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Autoimmunerkrankungen

Autoimmunerkrankungen

Titel: Autoimmunerkrankungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joern Klasen
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erworbenen (adaptiven) Immunsystems sind die Lymphozyten. Mit ihren Empfängern (Rezeptoren) können sie jeden Fremdstoff (Antigen) genau erkennen. Ihre Möglichkeiten sind praktisch unbegrenzt. Es wird geschätzt, dass heute mehr als 100 Mio. Antigene unterschieden und erkannt werden können. Ein Teil der Lymphozyten wandelt sich in langlebige Gedächtniszellen um. Bei einem erneuten Kontakt mit ihrem spezifischen Antigen reagieren sie sehr viel schneller als beim ersten Mal.
    Die Lymphozyten differenzieren sich in B- und T-Lymphozyten. Während die B-Lymphozyten vor allem spezifische Antikörper (Immunglobuline) bilden und damit Antigene binden und zerstören, sind die T-Lymphozyten für die zelluläre Abwehr zuständig, indem sie veränderte Zellen töten. Zusätzlich regulieren sie über T-Helfer-Lymphozyten die gesamte Immunreaktion.
    Nun gibt es noch eine Untergruppe der T-Lymphozyten, die man die »Erzieher«nennen könnte. Diese präsentieren den Lymphozyten während ihres Reifungsprozesses die körpereigenen Eiweiße, damit diese später nicht angegriffen werden.
    Auch achten diese regulatorischen Zellen darauf, dass die Abwehr nicht überschie ßend ist und schließlich auch abgeschaltet wird, wenn der Eindringling besiegt ist.
Ablauf einer Immunreaktion
    Falls ein Krankheitserreger die mechanischen Barrieren überwindet, die der Körper gegen sein Eindringen aufgebaut hat, hängt der Ablauf einer Abwehrreaktion davon ab, ob das Immunsystem bereits zuvor einen Kontakt mit diesem Erreger hatte. Wenn ja, reagiert auch das erworbene Immunsystem über seine Gedächtniszellen. Wenn nicht, reagiert zuerst das angeborene, vererbte Immunsystem. Es reagiert immer gleich, egal ob es das erste, zweite oder x-te Mal auf denselben Erreger trifft. Es verändert sich nicht.
    WISSEN
    Dendritische Zellen
    Eine besondere Rolle spielen die dendritischen Zellen. Sie nehmen zunächst die Fremdsubstanzen auf und verdauen sie. In einem zweiten Schritt nehmen sie Kontakt zum erworbenen Immunsystem auf, indem sie die verdauten Bruchstücke den T- und B-Lymphozyten präsentieren. Sie sind also so etwas wie das Bindeglied zwischen dem angeborenen und dem erworbenen Immunsystem.
    Tritt z. B. ein Bakterium in eine Hautwunde ein, sind es vor allem Makrophagen, die als erste die Immunantwort einleiten. Das machen sie auf 2 Arten: Sie beginnen sofort, das Bakterium zu verspeisen (Phagozytose), und senden gleichzeitig Botenstoffe aus, um die umliegenden Zellen zu aktivieren und weitere Immunzellen herbeizurufen. Ein solcher Botenstoff ist der Tumor-Nekrose-Faktor-α (TNF-α). Er ruft im Gewebe eine Entzündungsreaktion hervor und aktiviert dabei eine Vielzahl an Zellen.
    So werden auch die inneren Zellen (Endothelzellen) der Gefäßwände aktiviert. Sie rücken daraufhin weiter auseinander, damit die Blutfaktoren aus den Blutbahnen ausströmen können. Auf diese Art gelangen Immunglobuline und weitere Eiweiße wie die Komplementeiweiße in das Gewebe und setzen sich auf das Bakterium. Diesen Vorgang nennt man Opsonierung. Dadurch kann das Bakterium besser durch die Makrophagen erkannt und phagozytiert werden. Weitere Fresszellen wie neutrophile Granulozyten (spezielle weiße Blutkörperchen) werden herbeigerufen. Auch natürliche Killerzellen kommen herbei, um bei der Abwehr des Bakteriums zu helfen.
    Wenn die dendritischen Zellen das adaptive Immunsystem aktiviert haben (s. Kasten), reagiert es auf zweierlei Art: humoral (B-Lymphozyten) und zellulär (T-Lymphozyten). Kommt es zu einem Kontakt zwischen einem Fremdstoff (Antigen) und den B-Zellen – was besonders in der Blut- und Lymphflüssigkeit (deshalb humoral) geschieht – produzieren die B-Zellen Plasmazellen. Diese wiederum produzieren Antikörper. Und die Antikörper bilden mit dem Antigen einen Antikörper-Antigen-Komplex. Dadurch wird der Fremdstoff an weiterer Bewegung gehindert. Dann wird der Komplex sogenannten Effektorzellen oder auch Killerzellen zur Vernichtung präsentiert. Zu diesen Effektorzellen gehören auch T-Lymphozyten. Damit reagiert auch der zelluläre Schenkel des erworbenen Immunsystems. Sie sehen, dass bei jeder Immunantwort die Teile des Immunsystems miteinander kommunizieren und je nach Notwendigkeit einzeln oder gemeinsam reagieren.
Wie entwickelt sich das Immunsystem?
    Im Mutterleib und kurz nach der Geburt ist der Mensch mit seinem Immunsystem noch nicht in der Lage, Krankheitserreger effektiv zu bekämpfen. Deshalb ist er angewiesen auf die mütterlichen

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