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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Armeslänge entfernt, als ein weiterer Römer von hinten auf Rigana losging. Sie schwenkte herum, das blutige Schwert in der zittrigen Hand, und warf es in einem blitzenden Bogen mitten hinein in die feindliche Horde dahinter.
    »Du kannst ihr nicht helfen!«, schrie Bituitos, als Rigana in sich zusammenfiel. »Wir werden umzingelt! Nichts wie weg!«
    Doch er blieb bei ihr, als sie einen anderen Britannier beiseitestieß und über eine Leiche trat, um ihr krampfhaft zuckendes Kind zu retten. Die Römer kreisten sie von allen Seiten ein, gewannen weiter an Boden. Schwarze Schwingen donnerten in Boudiccas Ohren, aber ihre Vision war rot – rot wie das Blut ihrer Tochter, das den Boden tränkte.
    Ihre Lippen verzerrten sich, und die Morrigan kreischte.
    Im Schrei der Morrigan hallten alle Angst und aller Schmerz der Welt, aller Zorn und aller Verlust wider. Die Männer auf beiden Seiten warfen die Waffen nieder, lauschten dem Schrei. Lhiannon stockte das Herz. Einen langen, langen Atemzug lang regte sich auf dem Schlachtfeld nichts, ganz und gar nichts.
    Dann, ganz langsam, bewegten die Römer sich wieder. Und nur an einem Punkt trafen sie noch auf Widerstand, dort, wo die Flanken zweier Truppen aufeinanderstießen. Noch einmal schwangen und wirbelten die Schwerter; Lhiannon hörte ihre Schreie, aber die verstummten schon bald, und sie wusste, dass nun auch der letzte wackere Krieger besiegt war.
    Und damit begann der keltische Widerstand zu bröckeln, löste sich langsam auf wie eine Garnrolle, wenn man am Faden zog. Als die Römer ihren Vorstoß wieder aufnahmen, zerstreuten sich die verbliebenen Britannier, warfen die Schilde aus der Hand. Und die Römer setzten zur Verfolgung an.
    »Es ist vorbei.« Brangenos nahm sie am Arm. »Wir müssen abrücken.«
    »Aber die Verwundeten«, sagte sie abwesend. »Wir können sie doch nicht liegen lassen …«
    »Sie sind sicher.« Seine harsche Antwort ließ sie verstummen. »Die Römer werden sie jetzt nicht anrühren.«
    Sie ließ noch einmal den Blick schweifen, sah überall Blut und fühlte sich, als hätte Brangenos ihr mit seinen scharfen Worten ebenfalls einen Stich mitten ins Herz versetzt.
    »Möge die Göttin sie in ihrer Gnade zu sich nehmen«, murmelte sie. »Wenn sie überhaupt Gnade kennt … Wenn es sie überhaupt kümmert …«
    Als Brangenos sie den Hügel hinaufzog, hörte Lhiannon ein Schreien. Die Britannier, die es bis hinter die Reihen der Wagen geschafft hatten, flohen nun über die Felder, verfolgt von der römischen Kavallerie. Und die große Masse der Männer wurde eingeholt, von den eigenen Gefährten zertrampelt oder von römischen Schwertern niedergestochen. Und als hätten sie noch nicht genug, zerrten sie Frauen und Kinder von den Wagen und metzelten auch sie.
    Lhiannon war froh um Brangenos’ festen Griff, denn bis sie an den Bäumen angekommen waren, weinte sie so heftig, dass sie überhaupt nichts mehr sehen konnte. Als sie zu Boden sank, kam Argantilla herbei, und obgleich Lhiannon wusste, dass sie eigentlich Worte des Trostes finden müsste, war es Argantilla, die die Priesterin tröstend in ihren Armen wiegte. Sie konnte die Druiden singen hören, die mit ihren Liedern einen magischen Schleier um das Versteck woben. Wurde es deshalb auf einmal so dunkel um sie? Oder hatte der Tod ihrer Hoffnungen der Welt alles Licht geraubt?

DREISSIG
    Die Raben hatten sich bei Sonnenuntergang verzogen. Als sich die Nacht über Manduessedum senkte, waren die Wölfe an der Reihe. Die vierbeinigen Genossen schlichen sich aus ihren Verstecken im Wald, während der abnehmende Mond über der Ebene aufging. Die römischen Wölfe durchkämmten das Schlachtfeld mit Falken, töteten jeden Britannier, der noch lebte, und entrissen ihm Ausrüstung und Gold.
    Die Wälder oberhalb des Schlachtfelds hatten sie noch nicht durchsucht, aber wenn die Fliehenden bis zum Morgen in Sicherheit sein wollten, dann mussten sie bald aufbrechen.
    »Nicht, bis ich weiß, was meiner Mutter und meiner Schwester zugestoßen ist!«, sagte Argantilla störrisch.
    »Sie sind tot, Tilla. Du siehst doch, wie es dort unten auf dem Schlachtfeld aussieht!«
    »Nicht alle. Oder wen töten die Römer gerade jetzt? Aber selbst wenn du recht hast, willst du, dass diese Bestien ihre Körper schänden? Wenn niemand sie suchen geht, dann suche ich sie.«
    Diese Worte rissen Lhiannon aus ihrer Verzagtheit. »Ich habe der Königin versprochen, dafür Sorge zu tragen, dass du stets in Sicherheit sein

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