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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dich beschwört, ich, die dich befehligt! Höre auf meinen Willen!«
    Stand es ihr an, so zu sprechen? Für einen Sterblichen ziemte es sich zu bitten, nicht zu befehligen … und für einen kurzen Augenblick spürte Boudicca Angst.
    »Dein Schrei soll den Römern entgegenschallen, auf dass sie uns nicht einnehmen! Breche ihren Mut! Auf dass sie nicht kommen!«
    Abermals schwang sie die Arme empor und stieß einen gellenden Schrei aus. Boudicca kauerte am Boden vor Helve, unter dem Blick ihrer Augen, so schwarz wie eine sternlose Nacht.
    Ich bin wütend …, sagte da eine Stimme in ihrer Seele. Ich bin voller Angst … wie wird es kommen? Welchen Weg wirst du wählen? Als die göttliche Macht niederfuhr, brach eine Eiche entzwei, und die schlummernden Vögel stoben in kreischenden Scharen aus dem Hain. Mit Blut hast du mich gerufen, und Blut wird fließen, bis ich befriedigt bin!
    Boudicca schrie – alle schrien, als ein Schatten über sie hinwegfegte, durch die Lüfte getragen wurde und auf einer klangvollen Welle nach Süden und Osten davonwirbelte.
    Der Schatten fegte über ganz Britannien, erzeugte einen albtraumhaften Wind, der Hunde bellen und Kleinkinder weinen ließ und durch die nächtlichen Träume der Menschen tobte. Von Britannien brauste er weiter, toste über die hochschlagenden grauen Wellen der Engen Meeresstraße bis zu einem Ort namens Gesoriacum an der gallischen Küste. Wie entfesselt peitschte er über die dicht gereihten Lederhautzelte, verfing sich in Spannleinen und wirbelte Zeltstangen durch die Luft. Und die Männer der römischen Legionen fuhren schlotternd vor Angst und Schrecken aus dem Schlaf.
    Am folgenden Morgen blickten sie hinaus auf das Meer, sahen in jeder Welle das Gesicht des nächtlichen Schreckens, traten in geschlossenen Reihen vor den Heerführer und verkündeten: »Wir werden nicht ziehen …«

FÜNF
    Lhiannon fuhr zusammen, als sie das metallische Klirren des Schmiedehammers hörte, der auf glühendes Eisen schlug. Nach einem Monat in der Festung von Durovernon sollte sie sich eigentlich an diesen Lärm gewöhnt haben, doch noch immer lief es ihr bei jedem Schlag kalt über den Rücken. Sie sah auf den Stapel von Eisenschwertern und Speerspitzen, bronzenen Harnischbeschlägen, Helmen und Schutzschilden und musste an all die Waffen denken, die sie als Opfergaben in den Heiligen Teich geworfen hatten. Wie vieles von dem, was der Schmied gerade aushämmerte, würde ebenfalls im Wasser enden? Und wer würde es dort hineinwerfen?
    Seit der Tagundnachtgleiche waren drei Wochen vergangen. Die Römer waren nicht eingefallen. Ganz eindeutig war die Enge Meeresstraße den Händlern, die zwischen den keltischen Stämmen in Gallien und Britannien verkehrten, weit wohlgesinnter als damals Caesar, der an ihren Tücken fast gescheitert wäre. Und so kam durch das Wachtor ein knarrender Wagen gefahren, voll beladen mit Luxuswaren aus dem Süden, gelenkt von einem dunkelhäutigen Griechen. Als er mit dem Abladen begann, hatte sich im Nu eine Traube von Menschen um ihn geschart. Auch Lhiannon drängte heran, gefolgt von anderen Druiden. Dahinter kamen Bendeigid und wenig später auch Caratac samt einigen seiner Stammesführer.
    »Ihr Krieger könnt heimkehren«, sagte der griechische Händler mit einem Schmunzeln, und seine weißen Zähne blitzten im schwarzen Bart. »Diese Römer haben es alle mit der Angst zu tun bekommen! Sie nennen das Mittelmeer zwar ›Unser Meer‹, aber die Wellen weiter draußen …«, er machte eine Handbewegung gen Osten, »… die sind wie auf hoher See – voller Ungeheuer, die nur darauf warten, sie zu verschlingen, sollten sie es wagen, in ihre Nähe zu kommen. Und hier …«, sagte er und deutete flüchtig einmal im Kreis, »… ist für sie das Ende der Welt.«
    »Dann haben sie den Kriegsbefehl verweigert?« Caratac schnitt ihm das Wort ab.
    »Ja, das haben sie – kurz nach der Tagundnachtgleiche!« Der Händler schmunzelte erneut. »Am Morgen danach wachten sie alle schreiend vor Angst auf. Und als die Heerführer sie antreten ließen, verkündeten sie, Britannien sei kein Ort für zivilisierte Menschen, und sie würden keinesfalls ziehen!«
    Einer der Umstehenden stieß einen Triumphschrei aus, und ein anderer stürmte los, die Neuigkeit zu verbreiten.
    »Also doch – zu Frühlingsbeginn …«, tönte Ardanos. »Es ist tatsächlich so gekommen – die Bittrufe wurden erhört.« Bevor er, Lhiannon und die anderen Mona verließen, hatte es heftigen

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