Autoimmunerkrankungen
gilt: Handeln Sie nie in Eigenregie. Ihr Arzt sollte immer wissen, was Sie einnehmen.
Phytotherapie
Die Phytotherapie oder Pflanzenheilkunde nutzt Präparate aus Pflanzen oder Pflanzenteilen (Phytopharmaka), um Krankheiten zu heilen oder zu lindern. Ob ein solches Medikament wirksam ist, wird in Studien untersucht – aber es existieren nicht bei allen Phytopharmaka Wirksamkeitsnachweise.Qualität und Unbedenklichkeit müssen durch die Hersteller garantiert werden. Viele Phytopharmaka eignen sich zur Selbstmedikation, aber keineswegs alle.
Phytodolor und Kamillin sind 2 Präparate, die unbedenklich zur Selbstmedikation geeignet sind. Dagegen sollten Sie Phytopharmaka aus der Tollkirsche (Atropa belladonna), die ebenfalls gut bei Krämpfen im Magen-Darm-Trakt wirken, nie ohne Rücksprache mit dem Arzt einnehmen. Die Tollkirsche ist giftig und beinhaltet hochwirksame Inhaltsstoffe wie Atropin. Bei solchen Medikamenten ist die Dosierungsanweisung genau zu beachten, außerdem können sie erhebliche Nebenwirkungen haben.
Trockenextrakt aus Teufelskralle (Harpagophytum) können Sie in einer Dosierung bis 1,5 g täglich – das entspricht meist 2–3 Tabletten pro Tag – unbedenklich einnehmen. Er wirkt bei leichten Entzündungen und Schmerzen der Gelenke und Sehnen. Meist ist eine Langzeittherapie über 2–3 Monate sinnvoll. Dann können allerdings Durchfälle, Kopfschmerzen, Benommenheit und allergische Hautreaktionen auftreten, weshalb Sie das Medikament nur in Absprache mit Ihrem Arzt über einen längeren Zeitraum einsetzen sollten.
Es gibt weitere phytotherapeutische Arzneimittel, die schmerzlindernd (analgetisch) wirken, z. B. Arnikablüten oder Weidenrinde, und entzündungshemmend (antiphlogistisch) sind, z. B. Brennnessel und das Gummiharz des indischen Weihrauchs. Fragen Sie Ihren Arzt nach solchen Möglichkeiten. Eine gute Möglichkeit, pflanzliche Wirkstoffe einzusetzen, sind die äußeren Anwendungen (s. → Seite 139 ).
PRAXIS
Zur Selbstmedikation geeignet
Phytodolor® Tinktur besteht aus Zitterpappelrinde und -blättern, Goldrutenkraut und Eschenrinde. Dieses Mittel können Sie bei leichteren Schmerzen im Bewegungsapparat einnehmen, und zwar täglich 3-mal 20–30 Tropfen. Gelegentlich kommt es zu Magen-Darm-Beschwerden.
Kamillin® Konzentrat ist aus Kamillenblüten hergestellt. Es kann bei Entzündungen und Krämpfen im Magen-Darm-Trakt helfen. Nehmen Sie bei Bedarf 20–30 Tropfen auf eine Tasse warmes Wasser.
Homöopathie
Die Homöopathie geht auf ihren Begründer, den Arzt und Apotheker Samuel Hahnemann (1755–1843) zurück. Regelrecht berühmt ist der Selbstversuch, den Hahnemann mit Chinarinde durchführte. Malaria wurde damals mit hoch dosierter Chinarinde behandelt. Um die Wirkung zu überprüfen, nahm Hahnemann Chinarinde zu sich, und kurze Zeit später zeigtensich Symptome wie bei der Malaria, nämlich Fieberschübe. Die Tatsache, dass das Mittel bei einem gesunden Menschen die Symptome der Krankheit hervorrief, gegen das es wirkte, ermutigte Hahnemann zu weiteren Versuchen, in denen er Arzneien an Gesunden testete und die Ergebnisse protokollierte.
Auf diese Weise entwickelte er das Ähnlichkeitsprinzip, auch Simile-Prinzip genannt: Similia similibus curentur – oder auf Deutsch: Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt. Das bedeutet, dass diejenigen Medikamente bei einer Krankheit wirksam sind, die bei einem Gesunden die Symptome eben dieser Krankheit hervorrufen. Mit einbezogen in dieses Therapieprinzip wird auch die jeweilige Konstitution des Patienten, weshalb nicht jedes Mittel bei jedem Menschen gleichermaßen wirksam ist.
Die unverdünnten Ausgangssubstanzen der homöopathischen Medikamente (Urtinkturen) stammen aus dem Mineral-, Pflanzen- und Tierreich. Sie sind häufig sehr giftig, wie beispielsweise die Tollkirschenurtinktur. Durch Verdünnung, meist in 10er-Schritten (D-Potenzen) und anschließende Verschüttelung oder Verreibung nehmen die Nebenwirkungen ab, die Wirkung wird aber nicht schwächer, sondern teilweise stärker.
Um Homöopathika richtig und wirkungsvoll einzusetzen, bedarf es einer großen Erfahrung. Gerade unter dem Gesichtspunkt der Wirkungsverstärkung eignen sie sich nach meiner Einschätzung nicht zur Selbstmedikation. Sie sollten zu einem homöopathischen Arzt (der ich nicht bin) gehen und um eine Begleitbehandlung Ihrer Autoimmunkrankheit bitten. Aus Erfahrung weiß ich, dass viele homöopathische Arzneimittel für die Begleitbehandlung geeignet sind.
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