Autoimmunerkrankungen
eine häufige Krankheit, die vorwiegend im Säuglingsalter auftritt. Aber auch Erwachsene können daran erkranken (meist im 4. Lebensjahrzent), dann spricht man von einheimischer Sprue. Beide werden sie unter der Bezeichnung glutensensitive Enteropathie zusammengefasst. Dieser Oberbegriff weist darauf hin, dass das Klebereiweiß Gluten, das in vielen Getreidearten wie Weizen, Gerste, Roggen, Hafer u. a. vorkommt, eine immunologische Reaktion mit Bildung von Antikörpern auslöst. Diese führt zu einer Schädigung der Zottendes Dünndarms. Offenbar besteht dafür bei den betroffenen Kindern eine genetische Veranlagung. Die Schädigung der Schleimhaut des Dünndarms hat ein sogenanntes Malabsorptionssyndrom zur Folge: Das ist eine Störung in der Aufnahme von Nahrungsbestandteilen vom Darm in die Blutbahn und Lymphe. Auf diese Weise kann es beispielsweise zu Vitamin- oder Mineralstoffmangelerscheinungen kommen, obwohl mit der Nahrung genügend Mineralien und Vitamine aufgenommen werden.
Den Symptomen der klassischen Sprue bzw. Zöliakie (s. Kasten) stehen atypische Verläufe gegenüber. Bei diesen treten keine Symptome des Magen-Darm-Trakts auf, sondern es kommt zur Blutarmut aufgrund von Eisenmangel (Eisenmangelanämie, häufigstes Symptom des Erwachsenen), Osteoporose, geröteter Zunge mit Zungenbrennen, Gelenkentzündungen sowie Rötung und Bildung von Bläschenan der Haut (Dermatitis herpetiformis Duhring). Es gibt jedoch auch Verläufe ohne Krankheitssymptome. Bei einem Teil dieser Menschen verändert sich dennoch die Schleimhaut des Dünndarms.
Auf zwei Komplikationen ist besonders zu achten: Zum einen kann sich eine Laktoseintoleranz (Milchunverträglichkeit) entwickeln, die auf einem Laktasemangel beruht. Die Laktase ist das Enzym, das den Milchzucker (Laktose) abbaut. Als Spätkomplikation wird das Lymphom des Dünndarms gefürchtet, das ist eine bösartige Erkrankung der Lymphe.
WISSEN
Zöliakie und einheimische Sprue
Inzidenz: 1 Neuerkrankung auf 500 Einwohner in Deutschland, in Europa 1 auf 300. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Symptome
Leitsymptome: Gewichtsabnahme, Durchfälle, geblähter Bauch, Muskelschwäche, Haut- und Schleimhautveränderungen
Folgen der Mangelernährung, v. a. bei Säuglingen und Kleinkindern: Entwicklungs- und Wachstumsverzögerungen, Blutarmut (meist durch einen Eisenmangel hervorgerufen) und Vitaminmangelerscheinungen
Die Diagnose der Zöliakie wird durch eine Magenspiegelung mit Dünndarmbiopsie (Probeentnahme) gestellt. Der wichtigste Parameter im Labor ist die IgA-Anti-Transglutaminase.
Therapie
Die Therapie besteht in einer glutenfreien Diät und dem Ersatz fehlender Vitamine, Mineralstoffe und eventuell Eisen intravenös. Eine Untergruppe der glutensensitiven Enteropathie spricht auf Kortikosteroide an. Wird ein Leben lang die glutenfreie Diät eingehalten, ist die Prognose gut.
Die Anthroposophische Medizin achtet besonders auf das Verhältnis von Lebensleib und Seelenleib. Die klassischen Symptome wie Gewichtsverlust, geblähter Bauch und Durchfälle weisen auf eine Schwächung des Lebensleibs im Bereich des Magen-Darm-Trakts hin, außerdem scheinen die abbauenden Tätigkeit des Seelenleibs zu überwiegen. Um dieses Verhältnis zu regulieren, eignen sich Bitterstoffe wie Gentiana lutea oder Wermut sowie Gerbstoffe, die beispielsweise in dem Medikament Digestodoron enthalten sind. Bei längerem Krankheitsverlauf sollten Sie vorbeugend etwas gegen die Entwicklung eines Lymphoms tun. Dazu eignet sich die Kombination aus einem Mistelpräparat wie AbnobaViscum Fraxini und Cetraria praeparata, die beide unter die Haut gespritzt werden. Diese Behandlung kann der Arzt »kurartig« durchführen, beispielsweise über 4 Wochen, gefolgt von 8 Wochen Pause.
Außenwelt trifft auf Innenwelt
Die Entstehung und das Geschehen der chronisch entzündlichen Darmkrankheiten sind ein grundsätzliches Problem in der Begegnung von Innen- und Außenwelt. Beide Krankheiten spielen sich an der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts als Grenzfläche zwischen außen und innen ab. Diese Schleimhaut ist mit ca. 300 m 2 die größte Grenzfläche des menschlichen Organismus.
Die Schleimhaut des Verdauungstrakts hat mehrere Besonderheiten. Einerseits ist sie sehr durchlässig, um Nahrungsbestandteile optimal aufzunehmen, andererseits bildet sie eine Barriere, um das Eindringen von Fremdorganismen wie Bakterien, Viren und Pilzen zu verhindern. Dementsprechend befindet sich der weitaus
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