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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Zukunft ein Verbrechen begehen, ist paradox. Schon durch die Tatsache, daß er in den Besitz dieser Daten gelangen konnte, wird sie entkräftet. In jedem Fall, ohne Ausnahme, hat der Bericht der drei Polizei-Präkogs deren eigene Daten hinfällig werden lassen. Auch wenn keinerlei Festnahmen erfolgt wären, hätte kein Verbrechen stattgefunden.«
    Anderton hörte gelangweilt zu, war nur mit halbem Ohr dabei. Die Menge jedoch lauschte mit großem Interesse. General Kaplan gab jetzt eine kurze Zusammenfassung des Minderheiten-Berichts. Er erläuterte, worum es sich dabei handelte und wie er zustande gekommen war.
    Anderton zog die Kanone aus seiner Manteltasche und legte sie sich auf den Schoß. Schon hatte Kaplan den Minderheiten-Bericht beiseite gepackt, das präkognitive Material, das von »Jerry« stammte. Seine hageren, knochigen Finger tasteten erst nach der Zusammenfassung von »Donna«, dann nach der von »Mike«.
    »Dies war der ursprüngliche Mehrheitsbericht«, erklärte er. »Die Behauptung, aufgestellt von den ersten beiden Präkogs, daß Anderton einen Mord begehen werde. Das Material also, das automatisch hinfällig wurde. Ich werde es Ihnen vorlesen.« Er zückte seine randlose Brille, schob sie sich auf die Nase und fing langsam an zu lesen.
    Ein merkwürdiger Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. Er hielt inne, begann zu stammeln und brach plötzlich ab. Die Papiere flatterten ihm aus den Händen. Wie ein in die Enge getriebenes Tier wirbelte er herum, duckte sich und stürzte vom Rednerpult.
    Anderton sah, wie Kaplans verzerrtes Gesicht an ihm vorbeischoß. Anderton war aufgestanden, hob nun die Kanone, machte rasch einen Schritt nach vorn und drückte ab. Kaplan hatte sich in der endlosen Reihe von Füßen verheddert, die von den Stühlen auf der Tribüne weggestreckt waren, und ließ mit einem einzigen schrillen Schrei Schmerz und Furcht heraus. Wie ein verwundeter Vogel taumelte er flatternd und mit den Armen schlegelnd von der Tribüne hinunter auf den Boden. Anderton trat ans Geländer, aber es war schon vorbei.
    Kaplan war, wie der Mehrheitsbericht es vorhergesagt hatte, tot. Sein schmaler Brustkorb war ein qualmendes, düster gähnendes Loch; bröcklige Asche löste sich, während der Körper sich in Zuckungen wand.
    Angewidert drehte Anderton sich um und drängte sich rasch zwischen den verdatterten Gestalten von Armee-Offizieren hindurch, die von ihren Stühlen aufstanden. Er hielt noch immer die Kanone in der Hand; sie war die Garantie dafür, daß sich ihm niemand in den Weg stellte. Er sprang von der Tribüne herunter und zwängte sich hinein in die chaotische Menschenmasse vor dem Podium. Starr vor Schreck, verzweifelt versuchte das Publikum dahinterzukommen, was passiert war. Der Zwischenfall, der sich unmittelbar vor ihren Augen ereignet hatte, war einfach unbegreiflich. Es würde seine Zeit brauchen, bis sie hinnehmen würden, worauf sie jetzt mit blindem Entsetzen reagierten.
    Am Rand der Menge wurde Anderton von wartenden Polizisten in Empfang genommen. »Sie können von Glück sagen, daß Sie da rausgekommen sind«, flüsterte ihm einer von ihnen zu, als der Wagen vorsichtig vorwärtskroch.
    »Glaub ich auch«, erwiderte Anderton abwesend. Er lehnte sich zurück und versuchte sich zusammenzunehmen. Er zitterte, und ihm war schwindlig. Plötzlich beugte er sich vornüber und übergab sich heftig.
    »Armer Teufel«, murmelte einer der Cops voller Mitgefühl.
    Von Elend und Übelkeit war Anderton völlig benommen, so daß er nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob der Cop nun Kaplan meinte oder ihn.

    X

    Vier stämmige Polizisten halfen Lisa und John Anderton beim Packen und Verladen ihrer Habseligkeiten. Im Lauf von fünfzig Jahren hatte der ehemalige Polizeichef Unmengen von Dingen angesammelt. Trübsinnig und nachdenklich stand er da und beobachtete die Prozession von Kisten auf ihrem Weg zu den wartenden Lastern.
    Mit dem Laster ging es direkt zum Flugfeld – und von dort aus per Intersystem-Flug nach Centaur III. Eine lange Reise für einen alten Mann. Wenigstens blieb ihm der Rückweg erspart.
    »Das ist die vorletzte Kiste«, verkündete Lisa, voll und ganz von ihrer Arbeit in Anspruch genommen. In Pullover und langen Hosen wanderte sie durch die leeren Zimmer, überprüfte allerletzte Kleinigkeiten. »Ich glaub, mit den neuen Atro-Haushaltsgeräten können wir auf Centzehn nichts anfangen. Da arbeiten sie noch mit Elektrizität.«
    »Ich hoffe, das macht dir nicht

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