Autoimmunerkrankungen
drängt, sondern Sie zur Eigeninitiative motiviert. Untersuchungen der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass der eigenverantwortliche und in die Behandlung integrierte Patient entscheidend zum Heilerfolg beitragen kann.
Konventionelle Medizin – die Linderung der Symptome
Der Schwerpunkt der konventionellen Therapie der Autoimmunkrankheiten liegt auf den Medikamenten, daneben werden die Physiotherapie und zum Teil die Ernährungstherapie einbezogen. Grundsätzlich beruht heute der Ansatz der konventionellen Medizin auf der Pathogenese, also der Krankheitsentstehung. Dabei handelt es sich um eine Art Fehlerfahndung im Körper.
Im Zeitalter der Aufklärung entstand in Westeuropa das Denkmodell der Naturwissenschaft, basierend auf Objektivität und Vernunft. Diese bestimmten zunehmend die Erkenntnisgewinnung und verdrängten im gleichen Maße die Religion als Weg zum Erkennen und Verstehen der Welt. Im Zuge dieser Entwicklung breiteten sich Methoden und Techniken zur wissenschaftlichen Erforschung der Welt aus. Der Mensch konnte nun beobachten, messen, zählen, berechnen und klassifizieren. Anstelle der Ganzheit rückte immer mehr das Detail in den Mittelpunkt der Betrachtung. Der Glaube wuchs, alles Wissen durch die richtige Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden erlangen zu können. Dieses so gewonnene Wissen wird mit der Wirklichkeit gleichgesetzt. Aber ist das zulässig?
Ohne Zweifel haben wir durch die Naturwissenschaft die Objektivität, Reproduzierbarkeit und Exaktheit errungen. Auf diesem Weg wurden zahlreiche Erkenntnisse über den physischen Leib des Menschen und den Verlauf von Krankheiten gewonnen, die früher unvorstellbar waren. Die Entwicklung der Technik (Blutuntersuchungen, Ultraschall, Endoskopie, Röntgen, Kernspin etc.) hat riesige Fortschritte gebracht. Wir gewinnen damit faszinierende Einblicke in den menschlichen Körper und haben Möglichkeiten an die Hand bekommen, um Leben zu retten und zu verlängern.
Parallel dazu wurden in den Laboren der pharmazeutischen Industrie Medikamente entwickelt, die in raffinierter Weise in die Abläufe des lebendigen Leibes eingreifen und dabei bestimmte Substanzen, z. B. Hormone, ersetzen. Es werden Funktionen, z. B. die Herzmuskelleistung, gestärkt oder gebremst wie beim Bluthochdruck. Es können auch Eindringlinge wie Bakterien (Antibiotika) oder Viren (Virostatika) zerstört werden.
Aber auf diesem naturwissenschaftlichen Weg hat sich ein Verständnis von Gesundheit entwickelt, das reduktionistisch,mechanisch, allopathisch und pathogenetisch ist. Das heißt: Gesundheit wie Krankheit werden auf immer kleinere Bausteine reduziert, der Körper wird als Maschine aufgefasst und nur nach der Ursache von Krankheit als messbarer Fehlfunktion gefragt. Die Krankheit gilt es auszumerzen, da eine Sinnhaftigkeit und ein Zusammenhang mit der individuellen Biografie nicht existiert. Der Tod wird lediglich als irreparable Funktionsstörung und letzte Niederlage empfunden. Diese Gesamtentwicklung hält bis heute an.
Verantwortung und Zuständigkeit für Gesundheit und Krankheit wurden und werden mehr und mehr an Experten abgegeben. Diese durchlaufen eine lange, wissenschaftliche Ausbildung, ohne zu lernen, dass ohne Mitwirkung des menschlichen Organismus keine Heilungsvorgänge stattfinden können. Das bedeutet, dass der Mensch in diesem Modell auf die Körperebene reduziert wird und das Geistig-Seelische eine passive Rolle spielt. Aus diesem Verständnis ist das berühmte Glas nie halb voll, sondern immer halb leer. Und es ist zu befürchten, dass es immer leerer wird, denn ein individueller, positiver Entwicklungsimpuls kommt in dieser Anschauung nicht vor.
WISSEN
Medikamentöse Therapie
Ziel des weitaus größten Teils der medikamentösen Therapie in der konventionellen Medizin ist es, die überschießende Aktivität des Immunsystems so lange zu unterdrücken, bis sich das Immunsystem von selbst reguliert hat. Gelingt dies, dann können die Medikamente – zumindest zeitweise – reduziert oder abgesetzt werden.
Da die Ursachen von Autoimmunerkrankungen bisher nur in Ansätzen geklärt sind, ist eine kausale Therapie und damit eine Heilung nicht möglich. Stattdessen werden die Symptome behandelt. Die Autoimmunität und die anschließende chronische Entzündung werden medikamentös unterdrückt (supprimiert) oder abgeschwächt. In den letzten Jahren wurden Medikamente entwickelt, die gezielt bestimmte Botenstoffe (Zytokine) des Immunsystems blockieren.
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