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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht helfen können … Es tut weh, Lhiannon«, sagte Boudicca dann, »wenn du mich zwingst, mit diesen Schmerzen zu leben.«
    »Das tut es sehr wohl, wie ich zu sagen wage«, erwiderte die Priesterin herb. »Du warst immer eine echte Rossnatur. Kanntest du je Schmerzen, außer als du im Kindsbett lagst? Du hast siebzehn Jahre lang unbeschwert gelebt und dann einen dreimonatigen Feldzug mitgemacht. Was weißt du schon von dem langen Kampf, der die Seele erschöpft?«
    Voll Entsetzen sah Lhiannon zu, wie Boudicca zurückschreckte bei jedem Wort, das sie mitten ins Herz traf. Bogle streckte die langen Glieder und sah verängstigt von einer zur anderen. Lebenslange Ängste und Qualen, die Lhiannon mit sich herumtrug, ohne es zu wissen, brachen sturzflutartig aus ihr hervor, und sie konnte die Flut nicht dämmen, bis sie sich ergossen hatte.
    »Du hast die Schlacht verloren – ich aber musste meine ganze Kraft in nichts als in fruchtlose Magie stecken und unsere Krieger einen nach dem anderen sterben sehen. Zu scheitern und zu sterben ist hart, aber noch härter ist es, zu scheitern und weiterzukämpfen im Wissen, den Kampf sehr wahrscheinlich zu verlieren!«
    Boudicca weinte stille Tränen. Und Lhiannon fühlte sich plötzlich krank und alt. Der Hass, den sie für die Römer empfand, war eine helle, klare Flamme, ein gerechtfertigter Zorn. Was sie und Boudicca in diesem Augenblick teilten, war die Schattenseite der Liebe.
    Doch so schwach sie auch war, geschlagen gab sich die Königin noch nicht. Nach einer Weile holte sie tief Luft und sah die Priesterin eindringlich mit jenem Blick an, der das Heer einst befehligt hatte.
    »Und was ist mit all den Dingen, die du in deinem Leben nicht gewagt hast?«, fragte sie. »Als ich nach Mona kam, war dein innigster Wunsch, als Orakel auf dem Hohen Stuhl zu sitzen …«, ihre Lippen kräuselten sich, »zumindest wenn du mal nicht davon geträumt hast, in Ardanos’ Armen zu liegen. Helve ist tot, und du bist hier nun Hohepriesterin. Warum hast du nicht die Gelegenheit ergriffen, auf der Straße des Geistes zu reiten?«
    Es ist nicht richtig, dachte Lhiannon, die gemeinsamen Erinnerungen jetzt gegen mich zu verwenden, aber schließlich waren sie beide verzweifelt. Was sie am meisten schmerzte, war die Wahrheit in Boudiccas Worten. In Eriu hatte sie gelernt, Erleuchtung zu finden, indem sie sich in einem dunklen Raum allen Sinnesreizen entzogen hatte; sie hatte gelernt, wie man Ahnungen erfühlte und wie die Dichtkunst den Geist vorbeilenkte am bewussten Verstand, mitten hinein in ahnende Gefilde, in denen die Wahrheit liegt. Doch seit sie mit Caratac geritten war, hatte sie diese Magie nicht genutzt, um die Fragen zu stellen, deren Antworten sie gern gehabt hätte.
    Ich habe mich losgelöst vom Rausch des Fleisches wie auch vom Rausch der Seele, erkannte sie nun.
    »Doch wenn ich es jetzt tue …«, sagte sie bedächtig. »Wenn ich mich jetzt aufmache und die Antworten suche, die ich fürchte, wirst du dann um dein Leben kämpfen?«
    Diesmal, so bemerkte sie, rührte Boudiccas Zucken nicht von ihrem körperlichen Schmerz.
    »Ich werde kämpfen«, sagte die Königin mit einer plötzlichen Erleichterung. »Wenn du mich die Fragen stellen lässt, sobald du zwischen den Welten weilst.« Eine lange Stille entstand. Bogle spürte, dass der kleine Zank beendigt war, stieß einen heftigen Seufzer aus und streckte sich wieder lang.
    »Tut mir leid, Lhiannon, es tut mir alles so leid«, sagte Boudicca mit einem Mal. »Ich wünschte, du wärest nie aus Eriu zurückgekehrt.«
    »Ich nicht.« Und in der Leere, die ihr Zornesausbruch hinterlassen hatte, erhaschte Lhiannon einen kleinen Hauch, der Frieden verheißen könnte. Auch das, so dachte sie benommen, war ein Geschenk der Morrigan. »Ich hätte es bedauert, diese letzte Schlacht nicht mit dir geteilt zu haben.«
    »Dann gibst du mir besser noch etwas von deinem Zaubertrunk …« Und plötzlich war Boudicca sehr blass.
    Als die Königin die Augen schloss, beugte sich Lhiannon völlig bestürzt über sie, aber Boudicca atmete noch. Wieso nur hatten sie die Zeit vergeudet und sich gegenseitig so verletzt, wo die Zeit ihnen bald genommen sein könnte?, dachte die Priesterin verzweifelt.
    Lhiannon beobachtete Boudicca voller Unruhe, als sie ihre Trage neben das Feuer stellten; sie sorgte sich so sehr um ihre Freundin, dass sie die Sorge um sich selbst darüber vergaß. Das Fieber war wieder gestiegen, und Boudicca verfolgte das Geschehen mit

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