden getrennt aufbewahrt. Er entschied sich für

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