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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»Ich dachte, du verachtest mich …«, hatte sie schließlich hervorgebracht.
    Helve hatte sie daraufhin angesehen mit einem Blick, der irgendwo zwischen erbitterter Verzweiflung und dumpfem Groll lag. »Ja, du warst meine Rivalin. Aber falls dich diese Zierden je schmücken werden …«, hatte sie gesagt und dabei den Goldschmuck an ihrem Hals berührt, »dann wirst du erkennen, dass unsere Sache stets Vorrang hat vor jeglichem Gefühl. Liebe und Hass sind überflüssige Gefühle, die ich mir nicht länger leisten kann. Und solltest du Hohepriesterin werden, dann bedeutet das, dass ich tot und jenseits aller Missgunst bin.« Sie hatte ein bitteres Lachen ausgestoßen. »Also, pass auf dich auf. Und lerne, so viel du kannst …«

NEUNZEHN
    »Ich will, dass ihr aufpasst«, mahnte Boudicca ihre Töchter mit warnendem Blick. »Die römische Stadt wird sehr neu und fremd für euch sein. Ihr bleibt immer schön in der Nähe von Temella – habt ihr gehört?« Ihr durchdringender Blick ruhte auf Rigana, die mit ihren sieben Jahren zu einem ohnehin unbändigen Freiheitsdrang die frappierende Fähigkeit entwickelt hatte, ihren Aufpassern zu entwischen. Die Königin wünschte sich, sie hätten Bogle mitgenommen, doch der Hund war langsam zu alt für eine solche Reise, und sie zuckte kurz zusammen bei der Vorstellung, wie er wohl auf all die neuen Geräusche und Gerüche der römischen Stadt reagiert hätte.
    Sie fragte sich, wie fremd ihnen Camulodunum wirklich sein würde – oder Colonia Victricensis, die Stadt des Sieges, wie man sie jetzt nannte. Die Festung, welche die Römer auf dem Hügel über den alten Mauern errichtet hatten, hatte sie schon gesehen. Aber sie war seit etlichen Jahren nicht mehr so weit nach Süden gekommen und kannte Colonia daher bislang nur vom Hörensagen.
    »Sie sind guter Dinge«, bemerkte Prasutagos, als sie den Hügel hinaufgingen.
    Der Weg war gesäumt von versprengt stehenden Hütten und Gärten, und auch die Wälle, die einst dem Schutz der Mauern gedient hatten, waren nicht mehr von Palisaden gekrönt. Viele der alten Legionsgebäude waren zu Wohnungen und Läden umgestaltet worden, und immer noch wurde an allen Ecken und Enden gebaut. Die verabschiedeten Legionssoldaten hatten sich hier ganz gut eingefunden, das einst mobile Heer ähnelte nun einer mobilen Stadt, bot Männer auf, die jedes Handwerk beherrschten. Einige hatten ihre Frauen aus der Heimat nachkommen lassen, andere hatten Mädchen der britannischen Stämme geheiratet. Boudicca fragte sich, wie sich die Trinovanten wohl fühlen mussten angesichts dieser zahllosen Fremden, die sich auf ihrem einstigen Gebiet eingenistet hatten. Doch als erobertes Volk konnten sie wenig dagegen tun. Umso mehr Grund für die Icener, ihren geschützten Status als Verbündete aufrechtzuerhalten, dachte sie finster.
    »Ja, das will ich hoffen«, antwortete sie schließlich auf die Bemerkung ihres Gemahls. Aulus Didius Gallus, der neue Statthalter, hatte die Siluren gezwungen, sich zu ergeben. Und seit Caratac gefangen genommen war, gab es keinen britannischen Führer mehr, der das Zeug gehabt hätte, einen Aufstand anzuführen.
    »Sieh mal, Mama – ein riesiger Stein mit Türen drin!« Argantilla konnte nichts dafür, dass sie den Torbogen nicht als ein Werk von Menschenhand erkannte, denn sie hatte ja noch nie ein Bauwerk aus Stein gesehen. Und dieses hier mit seinen Zwillingsbögen und dem gemeißelten Ziergiebel hatte keinen wirklichen Zweck, außer der römischen Überheblichkeit auch baulich Ausdruck zu verleihen. Sie gingen unter dem Torbogen hindurch, hinein in die Stadt, und kamen aus der Sonne in den Schatten.
    Das Sonnenlicht glitzerte im Springbrunnen, der mitten im Garten von Julia Postumia plätscherte, der Frau des Befehlshabers. Sein leise klingelndes Geplätscher untermalte das Stimmengemurmel der Frauen wie eine Hintergrundmusik und erinnerte Boudicca an die Wasser der Heiligen Quelle. Obgleich der Garten gepflegter und sehr viel geordneter war als die Heiligen Haine der Götter ihres eigenen Stammes, war ihr dieser Ort eine willkommene Abwechslung zu den geraden Wegen und scharfen Ecken der römischen Stadt. Im Garten wuchs nichts Essbares wie etwa Kohl oder Bohnen; er war vielmehr ein Schrein der Schönheit, vollendet mit einer kleinen Steingrotte, wo das Bildnis einer Göttin über Blumen lächelte. Die Götter, die die Römer nach Britannien gebracht hatten, hießen Jupiter und Mars, doch die schöne Dame schien eine

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