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AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

Titel: AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Gartenstadt
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WHAM! BAM! THANK YOU MA’AM! 62
    Ich hole mir den Rest vom Wein aus der Küche und setze mich aufs Sofa. Ich warte noch ein Weilchen, aber dann gehe ich ins Bett.
     
    MadGo, 40
    25. August 2012, 4:32 Uhr
     
    Vielen Dank für Deine vielen Worte...
     
    Nacht. (Und die Zeit danach.)
    Sie ist kurz, die Kinder sind früh wach. Deshalb schlafe ich Samstagabend auf dem Sofa ein und gehe schon um 21:30 Uhr ins Bett. Am Sonntag schlafe ich bis 11 Uhr, so erschöpft bin ich. Die Nacht auf Montag kann ich kaum schlafen, sein Bild, wie er vor mir sitzt und mich die ganze Zeit masturbierend anschaut, verfolgt mich. Ich bin sehr aufgewühlt.
     
    Die ganze Woche denke ich an ihn. Ich bin froh, dass er sich nicht meldet, denn ich muss erst mal alles – auch schriftlich – verarbeiten. Erst am Mittwoch beginne ich ihn zu vermissen. Dass er sich bisher nicht gemeldet hat, fällt mir jetzt erst auf. Das letzte Mal, als er hier war, hatte ich ihm schon bald eine SMS geschrieben, auf die er dann den Kontakt abbrach. Jetzt will ich ihn nicht wieder bedrängen. Er ist wie ein wildes Tier, das man nur zähmen kann und dessen Zutrauen man nur erweckt, wenn man es in Ruhe lässt. Ich will ihm diesmal Zeit lassen. Er soll sich im Klaren werden, was er will, ab wann er mich vermisst und wieder sehen möchte. Das nächste Wochenende oder später. Aber ich könnte eine Abfuhr jetzt nicht mehr so leicht verkraften. Das würde mich auch nerven, wenn ich ihn einladen würde und er aber dann keine Zeit hätte. Soll er sich doch überlegen, ob er herkommen möchte, oder ob er einen Ausflug vorschlagen will. Das wäre ja auch ganz schön.
    Die Partnersuche auf Schnappie habe ich vorerst auf Eis gelegt. Ich kann einfach nicht mehrgleisig fahren. Wenn sich das eine Glück erfüllt, dann ist das soviel mehr wert. Und wenn nicht, dann brauche ich wieder Zeit, um auf neue Menschen zuzugehen.
     
    Samstag, 1. September 2012
    Abend.
    Flora war letzte Woche krank und äußerst anstrengend. Heulend vor Erschöpfung sitze ich auf dem Sofa. Bei einem Glas Wein lese ich in meinem Lieblingsbuch.
     
    Sonntag, 2. September 2012
    Stundenlang putze ich die Fenster und baue die Wasserbahn für die Bötchen aus dem Garten ab, reinige sie und packe sie in die Garage. Den Rest des Tages lese ich. Und was mich wirklich glücklich macht, sind die wunderschönen Naturbeschreibungen von Marcel Proust in seinem Roman »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«. Ich lese die bezaubernde Darstellung einer Seerosenanlage auf der Vivonne und habe dabei das Panoramabild von Claude Monet vor Augen, das ich 2004 im Original in der MoMA Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie in Berlin sehen durfte. Diese malerische Literatur ist für mich eine Offenbarung, sie öffnet mir das Herz und ich bin sehr gerührt, als ich im Anhang lese, dass sich Marcel Proust tatsächlich auf die NYMPHÉAS, die Seerosenbilder von Monet bezieht. 63
     
    Dienstag, 4. September 2012
    Vormittag.
    Heute ist ein wunderschöner spätsommerlicher Sonnentag. Eigentlich wollte ich bis Mittwoch warten, aber jetzt möchte ich Marc doch eine SMS schreiben, über die ich lange nachgedacht habe. Das ganze Wochenende. Und hier meine SMS, die ich vom Parkplatz an der Bachstraße abschicke, bevor ich mit Flora zur Kinderärztin gehe.
     
    SMS an ihn
    09:12, 4 Sep.
     
    Hast Du Lust mit mir am Sonntag zur Burg Linn zu fahren? Auf dem Britishfestival gibts bestimmt auch Apfelessig :)
     
    Vielleicht freut er sich heute Morgen über diesen Gruß? Er wird bestimmt nicht sofort zurückschreiben oder anrufen. Mir soll’s recht sein.
     
    Abend.
    In der Rheinischen Zeit in der Rubrik »Guten Morgen« lese ich folgende Zeilen:
     
    Ich habe es mir nicht zugetraut. Aber ich möchte bei Dir sein.
     
    Ich denke an die Anzeige vom 4. Juni. Auch bei anderen scheinen sich die Gefühle langsam zu entwickeln.
     
    Donnerstag, 6. September 2012
    Ich habe schon wieder meine Tage bekommen, nach nur zwei Wochen. Das ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert, und ich fühle mich wie gerädert. Macht Marc, bzw. seine Abwesenheit, mich so nervös?
    Er ist wie ein Geist. Kommt und geht, wie es ihm gefällt, trinkt nur Wasser. Ich habe ihn noch nie essen sehen. Er erzählte mir, dass er mittags häufig in einem Kaufhaus isst. Im Internet erfahre ich, dass dort ganz frische Zutaten live vor den Gästen gegrillt werden. MMH... Also doch jemand mit irdischen Freuden und Geschmack.
    Vielleicht rufe ich ihn mal an?

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