Autoimmunerkrankungen
Doch auch die neueren Wirkstoffe können die normalen Abläufe des Immunsystems nicht wiederherstellen. In den meisten Fällen ist daher eine lebenslange Therapie notwendig.
Medikamente – effektiv, aber mit Nebenwirkungen
Eine Fülle an Medikamenten wird heute gegen Autoimmunkrankheiten angeboten. Die hauptsächlichen Ziele sind eine Abschwächung der Immunreaktion (Immunsuppression) und eine Hemmung der Entzündung. Die wichtigsten Substanzgruppen werden im Folgenden vorgestellt. Die Dosierung und die Überwachungsintervalle wird Ihr Arzt festlegen. Fragen Sie ihn auch, wann mit einem Wirkungseintritt des Medikaments zu rechnen ist. Manche Medikamente benötigen Wochen bis Monate, bis sie zu wirken beginnen. Die Vorstellung der Medikamente läuft also nach dem Muster:
Was für Wirkstoffe sind es?
Bei welchen Erkrankungen kommen sie sinnvoll zum Einsatz?
Wie wirken sie?
Wie lange und in welcher Art werden sie eingesetzt?
Auf welche Nebenwirkungen ist zu achten?
Die Immunsuppression
Die Gruppe der Medikamente zur Immunsuppression wird eingesetzt, um die übermäßige Reaktion des Abwehrsystems gegen den eigenen Organismus abzubremsen. Unter der bremsenden Wirkung dieser Medikamente kann sich die Reaktionslage des Immunsystems normalisieren, sodass sie nach einem kürzeren (Stoßtherapie) oder längeren Zeitraum (Dauertherapie) reduziert oder zeitweise abgesetzt werden können.
Glukokortikoide
Diese Kortisonpräparate sind die bei Autoimmunkrankheiten bei Weitem am häufigsten eingesetzten Medikamente. Sie sind bei fast allen Autoimmunerkrankungen wirkungsvoll, besonders bei denjenigen, die eine stärkere entzündliche Komponente haben. Dagegen zeigen sie kaum oder keine Wirkung bei denen, die von vornherein eher zu einer Verhärtung tendieren, wie die Sklerodermie oder die Bechterew-Krankheit (zum Unterschied zwischen Sklerose und Entzündung siehe auch → Seite 94 ).
Glukokortikoide werden in der Nebennierenrinde produziert. Die Produktion folgt einem Tag-Nacht-Rhythmus, wobei der Gipfel zwischen 6 und 8 Uhr liegt und die Konzentration zwischen 18 und 24 Uhr am niedrigsten ist. Die erwünschten Effekte sind:
Immunsystem: Hemmung der Lymphozyten, Unterdrückung der Funktion der B- und T-Lymphozyten, Hemmung von Zytokinen (Botenstoffen) und Makrophagen. Dieser Immunsuppression steht eine erhöhte Infektanfälligkeit gegenüber.
Entzündung: Kortison besitzt eine antiphlogistische (entzündungshemmende) Wirkung.
Den erwünschten Effekten stehen die Nebenwirkungen gegenüber:
Osteoporose bis hin zu Knochenbrüchen: häufigste Nebenwirkung in der Langzeittherapie (30–50 %)
Wachstumshemmung
Verschiebungen im Salzhaushalt mit Wassereinlagerungen
Rückgang der Muskulatur (Bewegung)
Diabetes mellitus
Stimmungsschwankungen
Psychosen
Der häufigsten Nebenwirkung, der Osteoporose, kann gut durch die begleitende Gabe von Vitamin D und Kalziumentgegengewirkt werden. Trotz all dieser Nebenwirkungen sind Glukokortikoide in der Therapie von Autoimmunkrankheiten oft unverzichtbar. Am besten werden mittellang (12–36 Stunden) wirkende Präparate wie Prednison und Prednisolon eingesetzt, weil sie ausreichend lang wirken und noch gut steuerbar sind. Worauf ist zu achten?
Einnahme über den Mund (oral) oder über die Vene (intravenös).
Einmalige Gabe frühmorgens (6–8 Uhr).
So viel wie nötig und so wenig wie möglich.
So bald wie möglich unter die Schwelle der Nebenwirkungen von 7,5 mg pro Tag gehen.
Wird das Präparat länger als 10 Tage eingenommen, sollte es ausschleichend (mit nach und nach verringerter Dosierung) abgesetzt werden.
Unter den Kortisonpräparaten sei noch das Budesonid erwähnt. Es eignet sich für die Erhaltungstherapie (nicht für die Akuttherapie) bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, besonders beim Morbus Crohn. Nimmt man es oral ein, wird es zu 90 % über die Leber entgiftet (die anderen Kortisonpräparate zu ca. 10 %). Deshalb hat es eine deutlich niedrigere Nebenwirkungsrate. Demgegenüber steht eine geringere Wirkung, weshalb es nicht für die Akuttherapie geeignet ist.
Azathioprin
Dieses Zytostatikum wird häufig mit einem Kortisonpräparat gemeinsam eingesetzt. Azathioprin wird insbesondere genutzt bei Autoimmunhepatitis, chronischentzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa), Lupus erythematodes und Myasthenia gravis. Handelspräparate heißen beispielsweise Imurek® und Zytrim®.
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Zytostatika
Neben den Glukokortikoiden werden Zytostatika
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