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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sie vor dem Altar standen. Sie neigte das Haupt und warf eine Prise zerkrümeltes Baumharz ins Feuer. Damit war die Sache auch schon erledigt, und sie durften sich zu der plaudernden Gruppe unter dem Sonnendach am Rand des Platzes gesellen.
    »Glauben die wirklich, uns mit diesem ganzen Spektakel dazu zu bringen, Rom zu lieben?«, murmelte sie.
    »Ich denke, darum geht es gar nicht«, antwortete Prasutagos. »Den Römern geht es immer hauptsächlich um das Äußere. Und solange wir das pro forma mitmachen, scheint es sie auch nicht zu kümmern, was wir wirklich glauben. Ich denke, sie bringen ihren Glauben in ihren Bauwerken zum Ausdruck.« Sein Blick wanderte zurück zum Platz. – »Selbst die Mauern ihrer Häuser streben geradlinig nach oben, wie Bollwerke, und verbergen das, was dahinterliegt.«
    Boudicca lächelte, fragte sich, von welcher baulichen Unternehmung er wohl gerade träumte, und ließ sich von ihm bereitwillig in den Schatten geleiten.
    Unter dem Sonnendach war es kühler. Sklaven in grünen Tuniken schoben sich durch die Menge, trugen Tabletts mit würzigen Leckerbissen und Wein in Bechern aus blauem Glas vor sich her.
    Boudiccas lebhafte Anteilnahme am Geschehen erstarrte ein wenig, als sie plötzlich Pollio sichtete, der geradewegs auf sie zukam.
    »Welch schöner Nachmittag, nicht wahr? Fast warm genug, um sich als Römer wie zu Hause zu fühlen …« Sein Tonfall war zwar beiläufig, dennoch zuckte sie spontan zurück, als sein stechender Blick sie traf. Wie zur inneren Abwehr zog sie den Schal ein wenig enger um Schultern und Brüste. »Es ist mir eine Ehre, meinen neuen Helfer vorzustellen – Lucius Cloto aus Noviomagus im Land der Atrebaten.«
    Boudicca stutzte, dachte sich vor ihrem geistigen Auge den Speck und die Gesichtsbehaarung dieses schmaläugigen Mannes weg – und sah plötzlich den Jungen vor sich, der damals unter wildem Fluchen von Ardanos der Insel Mona verwiesen worden war. Leider hatte Cloto recht gehabt mit dem, was er über die Macht Roms gesagt hatte. Den Lohn dafür hatte er offenbar bekommen, obgleich er in seiner unbeholfen drapierten Toga aussah, als werde er gleich über den Saum stolpern. Aus seinem neuen Namen zu schließen, war er Bürger Roms geworden und als solcher seinem Patron Pollio als Klient zu Dienst verpflichtet.
    »Das hier ist König Prasutagos – natürlich, du kennst ihn. Aber seine bezaubernde Frau Boudicca kennst du vielleicht noch nicht …«, fuhr Pollio fort.
    »Oh, aber natürlich. Wir kennen uns von früher, als sie noch eine schlaksige junge Göre war«, sagte Cloto und tauschte mit Boudicca ein schneidendes Lächeln.
    »Seither hat sich eine Menge geändert«, sagte sie höflich und musste an das Hurley-Spiel denken, bei dem sie ihn damals geschlagen hatte. Aber dies zu erwähnen wäre wohl weder klug noch ehrsam.
    Prasutagos hob eine Braue, und sie wusste, was er dachte: Nun, meine liebe Frau, welche Geschichte geht dir da im Kopf herum, die du mir noch nicht erzählt hast?
    »Aber zweifelsohne werden wir uns im kommenden Herbst wieder sehen, wenn wir nach der Ernte unsere Runde machen«, sagte Cloto. Und in seinem Lächeln stand zu lesen: Seht ihr, ich hatte recht … und ihr müsst bezahlen.
    »Wusstest du, dass das hiesige Volk ihn beim Namen eines griechischen Schicksalsgottes ruft – ›Clotho‹?«, fragte Prasutagos, als sich die beiden Steuereintreiber wieder entfernt hatten. »Er bemisst die fällige Höhe der Abgaben.«
    »Er war Schüler auf Mona zu der Zeit, als ich auch dort war«, sagte Boudicca. »Und als Junge damals schon genauso widerwärtig wie jetzt als Mann. Bei ihm muss man aufpassen – er war einer von uns und weiß, bei wem die Ernte ungefähr wie hoch ausfallen wird und was möglicherweise verschwiegen wird … Kann das Auswirkungen auf dein Bauvorhaben in Dunford haben?«, fuhr sie fort und spielte damit auf die neue Unternehmung des Königs an, die er gleich nach Fertigstellung des doppelstöckigen Rundhauses in Angriff genommen hatte. In einer weitläufigen, umfriedeten Wehranlage sollte ein ganzer Gebäudekomplex entstehen.
    »Ich denke eigentlich nicht«, sagte er nachdenklich. »Denn damit bringe ich Leute in Lohn und Brot, die andernfalls möglicherweise zu Aufständlern würden. Die Römer sollten mir dankbar sein, dass ich sie auflese.« Er zog die Schultern hoch. »Die Römer sagen, dass das Schicksal, wie Tod oder Steuern, etwas ist, dem niemand entkommen kann.«
    Prasutagos lächelte, Boudicca hingegen

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