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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gesicht, wechselte einen Blick mit Temella und rannte los, gefolgt von Calgac, dem Krieger, der als ihr Leibwächter abgestellt war.
    Das Bild, das sich ihr kurz darauf bot, machte sie sprachlos, und sie wusste nicht, ob sie vor Erleichterung weinen oder lauthals lachen sollte. Vor ihr stand Rigana und machte ein bitterböses Gesicht. In der Hand hielt sie eine Stange, die anscheinend das Sonnendach stützen sollte, welches nun hinter ihr zusammengefallen war und schlaff auf den Boden hing, die sie nun aber fest umklammert und ausgestreckt von sich hielt, um sich die aufgewühlte Menge vom Leib zu halten. Offenbar hatte das Stadtvolk gezögert, beherzter einzugreifen, da Kleidung und Schmuck der Kinder deren Herkunft verrieten. Hinter Rigana saß Argantilla und klammerte sich Schutz suchend an einen dunkelhaarigen Jungen, der kaum älter war als sie selbst und der ein genauso erschrockenes Gesicht machte angesichts der aufgebrachten Menge und seiner kleinen Beschützerin. Auf dem Boden lagen umgekippte Körbe, aus denen Bohnen gekullert waren.
    »Sie ist zweifelsohne deine Tochter, meine Herrin«, murmelte Calgac. »Kann gut umgehen mit diesem, hm … Speer.«
    Boudiccas Lächeln verzog sich zu einem königlich missbilligenden Blick, und sie straffte ihre Tunika und schritt durch die Gruppe von Menschen nach vorn. Die Menge teilte sich, um ihr einen Weg zu bahnen, und zeigte sich sichtlich beeindruckt von ihrem hoheitlichen Auftreten und, wie sie hoffte, auch von dem Speer in der Hand des Mannes, der ihr folgte.
    »Mama«, schrie Rigana, als sie sie erblickte. »Die wollten den Jungen töten!«
    »Nein … edle Königin!«, sprudelte ein rundlicher kleiner Mann mit puterrotem Gesicht hervor und verneigte sich gleichzeitig. »Ich schlug den Jungen, weil er dumm und faul ist, und die kleinen Mädchen hier haben mich angeschrien, und die Rothaarige hat auf mich eingehauen, und sieh nur, wie sie meinen Stand zugerichtet haben!«
    Boudicca betrachtete ihn sich genauer und sah ein ordentliches Veilchen auf seiner Wange erblühen. Glück gehabt, Rigana!, dachte sie und sagte dann laut: »Verstehe.« Doch leider war der Mann im Recht, und sie hatte keine Lust, die Sache vor einem römischen Gerichtshof auszufechten. »Ich nehme an, der Junge ist dein Sklave?«
    »Das ist er, zu meinem Leidwesen, und ein dummer Nichtsnutz dazu …«
    »Dann ist er zweifelsohne keine große Hilfe«, fiel sie ihm ins Wort. »Reicht das, um dich für die Ehrverletzung, den Schaden an deinem Stand und diesen nutzlosen Jungen zu entschädigen?« Sie streifte einen ihrer goldenen Armringe ab und streckte ihn dem Mann entgegen.
    »Schon, aber der Junge kostet …« Doch seine Widerworte erstarben auf seinen Lippen, als er das Gold genauer betrachtete. »Aber ja, große Königin, zu großzügig!«
    »In der Tat, denn dieser Armring ist mehr wert als dein ganzer Laden samt dir dazu.« Die Umstehenden neigten die Köpfe, als Boudicca erhobenen Blickes mitten in die Menge rief: »Bei allen Göttern, ich rufe euch auf zu bezeugen, was hier als Wiedergutmachung geleistet und angenommen wurde, und dies auch vor Gericht zu bestätigen, sofern verlangt.«
    »Jawohl, Königin.« Ein einhelliges Murmeln ertönte.
    »Crispus, lass dir ein paar Namen geben, falls wir welche brauchen. Calgac und ich schaffen unterdessen die kleinen großen Krieger nach Hause, um sie ihrer Strafe zuzuführen«, brummte Boudicca und trat vor, um ihre Sprösslinge samt Beute aufzulesen.
    »Wer von euch kam denn auf diese dumme Idee?«, fragte sie, als sie in das Haus eintraten, das ihnen für die Dauer ihres Aufenthalts in der Stadt zugewiesen worden war.
    Rigana schielte sie verstohlen an, war sich eindeutig nicht schlüssig darüber, ob es ihr Lob oder Tadel einbringen würde, wenn sie zugab, die Anführerin gewesen zu sein.
    »Riga wollte die Läden sehen«, sagte Argantilla. »Aber ich habe den Jungen gerettet!«
    »Klar, natürlich.« Einen Augenblick lang betrachtete sie ihre kleinere Tochter. Rigana war zwar immer die hitzköpfigere der beiden, aber Tilla hatte es ebenfalls faustdick hinter den Ohren. Sie seufzte, wandte sich dem Jungen zu. »Na, dann wollen wir dich mal genauer betrachten.« Sie hob sein Kinn und sah in die vor Trotz und Angst großen, dunklen Augen. »Wie heißt du?«
    »Er nannte mich ›kleiner Bastard‹«, murmelte der Junge. »Doch die Frau dort hat mich Caw genannt.« Boudicca bemerkte jetzt erst, wie erbärmlich dünn er war, und sah die

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