Autoimmunerkrankungen
Abwehrkräfte, die ihm beispielsweise in Form von Antikörpern über die Plazenta und die Muttermilch zugeführt werden.
Wir besitzen zwar von Anfang an das angeborene Immunsystem, das uns recht gut gegen viele Bakterien und Pilze von Geburt an bewahrt. Es schützt uns aber nicht vor allen Krankheitserregern, insbesondere vielen Viren. Auch verläuft die Entwicklung und Ausbreitung vieler Krankheitserreger so schnell, dass das angeborene Immunsystem überfordert ist.
Differenzierter und flexibler antwortet das erworbene Abwehrsystem. Das entsteht steht zwar schon in der Embryonalzeit (also im Mutterleib), entwickelt sich aber erst so richtig in der der frühen Kindheit und Jugend. Ein Ausdruck dieser Entwicklung sind die frühkindlichen Fieberschübe. Plötzlich hat das Kind hohes Fieber, welches am nächsten Tag wieder verschwunden ist. Fieber ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Meistens zeigt es in solchen Situationen lediglich an, dass sich das erworbene Immunsystem im Kontakt mit Fremdstoffen ausbildet. Hält das Fieber an, muss natürlich nach den Ursachen geforscht werden.
wichtig
Im fortgeschrittenen Lebensalter nimmt die Anfälligkeit des Menschen dann wieder zu. Die Aktivität der Abwehrzellen nimmt ab, und die Bildung von B- und T-Zellen verringert sich.
Das Immunsystem und die Seele
Den Satz »Ich bin nicht gut drauf gewesen, deshalb bin ich wohl krank geworden« höre ich von vielen Patienten. Sie meinen damit immer, dass sie seelisch mit ihrer Lebenssituation, mit bestimmten Erinnerungen oder mit ihren Fragen an die Zukunft nicht zurechtkamen.
Es gibt heute einen ganzen Wissenschaftszweig, die Psycho-Neuro-Immuno-Endokrinologie, die den Zusammenhang zwischen Seele und Körper erforscht. Dabei ist deutlich geworden, dass gerade die Hormone (Endokrinologie), das Nervensystem (Neurologie) und das Abwehrsystem (Immunologie) besonders empfäng lich sind für seelische Einflüsse und eine Art Bindeglied zwischen Seele und Körper darstellen.
Spätesten seit Hans Selye (1907–1982), dessen Verdienst es war, den Begriff Stress einzuführen und mit Inhalt zu versehen, wissen wir, dass seelischer Stress schwere körperliche Gesundheitsschäden zur Folge haben kann. So konnte gezeigt werden, dass bestimmter Stress wie der Tod eines Angehörigen die Neubildung von Lymphozyten beeinträchtigt.
Dabei ist die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse besonders hervorzuheben. Diese Achse ist ein Rückkoppelungssystem zwischen Nerven- und Hormonsystem. Es dient der bedarfsgerechten Hormonproduktion und -abgabe (Kortison, Adrenalin) durch die Nebennieren, die wie ein Hütchen auf den Nieren sitzen. Äußere und innere Stressreize werden in der Hirnrinde verarbeitet und im Hypothalamus des Gehirns integriert. Der Hypothalamus regt die Hirnanhangdrüse (Hypophysenvorderlappen) an, die wiederum die Nebennieren aktiviert. Interessant ist, dass auch bestimmte Botenstoffe des Immunsystems die Hypophyse und die Nebennieren zur Hormonproduktion anregen können.
wichtig
Gerade die Nebennieren könnten als »Organ der Seele« bezeichnet werden. Bei dauerhafter Belastung sind sie permanent im Einsatz.
Aber auch bei körperlichem Stress werden die Nebennieren aktiviert. In ihrem Mark werden Adrenalin und Noradrenalin und in ihrer Rinde u. a. Geschlechtshormone und Kortison (Glukokortikoide) produziert. Fällt die Nebennierenrinde aus (beim Morbus Addison), reicht schon der Stress des Aufstehens aus, um die Kräfte völlig zu verlieren und zusammenzusacken. Stress und das Burnout-Syndrom sind heute in aller Munde. Wir machen uns aber nicht genügend klar, wie stark der seelische Einfluss auf den Körper und insbesondere auf das Immunsystem ist.
Das Immunsystem und der Geist
Jeder Mensch hinterlässt mit seinem einmaligen Lebenslauf unverwechselbare Fußspuren auf der Erde. Diese Einmaligkeit prägt auch sein Immunsystem.
Eine Immunreaktion auf einen Erreger ist ein sehr komplexes Geschehen. Wer koordiniert dieses Geschehen? Wer sorgt dafür, dass diese Abwehrreaktion zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und in angemessenem Maß geschieht? Wer steuert die Kommunikation des Immunsystems mit dem übrigen Organismus? Wer achtet darauf, dass das mütterliche Abwehrsystem nicht das Kind in der Gebärmutter attackiert und das Kind doch zur rechten Zeit geboren wird? Wer entscheidet, was »fremd« und was »selbst« ist und nur das Fremde angegriffen und das Eigene verschont wird?
Die eben benutzten Tätigkeitswörter –
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