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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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aufrecht, machte einen großen Schritt nach vorn, griff die Halme mit der linken Hand, schwang mit der anderen blitzschnell die Sichel hindurch, und ab waren sie. Als er zurücktrat, schoss etwas Braunes, Flinkes aus den Stoppeln und sprang querfeldein davon.
    »Ein Hase!«, flüsterte jemand und hielt vor Schreck die Hand vor den Mund. Boudicca spürte, wie ihre Arme kabbelten. Doch der König lachte und wandte sich einem Bauern zu, der ein bisschen blass um die Nase geworden war. Und sein Lachen, das Schutz und Beistand ausdrückte, war plötzlich voller Bedeutung. »Es ist die Pflicht eines Königs, sich zwischen sein Volk und die Gefahr zu stellen«, sagte er mit sanfter Stimme und lächelte.
    »Her mit der letzten Garbe! Her mit der letzten Garbe! Er hat die Alte Frau!«, riefen die anderen.
    Und Prasutagos reichte das Bündel an Chandra, die mit flinken Griffen eine Figur daraus formte, einzelne Gliedmaßen abschnürte, ihr einen Gürtel umband und eine Krone aufsetzte. Kaum hatte sie dem König die Garbe aus der Hand genommen, traktierten die anderen Frauen den König, steckten ihm Stroh durch seine Kleider und ins Haar. Dann drängten sie ihn hinunter zum Fluss und zogen ihn ins Wasser.
    Einstmals, in wirklich schlimmen Zeiten, dachte Boudicca etwas düster, war das kein Spaß gewesen, da hatte ein schlechter Herrscher oder sein Stellvertreter tatsächlich für sein Land sterben müssen. Würde man am Ende auch von Caratac den Tod fordern? Doch bei all seinen Bestrebungen, König von Britannien war er bisher nicht geworden. Er musste sich den Beifall und die Anerkennung noch vor dem Ernteopfer verdienen.
    Nun zerrten sie Prasutagos wieder aus dem Wasser. Über all die Köpfe hinweg suchte sein lachender Blick ihre Augen. Sie werden ihn erst zum Festmahl auf das Gehöft zurückbringen, dachte sie bei sich, während sie sein Lächeln erwiderte, und ihn dann mit der Kornmutter tanzen lassen; und sie werden so viel essen wie Dagdevos und jeden reichlich mit Bier versorgen. Wenn das alles war und kein größeres Opfer verlangt wurde … schön. Das konnte man hinnehmen.
    »Heho, heho …« Mit diesem Ruf, der weit und triumphierend über das Land hallte, wurde das Korn auf das Gehöft getragen.
    Während Boudicca der Menge folgte, kam ihr der Gedanke, dass die rohe Behandlung, die einem Schnitter widerfuhr, nur ein Symbol war. Denn jedes Frühjahr wurde die Korn-Göttin, die die Garbenfigur des Vorjahres darstellte, zerstückelt und über die Felder verstreut, um sie zu segnen.

ACHTZEHN
    Es war eine lange Schlacht gewesen. Lhiannon stand am Eingang zum Zelt der Kriegsführer und sah in den Auen entlang des Flusses die Lagerfeuer flackern. Die Angehörigen des großen Bündnisses, das Caratac geschmiedet hatte, hatten ihre alten Feindschaften im Hass auf einen sehr viel größeren Feind begraben. Neben etlichen verstreut kampierenden kleineren Stämmen lagerten unten am Fluss vor allem die Siluren, Veteranen der Schlacht im Süden von vor zwei Jahren, sowie die Überlebenden der Durotriger vom Feldzug des Vespasian. Daneben die Ordovicer und Deceangli, welche die heftigen Angriffe der neuerlichen Schlachten aufs Schwerste zu spüren bekommen hatten. Das letzte Mal, dass sich eine so große Heerschar britannischer Krieger versammelt hatte, war an den Ufern der Tamesa gewesen.
    Hinter ihr im Zelt saß Caratac mit den Kriegsführern beisammen und zeichnete Karten auf den erdigen Boden. Brangenos hockte weiter hinten im Schatten, spielte liebliche, heiter-beschwingte Melodien, die der Seele schmeichelten, auch ohne dass man aufmerksam zuhörte.
    »Es heißt, der Befehlshaber war ein kranker Mann, schon als er kam. Und ich glaube nicht, dass es seine Gesundheit gestärkt hat, mich über jeden Hügel zu verfolgen. Bei allen Göttern, ich bin es genauso leid, gejagt zu werden, wie er es ist, mich zu jagen!«
    »Dann willst du ihm also die Stirn bieten?«, fragte Tingetorix, ein icenischer Kämpfer, den Lhiannon kennengelernt hatte, als sie bei Boudicca gelebt hatte.
    »Ich will ihm eine Schlacht bieten – an einem Ort meiner Wahl.« Caratac grinste und ließ die Zähne blitzen. »Ich bezweifle, dass er es sich leisten kann, dieser Aufforderung zu widerstehen.« Acht Jahre Krieg hatten den Fuchs der Cantiacer in einen alten Wolf verwandelt, das rote Haar gräulich gesprenkelt und die wettergegerbte Haut mit Narben gezeichnet. Doch das Feuer in seinen Augen loderte so heiß wie eh und je.
    Und Lhiannon? Spürte sie es

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