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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Peitschenstriemen unter seiner verschlissenen Tunika.
    »Deine Mutter?«, fragte Boudicca nun mit sanfterer Stimme. Er sprach mit dem Akzent der Trinovanten, was nicht anders zu erwarten war. Den dunklen Haaren und Augen nach zu urteilen, könnte er ein uneheliches römisches Kind oder das einer Silurin sein, die man im Krieg geschwängert hatte.
    »Weiß nicht …« Caw blickte zu Boden.
    »Nun, das ist jetzt auch egal, jetzt gehörst du zu uns. Wir werden dich rechtmäßig in die Freiheit entlassen, sobald du groß bist. Und wir schlagen unsere Diener auch nicht, ob sie Sklaven sind oder frei!« Sie drehte sich um. »Calgac, nimm dich bitte unseres neuen Kindes an, besorg ihm etwas zu essen, ein Bad und Kleider. Wenn du dich erholt hast, Caw, dann widmest du dich meinen Töchtern. Ich erwarte, dass du ihnen hier und da hilfst, aber du darfst dich nicht von ihnen herumkommandieren lassen. Und ihr beide …«, sie wandte sich an ihre Mädchen, »behandelt ihn anständig.«
    »Ja, Mama«, antworteten sie im Chor und gaben sich äußerst wohlerzogen – fürs Erste wenigstens.
    Auf dem Platz war es heiß. Während die Schlange der prachtvoll gekleideten Männer und Frauen sich langsam, ernst und feierlich vorwärtsbewegte, zupfte Boudicca ihren Schal zurecht, um sich ein wenig Schatten zu verschaffen. Prasutagos sah sie neidvoll an, denn sein Haar wurde auf der Schädeldecke langsam schütter, und er würde eine ziemlich rote Platte haben, bis die Zeremonie zu Ende war. Die römischen Bürger hatten sich ihre Togen über die Köpfe gezogen. Dabei hatte Boudicca immer gedacht, eine Toga mit ihren üppigen Falten diene dazu, den höheren Rang ihres Trägers zu bekunden. Aber in ihrem Heimatland diente sie natürlich auch dazu, den Männern, die mitunter viele Stunden lang unter der sengenden italienischen Sonne bei offiziellen Feiern ausharren mussten, Schatten zu verschaffen. Sie spürte, wie ihr der Schweiß unter dem Leinengewand den Rücken hinunterrann.
    Süßlicher Rauch zog durch die Luft, umnebelte die Ziegeldächer der Gebäude rings um den Platz. Dieser Ort war der unverkennbar römischste Teil von Colonia. Er war am östlichen Rand der Stadt angelegt, wo man die Festungsmauern eingerissen hatte, um Platz zu schaffen. Nach der einen Seite hin leuchteten die halb fertigen Mauern des neuen Theaters im Sonnenlicht. Obwohl Boudicca nirgendwo ein Bildnis von Jupiter sah, hing seine Gegenwart wie eine unsichtbare Wolke in der brütenden Hitze. Dafür blickte die Göttin des Sieges mit Zufriedenheit von ihrer hohen Säule auf all jene hinab, die vor den städtischen Altar gekommen waren, um dem großen Geist des Kaisers Weihrauch darzubringen. Boudicca hatte nichts dagegen, der Zeremonie beizuwohnen, obgleich ihr das Ritual im Vergleich zu den kraftvollen und energiegeladenen druidischen Ritualen steif und oberflächlich erschien. Aber alles, was die Wertschätzung des Herrschers steigerte, konnte sich am Ende nur günstig auf sein politisches Vorgehen in Britannien auswirken.
    Prasutagos seufzte geduldig, während nacheinander Könige und Stammesführer nach vorn traten. Wenigstens er hatte seine Freude daran, die Gebäude ringsum zu betrachten. Sie hatte seine Seufzer ebenso zu deuten gelernt wie sein Schweigen. Und aus diesem Seufzer sprachen eine Menge Worte, die er nie laut sagen würde, dazu war er viel zu diplomatisch – wie etwa seine Meinung über die Togen, die einige der Catuvellaunen trugen. Die Catuvellaunen waren schon sehr früh auf die römische Seite übergelaufen, was man ihnen mit einer eigenen Stadt – Verulamium – sowie der Verleihung der römischen Staatsbürgerschaft als Gegengabe vergolten hatte. Von Boudicca hingegen verlangte der Frieden mit Rom ganz andere Gegengaben: Sie würde den Catuvellaunen fortan achtvoll begegnen und darauf verzichten müssen, Cartimandua offen die Meinung zu sagen.
    Durch den Rauch hindurch begegnete ihr Blick den dunklen Augen der Königin der Briganten. Du verachtest mich als Verräterin, schienen sie zu sagen. Doch nun stehen wir beide hier. Caratac hat dich heimlich aufgesucht, aber zu mir ist er ganz offen gekommen. Kannst du schwören, dass du in meiner Lage nicht das Gleiche getan hättest?
    Boudicca hielt dem Blick nicht länger stand, wandte sich ab, denn sie spürte, dass auch sie möglicherweise Caratac verraten, wenn nicht gar aufgegeben hätte, um der Sicherheit ihrer Kinder willen.
    Ihre Nasenflügel flatterten vom süßlich würzigen Geruch, als

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