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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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noch? Auch sie hatte ihr junges Leben hier in diesen Bergen geopfert und in den Dienst der Sache gestellt, hatte Caratacs Krieger gepflegt und getröstet und ihre Wunden verarztet. Für sie war sie die Weiße Herrin gewesen. An diesen Tagen jedoch war sie nicht mehr in Weiß gewandet, sondern trug vielmehr eine ungefärbte, schlichte Leinentunika. Auch ihre Robe im Blau der Priesterinnen gehörte längst vergangenen Tagen an. Ihre wahre Aufgabe hier schien keinen weiter zu kümmern – obwohl sie nicht die einzige Druidin war, die bei einem Heer weilte. Wie Caratac, so war auch sie zu einer Art lebendigem Glücksbringer geworden. Doch selbst hier fiel sie hin und wieder in eine Trance und hatte Visionen, allerdings nicht wie während der geordneten Rituale auf Mona, sondern eher wie plötzliche Eingebungen, die sie in einen wirren Zustand zwischen Hoffen und Bangen warfen.
    »Unsere Späher berichten, dass der Befehlshaber die Vierzehnte Legion von Viroconium und die Zwanzigste Legion vom Süden in Marsch gesetzt hat«, sagte einer der Männer vom Stamm der Ordovicer.
    »Die Zwanzigste? Die sonst in Camulodunon war?«, rief Epilios. »Auf die freue ich mich richtig …« Sein Grinsen war wie das jüngere Spiegelbild seines Bruders – die letzten beiden Söhne des Cunobelin führten die Männer Britanniens gemeinsam in die Schlacht.
    »Ihre Marschlager liegen unten an der Furt, wo die Flüsse zusammenströmen. An die zwanzigtausend Männer in einem Lager, dazu die Kavallerie in einem anderen.«
    »Fast so viele haben wir auch versammelt, und ihre Kavallerie wird ihnen nichts nützen in der Gegend, die ich als Kampfplatz wählen werde.« Caratac winkte Lhiannon zu. »Erzähle ihnen doch von der Vision, die du mir bereits mitgeteilt hast.«
    Aller Augen ruhten auf Lhiannon, als sie in den Schein des Feuers trat und den Schleier hob. »Es war ein Traum – die Deutung liegt an euch, aber ich habe Folgendes gesehen: Ich war wie ein Vogel, sah von oben hinunter auf Britannien. Unter mir sah ich Adler fliegen, sie folgten Caratacus vom Meer zum Fluss über Weiden und bestellte Felder. Aber als er sie in Richtung Wald führte, weigerten sie sich, ihm zu folgen, und als er Richtung Berge vorstieß, ermatteten sie. Dann war die Vision vorbei, sodass ich das Ende der Schlacht nicht mehr sehen konnte. Aber wenn ihr von einem Hügel aus kämpft, dann habt ihr die Möglichkeit auf den Sieg. Das sehe ich.«
    »Die natürliche Landschaft wird unserem Kampf zugutekommen.« Caratac beugte sich über die Karte, die er auf den Boden gemalt hatte, und deutete auf die Hügel und Flüsse, die er dort aus der Erde geformt hatte. »Die Römer kämpfen wie die Löwen auf ebenem Boden, aber unsere Männer sind wie Wildkatzen auf ihren heimischen Hügeln. Wir werden sie am Flusskreuz mit verhaltenem Widerstand locken und uns dann auf diesen Hügel hier zurückziehen«, sagte er und stach den Stock, den er als Zeigestab benutzte, in die gemeinte Stelle.
    »In diese alte Hügelfestung?«, fragte ein Krieger vom Stamme der Durotriger, der seit dem Feldzug Vespasians an seiner Seite gewesen war. »Du willst uns dort doch nicht in die Falle laufen lassen!«
    Lhiannon schauderte. Noch immer wachte sie nachts wimmernd auf, wenn grausige Erinnerungen an die Schlacht um die Festung der Großen Steine ihre Träume plagten.
    »Nein, aber sie kann uns letzte Zuflucht sein, wenn alles schief läuft«, entgegnete Caratac. »Wir werden auf den Hügeln unterhalb der Festung in Stellung gehen, sodass wir sie auf offener Ebene vor uns haben. Und überall dort, wo der Hügel leicht zu erklimmen ist, werden wir ihnen den Weg durch Bollwerke aus Stein versperren.«
    »Steine haben wir ja mehr als genug«, sagte einer vom Stamme der Ordovicer und rief damit schallendes Gelächter hervor.
    Steine und kalte Winde, dachte Lhiannon, als der steife Wind, der bei Sonnenuntergang stets besonders heftig blies, das löchrige Gewebe ihres naturweißen Wollumhangs durchdrang. Die Sonne war bereits hinter den Bergen im Westen versunken, und die Abenddämmerung zog einen schattigen Schleier über die niedrigeren Hügel. Morgen würden sie wieder weiterziehen.
    Die Männer debattierten darüber, welcher Stamm wo auf dem Hügel am besten Stellung beziehen sollte, und nahmen keine weitere Notiz mehr von ihr. Lhiannon schlenderte durch das Lager zum Zelt, das sie sich mit Caratacs Frau und Tochter sowie mit ein paar anderen Frauen teilte. Sie zu Hause zurückzulassen hätte

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