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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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umklammert hielt und begegnete dem Blick des Mannes voller Selbstbewußtsein.
    Trotz seiner Nervosität hatte General Kaplan gute Laune. »Das ist ein großer Tag für die Armee«, verriet er. »Es wird Sie freuen zu hören, daß ich der Öffentlichkeit vollständigen Bericht über die falschen Anschuldigungen gegen Sie erstatten werde.«
    »Schön«, lautete Andertons zurückhaltende Antwort.
    »Ich werde deutlich machen, daß Sie zu Unrecht angeklagt worden sind.« General Kaplan versuchte herauszubekommen, wieviel Anderton wußte. »Hat Fleming Gelegenheit gehabt, Sie mit der Situation vertraut zu machen?«
    »Bis zu einem gewissen Grad«, erwiderte Anderton. »Sie werden nur den Minderheiten-Bericht verlesen? Mehr haben Sie nicht?«
    »Ich werde ihn mit dem Mehrheitsbericht vergleichen.« General Kaplan gab einem seiner Adjutanten ein Zeichen, und ein lederner Aktenkoffer kam zum Vorschein. »Hier ist alles drin – alle Beweise, die wir brauchen«, sagte er. »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Sie als Beispiel nehme, oder? Ihr Fall steht als Symbol für die ungerechtfertigten Festnahmen zahlloser Menschen.« Steif warf General Kaplan einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich muß anfangen. Möchten Sie mit mir aufs Podium kommen?«
    »Warum?«
    Kalt, doch mit irgendwie unterdrückter Vehemenz, sagte General Kaplan: »Damit sie den lebenden Beweis vor Augen haben. Sie und ich zusammen – der Mörder und sein Opfer. Seite an Seite decken wir das finstere Täuschungsmanöver auf, das die Polizei in die Wege geleitet hat.«
    »Gern«, willigte Anderton ein. »Worauf warten wir noch?«
    Beunruhigt näherte sich General Kaplan der Tribüne. Erneut warf er Anderton einen beklommenen Blick zu, als würde er überlegen, weshalb Anderton aufgetaucht war und wieviel er tatsächlich wußte. Seine Unsicherheit wuchs, als Anderton bereitwillig die Stufen zur Tribüne hinaufstieg
    und sich einen Platz unmittelbar neben dem Rednerpult aussuchte.
    »Sind Sie sich auch völlig im klaren darüber, was ich sagen werde?« wollte General Kaplan wissen. »Die Enthüllung wird beträchtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Sie könnte den Senat veranlassen, die Rechtmäßigkeit des Prä-Verbrechenssystems von Grund auf zu überdenken.«
    »Verstehe«, antwortete Anderton mit verschränkten Armen. »Fangen wir an.«
    Stille war eingetreten. Doch es herrschte erregte, gespannte Unruhe, als General Kaplan die Aktentasche entgegennahm und anfing, seine Unterlagen vor sich auszubreiten.
    »Der Mann hier neben mir«, begann er mit klarer, durchdringender Stimme, »ist Ihnen allen bekannt. Es wird Sie vielleicht überraschen, ihn hier zu sehen, denn noch bis vor kurzem wurde er von der Polizei als gefährlicher Mörder bezeichnet.«
    Die Blicke der Menge konzentrierten sich auf Anderton. Begierig beäugten sie den einzigen potentiellen Mörder, den aus nächster Nähe zu betrachten ihnen jemals vergönnt gewesen war.
    »Vor ein paar Stunden jedoch«, fuhr General Kaplan fort, »ist der polizeiliche Haftbefehl gegen ihn aufgehoben worden; weil sich der ehemalige Commissioner Anderton freiwillig gestellt hat? Nein, das stimmt so nicht ganz. Er sitzt jetzt hier. Er hat sich zwar nicht gestellt, doch hat die Polizei keinerlei Interesse mehr an ihm. John Allison Anderton hat sich keines Verbrechens schuldig gemacht, weder in der Vergangenheit, noch in der Gegenwart oder Zukunft. Bei den Anschuldigungen gegen ihn handelte es sich um offenkundige Fälschungen, diabolische Entstellungen eines verseuchten Strafsystems, das auf falschen Voraussetzungen beruht – einer riesigen, unpersönlichen Vernichtungsmaschinerie, die Männer und Frauen ins Verderben stürzt.«
    Fasziniert blickte die Menge von Kaplan zu Anderton. Jeder war mit der Situation vertraut.
    »Seitdem das sogenannte prophylaktische Prä-Verbrechenssystem besteht, sind viele Menschen festgenommen und eingesperrt worden«, fuhr General Kaplan fort; seine Stimme gewann an Kraft und Gefühl. »Angeklagt nicht etwa wegen eines Verbrechens, das sie begangen haben, sondern wegen eines Verbrechens, das sie begehen werden. Es wird behauptet, daß diese Menschen, falls man ihnen gestattet, in Freiheit zu bleiben, sich irgendwann in naher Zukunft eines schweren Vergehens schuldig machen werden.
    Verbindliche Kenntnisse über die Zukunft kann es jedoch nicht geben. Sobald man eine präkognitive Information erhält, neutralisiert diese sich selbst. Die Behauptung, dieser Mann werde in naher

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