Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
groß, helles Haar, Schnauzbart. Sie zog eine Braue hoch, als sie erkannte, dass es Prasutagos war, der Bruder des Icener-Königs im Nordland.
    Die Barke näherte sich der Küste, während der Chor unentwegt sang.
     
    Ins Land der Begnadeten seid ihr gekommen,
    Ins Land der weisen Frauen,
    Ins Land der reichen Ernten
    Und ins Land der Lieder.
    Ihr, die ihr auf dem Stuhl des Helden sitzt,
    Ihr, die ihr auf dem Stuhl des Königs sitzt,
    Ihr, die ihr auf den weisen Rat hört,
    Seid willkommen hier …
    »Wenn beide, Helve und Herrin Mearan, den Sieg der Römer vorhergesehen haben, warum hast du uns dann einberufen?«, fragte König Togodumnos, dessen Schnauzbart für einen jungen Mann recht ungewöhnlich war. »Willst du uns raten, dass wir uns dem römischen Wolf kampflos in den Rachen werfen sollen?«
    Auch die anderen Führer ließen ein unmutiges Knurren vernahmen, und Boudicca, die gerade dabei war, die goldene Trinkschale zu füllen, hielt inne. Die Könige hatten bereits den halben Tag damit zugebracht, sich darüber zu einigen, ob sie den Visionen Glauben schenken sollten. Und nach dem jetzigen Stand der Beratungen könnte eine Entscheidung über das weitere Vorgehen noch bis zum nächsten Vollmond dauern.
    »Ich bin bereit, kämpfend unterzugehen«, warf Caratac ein. »Aber dass ich zu diesem Schicksal verurteilt bin, will ich nicht unbedingt vor dem Kampf wissen!« Als er sich vorbeugte, warf der Feuerschein erneut ein flammendes Licht auf sein rostrotes Haar. Er hatte nicht die königliche Ausstrahlung wie sein älterer Bruder, sprach aber stets achtvoll mit und von Togodumnos. Dennoch kam Boudicca zu dem Schluss, dass er, wenn auch nicht der Klügere, so gewiss der Dynamischere der beiden war.
    Zur Unterbringung ihrer Gäste hatten die Druiden die Hütten auf der Wiese, auf der die Festfeiern stattgefunden hatten, instand gesetzt und das eingelagerte Astholz aus der Festhalle geholt, um unter luftigem Himmel am abendlichen Feuer genügend Licht zu haben. Es wurde die ganze Zeit über am Brennen gehalten, spendete neben Licht auch Wärme und diente als bezeugendes Element für heilige Schwüre. Daneben gab es hölzerne Kübel, zusammengehalten von Bronzereifen und gefüllt mit Bier, mit dem sich alle gern stärkten. Für die Bewirtung war Boudicca erste Wahl, da sie am königlichen Hof aufgewachsen war und sich mit den Gepflogenheiten dort bestens auskannte. Sie war sich zwar nicht schlüssig darüber, ob sie das für ein Privileg halten sollte, aber zumindest hatte sie eine klare Aufgabe zu erfüllen.
    »Wenn das Schicksal bestimmt wäre, hätte ich euch dann herbeigerufen?«, entgegnete der Erzdruide. »Was wir vorhersehen, ist das, was eintreten könnte, sofern die Dinge so weiterlaufen, wie sie begonnen haben. Aber das Schicksal ist wie ein Fluss. Es ändert sich ständig. Fließt ein neuer Strom ein, kann eine Flut entstehen; ein Kieselstein – oder sechs« – und er ließ den Blick durch die Runde schweifen, bevor er dann mit einem schiefen Lächeln fortfuhr – »können den Lauf des Flusses ändern. Wir sind also nicht vorverurteilt, sondern vorgewarnt.«
    »Der einfachste Weg, ein Blutvergießen zu verhindern, liegt darin, die Römer willkommen zu heißen, sobald sie hier anlanden«, warf Maglorios vom Stamme der Durotriger ein. Zu seinen Ländern, so erinnerte sich Boudicca, gehörten das Sommerland und die Insel Avalon.
    »Wenn wir Verträge schließen«, so Maglorios weiter, »dann brauchen sie uns gar nicht zu erobern. Soll uns der römische Kaiser als Klientelkönige einsetzen. Er wird in Rom weilen, während wir hier regieren und die Vorteile des römischen Handels genießen.«
    »Und Steuern an Rom bezahlen und unsere Krieger ans Ende der Welt senden, damit sie seine Kriege führen«, blaffte Caratac.
    »Der römische Handel stellt möglicherweise eine genauso große Gefahr dar wie das römische Heer«, sagte König Togodumnos bedächtig. »Mein Vater hat seine Freiheit bewahrt, doch bis zu seinem Tod war er in vielerlei Hinsicht mehr Römer als Catuvellaune. Auch ich bin inzwischen an ihren Pomp gewöhnt, aber ich fange an, sie zu fürchten. Wenn wir weiter mit ihnen Handel treiben, verändern wir uns langsam, aber sicher immer mehr. Wenn sie uns regieren, dann wird die nächste Generation der Britannier Latein sprechen und den römischen Göttern dienen.«
    Und die Druiden mitsamt ihrer Weisheit werden von dieser Insel verschwunden sein …, dachte Boudicca.
    »Was glaubt ihr? Wenn wir

Weitere Kostenlose Bücher