Autoimmunerkrankungen
dieser Untersuchungen stand die Diagnose fest: Morbus Crohn. Beim Morbus Crohn werden die Darmwände zerstört und verengt, und es bilden sich Fisteln. Deshalb muss der chronische Entzündungsprozess unterbrochen werden. Der junge Mann nahm daher Prednisolon und Azathioprin. Zur Begleitung der Kortisontherapie erhielt er Vitamin D und Kalzium, um der Entwicklung einer Osteoporose vorzubeugen. Zusätzlich gaben wir aufgrund einer Eisenmangelanämie Eisentabletten. Nach 4 Monaten konnten wir die Therapie mit Prednisolon beenden.
»Der Appetit ist wieder da, und ich fühle mich nicht mehr so schwach.«
Der junge Mann hatte wieder sein altes Körpergewicht von 62 kg erreicht. Auch die Entzündungszeichen im Blut hatten sich vollständig normalisiert. In der akuten Phase erhielt der Mann zusätzlich täglich einen Melissenölbauchwickel für 15–20 Minuten und das anthroposophische Medikament Cuprum sulfuricum comp. gegen die krampfartigen Bauchschmerzen. Gegen die verhärtende und damit verengende Tendenz des Morbus Crohn nahm er Cichorium e planta tota D3 und als Basismittel Digestodoron. Seit 3 Jahren ist der Patient mit Azathioprin und Digestodoron stabil. Sein Abitur hat er geschafft und kann nun auch sein Studium gut bewältigen. Demnächst werden wir versuchen, das Azathioprin zu reduzieren und dann abzusetzen.
Morbus Crohn gehört neben der Colitis ulcerosa zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Beide Krankheiten zeigen ähnliche Symptome, wobei der Morbus Crohn als die intensivere systemische Immunkrankheit gilt. Er kann in jedem Alter auftreten, meist aber erscheint er vor dem 35. Lebensjahr, und zwar gehäuft zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.
Der Lebensstil und sozioökonomische Faktoren scheinen bei der Entstehung beider Krankheiten eine Rolle zu spielen. So steigt die Zahl der Erkrankungen mit zunehmender Bildung und zunehmendem Einkommen. Der unterschiedlicheLebensstil in Nord- und Südeuropa ist offenbar für das Nord-Süd-Gefälle der CED verantwortlich. Zu den weiteren Risikofaktoren für die Entstehung von CED zählen Medikamente wie Acetylsalicylsäure, nichtsteroidale, entzündungshemmende Medikamente, Antibiotika und orale Verhütungsmittel. Auch Infektionen des Magen-Darm-Trakts gelten als Risikofaktor. Seelische Einflüsse wie psychischer Stress haben ebenfalls durch Veränderungen des Immunsystems und des vegetativen Nervensystems eine Auswirkung auf die Entwicklung von CED-Krankheiten. Das Rauchen ist ein Risikofaktor, zumindest für Morbus Crohn. Untersuchungen an eineiigen Zwillingen und die Tatsache, dass die Erkrankungen in manchen Familien gehäuft auftreten, weisen auf eine erbliche Komponente hin.
Beim Morbus Crohn kann der Magen-Darm-Trakt – vom Mund bis zum Darmausgang – entzündlich sein, häufig ist jedoch der letzte Abschnitt des Dünndarms betroffen, entweder allein (Ileitis) oder zusammen mit dem oberen Dickdarmabschnitt (Ileocolitis). Es kann aber auch nur der Dickdarm betroffen sein, dann spricht man von einer Crohn-Colitis. Als Folge der Entzündung wird die gesamte Darmwand durch tiefe Geschwüre zerstört, dadurch ist häufig das Darmlumen verengt (Stenose) und es kommt zu Fisteln (das sind unnatürliche Verbindungen zwischen Darm und Haut oder anderen Organen wie z. B. der Blase).
Sind ausgedehnte Abschnitte des Dünndarms befallen, können wichtige Nährstoffe und Vitamine nicht aufgenommen werden (Malabsorptionssyndrom). Die Folgen sind Gewichtsverlust, aber auch Blutarmut (Anämie) und Osteoporose. In den entzündeten Bereichen steigt auch das Risiko einer Krebserkrankung (Kolonkarzinom).Morbus Crohn ist nicht selten mit anderen Autoimmunkrankheiten assoziiert, z. B. mit der Bechterew-Krankheit oder bei etwa 10 % der Morbus-Crohn-Patienten mit der Psoriasis.
WISSEN
Morbus Crohn
Inzidenz: etwa 5 auf 100.000 Einwohner pro Jahr.
Symptome
Meist unblutige, wässrige Durchfälle
vom Stuhlgang unabhängige Spontan- und Druckschmerzen im rechten Unterbauch
Fisteln (40 %) im Bereich des Darmausgangs, häufig als erstes Krankheitszeichen
Allgemeinsymptome: Leistungseinbruch, Gewichtsverlust (bis zu 20 % in einigen Wochen) und Fieber
Haut (5–15 %): Erythema nodosum (schmerzhafte, derbe, rote Hautbezirke), Pyoderma gangraenosum (eitrige Pusteln, Geschwüre)
Augen (7 %): Entzündungen, v. a. der Bindehaut
Gelenke (20 %): Schmerzen, Entzündungen (Arthritis), Bechterew-Krankheit
Osteoporose
Der Verlauf
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